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Geschichten aus dem Leben

Erstellt von Redaktion am Sonntag 23. Juni 2013

Geschichten aus dem Leben

Elbe-Hochwasser in Dresden-Juni 2013

Folgenden „Offenen Brief“ eines/r aufmerksamen LeserIn erreichte uns zu der Hochwasserkatastrophe.

Vor Jahren zog ich aus in den Westen Deutschlands, da  mir eine Arbeitsstelle angeboten wurde.  Ich wagte damals das Risiko und verließ meine schöne Ostdeutsche Heimat.

Da man seine Wurzeln nicht verleugnet und immer noch alte Freundschaften pflegt, ist man von der Heimat nie ganz weg und mit Leib und Seele bei Geschehnissen, die dort passieren.

Als die Flut in Bayern ihre Ausmaße zeigte, ahnte ich,  was meine Heimatkreise erleben werden, denn bereits 2002 hatten wir am eigenen Leib gespürt, welches Leid solch ein Hochwasser auslösen kann.

Als die ersten Anrufe meiner Freunde kamen und man mir erzählte, was sich abspielte, als selbst kleine Bächlein zu reißende Fluten wurden und alles weg-  und unterspülte, Schlammlawinen  in die Straßen und Häuser rutschten, die Flüsse meilenweit alles überfluteten, hätte ich schreien können.

Die Infrastruktur wurde teilweise komplett lahm gelegt.  Ein Schockzustand, der fast nicht auszuhalten war  und mir immer noch in der Seele brennt.

Eine riesige Naturkatastrophe zog  über das Land, unbeherrschbar und dementsprechend zerstörend. So sprachen mich viele Bürger an, bekundeten mir ihr Bedauern und fragten gleichzeitig  wie sie helfen könnten, da sie den großen Hilfsorganisationen Misstrauisch gegenüber stehen. Ich freute mich natürlich sehr darüber.  Wir sind bereit zu spenden, meinten sie, wie sollten wir sonst anders helfen? Die so erhaltenen  Information reichte ich natürlich mit Freude meinen Freunden und Bekannten im Osten weiter. Sie sahen, dass sie nicht alleine sind, wenn man auch nicht immer gleich an Ort und Stelle die helfende Hand spürt.

Ich musste mir aber auch Gespräche anhören, wie: „Wer hat denn da Schuld?“ Wie bitte? „Schuld“, dann soll er doch gleich sagen, dass es ihn nicht interessiert.

Einer meiner westdeutschen Freunde rief mich an, seine Worte waren: „Wenn ich weg könnte, würde rüber fahren und einem Betroffenen das Bad und den Keller neu fließen, kostenlos, versteht sich doch und mein Sohn hat 30 Mann über die Feuerwehr organisiert welche zur Hilfe  unterwegs sind.“

„Du bist eben ein wunderbarer Mensch!“ flötete ich ihm ins Ohr am Telefon.  Toll!  Ich erfuhr auch, dass sehr viele andere Helfer den Weg nicht scheuten und sich von hier aus  auf den langen Weg machten.  Ihnen allen sei herzlich gedankt. Man kann es nicht in Worte fassen, was man denkt und fühlt.

Da ich hier immer noch nicht weg kann und mir dies alles keine Ruhe lässt, musste ich etwas tun, was wenigstens ein kleiner Beitrag zur Hilfe sein könnte. Da wir bald in meine ostdeutsche Heimat fahren, und es noch so viel dort zu tun gibt, könnte es ja sein, dass der Eine oder Andere vielleicht eine Idee hat oder ein paar finanzielle Mittel zur Verfügung stellt oder auch Material, was man abliefern könnte.

Ich setzte mich also mit dem Bürgermeister meiner Heimatgemeinde in Verbindung und fragte ihn, wo Schwerpunkte sind und Betroffene, die es besonders tragisch erwischt hat.

Dann schrieb ich auch an den Bürgermeister der Gemeinde, in der ich jetzt wohne.

In meinem Brief erwähnte ich das Beispiel  einer hilflosen  Frau, die durch die Flut alles verloren hat, auch ihre berufliche Existenz. Fragte nach, ob vielleicht finanziell geholfen werden könnte.  Das alles würde natürlich sauber belegt werden damit ja keiner auf die dumme Idee käme, wir würden versuchen  unseren persönlichen Nutzen daraus ziehen. Man muss ja heute mit Allem rechnen.

Ich teilte ihm auch mit, gemeinsam mit dem Bürgermeister der Heimatgemeinde die entsprechenden Spenden zu überreichen, nämlich genau dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Was ich ihm aber nicht mitteilte, dass wir dort an Ort uns Stelle zupacken werden, selbst und uneigennützig.

Mir ging es in dem Schreiben an den Bürgermeister um mehrere Fakten.  Zum Einen, wie stehen Politiker zu diesen Ereignissen, wenn sie nicht die eigene Region und damit den eigenen Trog betreffen? Der Bürgermeister der Gemeinde, in der ich wohne, ist Sozialdemokrat.

Und zum Zweiten, wie flexibel sind sie im Umdenken, wenn es um Logistische Handlungen geht, wo es scheint, dass sie schwierig zu bewältigen sind und zum Dritten, wie viel Wert sind  Bürger  Gemeinden und Regionen und deren Sorgen. Wie weit reicht gelebte  Solidarität, über den eigenen Gartenzaun hinaus, in welch einer Gesellschaft leben wir. Ist sie erhaltenswert?

Noch eines zum Vierten, welch einen Integrationsstellenwert haben Bürger, die nicht aus dieser Region stammen, gar ostdeutsch, also auch Ausländer hier sind ?

Es hätte ja auch sein können, dass meine Aktion belohnt wird und alles unkompliziert und reibungslos über die Bühne geht, wie auch immer, ob finanziell  oder materiell vielleicht  auch einfach nur ein Rat oder Tipp, eine Vermittlung oder einfach nur die Bereitschaft sich anderer Sorge annehmen. Und wäre es nur für ein  Gespräch, 10 Minuten hätten gereicht. Alles wäre richtig gewesen. Ich hätte in meiner Heimatgemeinde verkündet, man sorgt sich um euch, man ist bei euch, man will helfen, kann aber nicht gleich usw..

Hier die Antwort des Bürgermeisters:

Sehr geehrte/r…

 Ich danke Ihnen für Ihr o.g. Schreiben.

 Die Situation in den Hochwassergebieten macht mich betroffen. Allerdings darf eine Gemeinde aus Haushaltsmitteln keine Spenden vornehmen. Zudem ist es nicht unproblematisch, lediglich einen Einzelfall bedenken zu wollen.

Ich persönlich habe bereits auf ein `zentrales` Hilfskonto gespendet, wie dies wohl nicht wenige Bürger unserer Gemeinde getan haben. Insofern wüsste ich jetzt nicht, wie ich Ihrem gezielten Anliegen entsprechen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

So weit die Antwort, wozu ich folgende Anmerkungen habe:

Ich habe in meinem Schreiben weder nach der persönlichen Betroffenheit,  und auch nicht nach Spenden aus dem Haushalt der Gemeinde angefragt. Unproblematische Fälle erledige ich alleine, ohne Hilfe. Nicht nachgefragt habe ich auch nach seiner privaten Spendenbereitschaft, also auch nicht nach der Spendenhöhe.

Es ist die typischen Antwort eines eiskalten Berufspolitikers. Es wird Zeit das die Bevölkerung aufsteht und die Bande der Gangster in die Flucht jagt. Mögen sie sich die Wähler suchen welche zu ihnen passen.

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Fotoquelle: Wikipedia – Author Dr. Bernd Gross

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5 Kommentare zu “Geschichten aus dem Leben”

  1. Ichbins sagt:

    „betroffene“ Politikerfloskeln.. zu mehr sind solche nicht fähig… blumige Worte des Bedauerns, das wars!

  2. Alter Sachse sagt:

    Ja, es ist immer das gleiche. Die welche am wenigsten zu sagen haben, blubbern am meisten. Wenn sie einmal im Leben etwas sinnvolles machen könnten, versagen sie kläglich.

  3. ichgreifmirandenkopf sagt:

    Jetzt haben sie den Fluthilfefonds beschlossen. Bin mal gespannt, wie viel da beim kleinen Bürgerlein in Wirklichkeit ankommt und wie der angebliche Geldregen verrechnet wird. Schenken tun die doch dem Häusler nie etwas.

  4. Juppi Schlegel sagt:

    http://www.rp-online.de/politik/deutschland/flutopfer-10000-euro-vorschuss-fuer-beamte-1.3503690?utm_source=partnerprogramm&utm_medium=newsticker&utm_campaign=politik

    Da geht es schon wieder los. Denke mal, der Streit ist vorprogrammiert.

  5. Alter Sachse sagt:

    Ja natürlich, Beamte sind überwiegend CDU und FDP Wähler. Da schiebt man sich immer die Gelder gegenseitig zu.
    Der Witz auch hier: Die LINKE ist auch hier gegen den Abbau von Arbeitsplätzen und unterstützt damit genau diejenigen welche in vorauseilender Gehorsamkeit die Arbeiter und Angestellten drangsalieren.
    Siehe die ARGEN !

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