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Folgen für Ex-Winterkorn

Erstellt von DL-Redaktion am Dienstag 8. Mai 2018

Nicht mal die Villa ist noch sicher

File:Martin Winterkorn 2015-03-13 001.jpg

Auch Diesel-Motoren fangen am Kopf zu stinken an

Von Malte Kreutzfeldt

In den USA wurde Anklage erhoben, in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft. Nun fordert VW Geld. Dem Top-Manager droht der Absturz.

BERLIN taz | Seine Ämter und sein Ansehen hat er weitgehend verloren. Vom schier allmächtigen Herrscher über den größten Autokonzern der Welt wurde Martin Winterkorn im September 2015 über Nacht zwangsweise zum Pensionär, als die US-Behörden VW der Manipulation seiner Diesel-Abgase überführten.

Doch abgesehen davon führt der ehemalige VW-Chef nach wie vor ein angenehmes Leben. Er bewohnt zwar nicht mehr die 400-Quadratmeter-Villa im niedersächsischen Groß Schwülper, die VW ihm einst – inklusive beheiztem Koi-Karpfen-Teich – für ganze 5 Euro pro Quadratmeter vermietete. Aber auch sein aktuelles Domizil, eine von hohen Mauern umgebene Villa nahe dem Englischen Garten im Münchener Nobelstadtteil Oberföhring, die er einst für einen zweistelligen Millionenbetrag von Wolfgang Porsche gekauft hat, dürfte einigen Luxus bieten.

Für den standesgemäßen Transport sorgt weiterhin ein Dienstwagen, den VW bis zum Lebensende stellt. Die Heimspiele von Bayern München guckt sich der 70-Jährige als Aufsichtsratsmitglied des Vereins nach wie vor von der Ehrentribüne aus an. Und auch finanziell musste sich Winterkorn bisher keine Sorgen machen. Mit 16 Millionen Euro pro Jahr war der VW-Chef Deutschlands bestbezahlter Manager. Und als Pension bekommt er von VW 3.100 Euro – pro Tag. Gilt also weiterhin das Motto „Die Großen lässt man laufen“?

Dieser in der Bevölkerung weit verbreitete Eindruck wird derzeit zunehmend widerlegt. Ende letzter Woche wurde bekannt, dass in den USA längst Anklage gegen Winterkorn und fünf weitere VW-Manager erhoben wurde; der frühere Volkswagen-Chef wird per Haftbefehl gesucht. Detailliert werden in der öffentlichen Anklageschrift Indizien aufgeführt, die belegen sollen, wie sich die VW-Führung verschworen hat, um Umweltgesetze zu brechen und die US-Behörden zu belügen. Winterkorn war laut Anklageschrift mindestens seit Mai 2014 – und somit eineinhalb Jahre bevor der Skandal öffentlich wurde – durch ein schriftliches Memorandum über die illegale Software informiert, mit der Volkswagen die Abgastests in den USA ausgetrickst hatte.

In Deutschland noch keine Anklage

Dafür drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft. Und dass die US-Justiz dabei keine allzu große Milde walten lässt, hatte sie schon in zwei früheren Verfahren gezeigt, in denen VW-Manager aufgrund der gleichen Vorwürfe zu dreieinhalb und sieben Jahren verurteilt wurden. In die USA abgeschoben werden kann er als deutscher Staatsbürger nicht, doch bei jeder Auslandsreise droht die Festnahme. Winterkorn, der früher im konzern­eigenen Privatjet um die Welt flog, kann sein Heimatland also vermutlich nie mehr verlassen.

In Deutschland hingegen gibt es nach zweieinhalb Jahren Ermittlungen noch keine Anklage gegen Winterkorn. Und ermittelt wird hierzulande auch nicht wegen eines Umweltvergehens, das Leben und Gesundheit von Tausenden Menschen bedroht, sondern wegen irreführender Werbung, Betrug an Autokäufern und Marktmanipulation zulasten von VW-Aktionären.

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Großkopferte unter juristischem Fallbeil

Vielleicht sollte auch einmal gefragt werden, für welche Parteien sie einst tätig waren?

Von Sunny Riedel

Die Kleinen hängt man, die Topmanager lässt man laufen? Nicht immer. Ein paar prominente Sünder landeten auch im Knast

Utz Jürgen Schneider, selbsternannter Baulöwe mit Münchhausenkomplex

Was hat er gemacht? Den größten Immobilienskandal der Nachkriegsgeschichte verursacht. Um immer mehr Geld für den Kauf von Immobilien vor allem in Leipzig, Frankfurt und Berlin zu bekommen, frisierte er Kreditanträge. 1994 brach sein Lügengeflecht zusammen, 2.000 Mitarbeiter und 6,7 Milliarden Mark blieben auf der Strecke – Schneider schaffte 245 Millionen Mark für sich beiseite, floh nach Miami, wurde dort 1995 gefasst und von den USA ausgeliefert. Aus dem Prozess gegen ihn stammt auch das Wort „Peanuts“, das der damalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper über die noch ausstehenden Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen D-Mark gebraucht hatte.

Was hat er bekommen? Sechs Jahre und neun Monate Haft. Strafmildernd wirkte sich die Mitschuld der Kreditinstitute aus, die ihm beim Betrug halfen. Diese wurden nicht zur Verantwortung gezogen. Nach etwa vier Jahren kam er wieder frei und schrieb drei Bücher, in denen er sich geläutert gibt.

Klaus Zumwinkel, ehemaliger Vorstand der Post-AG und Bambi-Preisträger

Was hat er gemacht? 2008 führte die Bochumer Staatsanwaltschaft eine Razzia in Zumwinkels Privathaus sowie in Geschäftsräumen der Post durch. Es ging um Steuerhinterziehung in Höhe von etwa 1 Million Euro über eine Stiftung in Liechtenstein. Weil er sich kooperativ und reuig zeigte und rund 4 Millionen Euro ­Sicherheitsleistung zahlte, wurde von einer Verhaftung abgesehen.

Was hat er bekommen? 2009 wurde er wegen Untreue zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem bekam er 20 Millionen Euro Rente plus Bonuszahlungen von seinem Ex-Arbeitgeber Post AG. Der umstrittene Umgang der Medien mit dem Fall wurde Zumwinkel strafmildernd ausgelegt.

Quelle  :     TAZ        >>>>>           weiterlesen

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Author Volkswagen AG

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Unten    —      Thomas Middelhoff (2007)

 

 

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