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Gedanken zu Gorleben

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 19. September 2010

Gorleben – ein Fass ohne Boden –oder wie betreibe
ich falsche Politik. Eine Hommage an das Wendland – oder wie andere es nicht sehen

File:Anti-Castor-Demonstration Gorleben 20101106 i.jpg

Gorleben, ein sehr langes Thema, was die Medien und die Politik seit Jahrzehnten beschäftigt.

Doch wie sieht es wirklich aus? Bekannt wurde Gorleben durch sein damaliges „Dorf“ und die immer wiederkehrenden Demos gegen das Atomendlager, nur scheint und schien es die Politiker und wohl auch einige andere Personen herzlich wenig zu interessieren, was in den Bürgerinnen und Bürgern, die im Wendland leben vor sich geht. Die Menschen, die dort leben machen sich schon so lange Gedanken, um ihre Umwelt, ihre Kinder, die Böden usw.

Doch wie soll es weiter gehen? Naja, da wird doch mal großzügiger Weise nach 10 Jahren das „Unwort-Dorf“ Gorleben wieder neu aufgenommen und untersucht. Da überlege ich doch glatt, ob ich die Personen, die solche einen Mist erfinden, mal zur Rechenschaft ziehen sollte, denn es geht hierbei nicht nur um mal eben ein Unwort – Dorf, sondern es leben Menschen dort und diese werden dank solcher Idioten, die sich so einen Blödsinn ausdenken und das auch noch publik machen, herabgesetzt. Aber wen interessiert das schon, man ist ja nicht selbst betroffen?!

Ich kenne die Problematik sehr genau, denn als meine Familie in den 70-igern nach Lüchow zog, etwa 18 km entfernt von Gorleben, da war dort noch die Welt in Ordnung.

Ich wuchs dort auf, ging zur Schule und wurde Zeugin des Ganzen, als das Dilemma Gorleben begann. Denn damals zogen die Atomkraftgegener aus ganz Deutschland nach Gorleben, um ihren Unmut Luft zu machen, die meisten kamen um friedlich zu demonstrieren, doch einige wenige kamen auch um Krawall zu machen, genauso setzt es sich bis heute fort, die einen so und die anderen so. Ganz schnell hatte das Wendland den Ruf weg, die Chaoten, die machen doch nur Randale, falsch! Meist waren es die Auswärtigen, die sich mit Schlägereien gegen die Polizei durch setzten wollten, was natürlich alles folgen hatte.

Trotzdem heißt es noch heute, Gorleben, ja die Randalen! Inzwischen steht am Rande von Lüchow eine riesige Polizeikaserne, wenn wieder Demos sind, dann kann schnell gehandelt werden und genügend Polizei steht zur Verfügung. Diese Kaserne ist ein rotes Backsteinhaus, wenn man von Lüchow in Richtung Woltersdorf fährt, für mich hat es damit den Anblick von Lüchow kaputt gemacht und es ist sicherlich nicht mehr das Lüchow, was ich aus meiner Jugendzeit kenne. Schade!

Auch kann ich mich gut daran erinnern, dass wir damals, wie auch heute noch, immer wenn Demos angekündigt wurden Schulfrei hatten und die Kids heute auch noch haben, weiß ich da ein Teil meiner Familie noch in der Nähe wohnt und die Kinder halt immer wieder Schulfrei bekommen. Die Eltern haben zu Recht Angst um ihre Kinder. Ich erinnere mich noch, dass ich mich einmal aus dem Haus schlich, denn bekanntlich ist die Neugier dann ja am größten, und ich war erschrocken, wie verwüstet Lüchow danach war, Schaufensterscheiben waren eingeschlagen, Dreck türmte sich auf den Straßen, all dies musste wieder hergestellt werden, bzw. gereinigt werden, alles Kosten, die eigentlich nicht nötig wären, würden unsere lahmarschigen Politiker einmal etwas schneller arbeiten, aber daran ist ja nicht zu denken.

Auch ist mir noch eine sehr prekäre Situation in Erinnerung. Auffallend ist doch, dass meist Bilder gezeigt werden, wo die Demonstranten auf die Polizei losgehen, tztz. Hat sich schon einer Mal Gedanken darüber gemacht, dass es auch andere Situationen gab, diese aber unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit bleiben, denn die Polizei darf sich ja keine Blöße geben!

Situation war folgende:

Es war im Sommer irgendwann in den 80-igern, der Standort Neu Tramm hatte wie jedes Jahr sein Sommerfest von der Bundeswehr und als brave Kinder eines Soldatenehepaares ging man natürlich mit, ob man wollte oder nicht, denn es musste ja die perfekte Familie präsentiert werden, während sich der Herr des Hauses in der Öffentlichkeit profilierte, gingen wir Kids doch immer wieder mal unsere eigenen Wege um, dem Zwang zu entkommen. Was bietet sich da mehr an, als auch mal die Wege außerhalb der Kaserne zu inspizieren.

Doch lange sollte mein damaliger Spaziergang nicht dauern, denn wieder einmal waren Demonstranten unterwegs und somit mussten alle wieder auf das Kasernengelände. Ich stand am Tor und beobachtete die Szene, wie friedliche Demonstranten niedergeknüppelt und wegtransportiert wurden, das Ganze Spektakel dauerte vielleicht mal gerade 15 – 30 Minuten, so genau weiß ich es heute leider nicht mehr. Ich weiß nur, es wurde radikal vorgegangen, denn Demonstranten an der Pforte einer Kaserne wurden einfach nicht geduldet.

Ich denke heute, dass sicherlich auch die Bundeswehr dahinter steckte, denn die Herren von der Bundeswehr gaben sich ja mit solche einem niederen „Fußvolk“ ja nicht ab, man musste eben zeigen wer der „Herr der Lage“ war. Fakt ist, dass die Demonstranten keine Chance hatten. Dabei hatten sie doch nur friedlich demonstriert, was zeigt, dass selbst friedliche Demos nicht geduldet wurden bzw. werden.

Ich war damals so schockiert und bin es auch heute noch, denn diese Bilder werde ich nie vergessen. Vor allem auch nicht, wie die Bundeswehrsoldaten sich dann damit brüskierten, was für ein „Gesocks“ das doch gewesen sei und die hätten da nichts zu suchen. Man stelle sich die Situation einmal vor, ich Teenager Alter und man glaubt sicherlich nicht, dass mit einem danach groß darüber geredet wurde, es wurde wie viele andere Sachen, die einfach nicht ins Konzept passten, tot geschwiegen, oder es wurde als Belanglos abgestempelt.

Noch heute leidet die Bevölkerung im Landkreis Lüchow/Dannenberg (Wendland) unter der ganzen Situation und ich möchte nicht wissen, wie viele Kids oder Teens auch solche Szenen erlebt haben und ein Leben lang darunter leiden.

Für mich steht fest, dass mit Beginn des Atomzeitalters und dem Atomendlager Gorleben, die Menschen die Leidtragenden sind und unseren Politikern ist es doch egal, was aus diesen Menschen wird. Noch heute fahre ich regelmäßig dort meine Familie besuchen und ich war auch zwischen durch mal in Gorleben, nichts erinnert mehr an die vergangen Tage, das Land sich verändert, die Menschen haben einen Stempel fürs Leben. Wenn ich heute irgendwo erzähle, wo ich groß geworden bin, dann heißt es oft genug, Lüchow/Dannenberg wo ist das denn? Wenn ich dann sage bei Gorleben, dann weiß jeder Bescheid!

So gesehen, ist der Landkreis Lüchow /Dannenberg erst durch Gorleben zum Symbol für die Demos geworden und sicherlich nicht immer zum Besten.

Ich erinnere mich am liebsten noch an die Unbeschwerten Tage, als dort alles noch normal war, denn da gab es noch keine Demos und vor allem kein Endlager! Es gibt dort wunderschöne Seen, Reiher und Störche sind dort zu beobachten, zählt das denn alles nicht mehr?! Die Natur ist doch das was uns am Leben erhält und irgendwelche Profitgeier zerstören all dies Wunderwerk mutwillig.

Doch wenn ich dann wieder einmal, und Gorleben war ja oft in der Vergangenheit in den Medien, besonders solch einen Mist lese wie jetzt mit dem „Unwort –Dorf“ Gorleben, dann platzt mir schlicht und ergreifend der Kragen, denn ich fühle mich heute noch, obwohl ich dort zwar nicht geboren wurde, aber meine Jugend bis zum Erwachsenenalter dort verbracht habe, diesem wunderschönen Landstrich mehr zugehörig, als meinem Geburtsort.

Denn das Wendland ist mit Abstand eines der schönsten Gebiete in Deutschland und das haben unsere Politiker durch ihren Egoismus und ihre Geldgier zum Teil zerstört.

War das nötig?

In Erinnerung an die schönste Zeit meines Lebens und an einen wunderbaren Ort mit ganz tollen und liebenswerten Menschen.

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Grafikquelle :

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Author Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen
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