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Flughafenstreik Frankfurt

Erstellt von Redaktion am Dienstag 21. Februar 2012

Am Donnerstag letzter Woche pünktlich um 15:00 begann auf dem Frankfurter Flughafen der angekündigte Streik von 200 Vorfeldlotsen und Flugzeugeinweiser. Da dieser Ausfall vom Flughafenbetreiber Fraport nur zum Teil aufgefangen werden konnte, mussten die Hälfte aller Flüge ausfallen. Gleichzeitig wurde die Fortsetzung des Streik für Freitag von 8 bis 22 Uhr angekündigt.

Eine kleine Gruppe also, welche hier mit großer Wirkung streikt und auch streiken kann da die Gruppe sehr wohl um die Wichtigkeit ihrer Arbeit weiß. Diese Gruppe organisiert außerhalb der Rollbahnen Flugzeuge, Busse, Gepäckdienste und weitere Serviceleistungen und konnte dementsprechend durch den Betreiber des Flughafen nicht adäquat ersetzt werden.

Diese 200 Gewerkschafter klagen über eine bereits lange Jahre anhaltende Unterbezahlung welche sie beenden möchten. So verdient ein Schichtleiter zur Zeit 65 000 Euro, ein ausgebildeter Vorfeldspezialist 50 000 Euro und ein Anfänger startet zur Zeit mit 31 000 Euro monatlich.

Derweil die Fraport bei dem Streik von Erpressung spricht wurde der Streik auch am Montag und Dienstag weitergeführt. Es kam dabei zu weiteren Ausfällen in Größenordnungen von um die 30 Prozent, da es gelang die Ausfälle durch Personal, welches früher dort tätig war aufzufüllen. Sollten sich die Parteien nicht einigen können werden laut der Gewerkschaft GdF die Streiks weitergeführt. Alleine für die beiden Streiktage in der letzten Woche beziffert die Fraport den entstandenen Schaden auf 4 Millionen Euro, ohne die Verluste der Airlines.

Kaum machen sich hier im Land die Angestellten und Arbeiter auf nach Jahre langer, von oben, auch aus den Gewerkschaften heraus diktierter Lohnzurückhaltung endlich für ihre Belange zu streiten wird von Presse Funk und Fernsehen von Erpressung, Gruppenegoismus usw. geschrieben und gesprochen. Auch werden immer wenn Lohnforderungen im Raum stehen gesetzliche Regelungen gefordert. Dabei kommt diese jetzige Auseinandersetzung nicht überraschend und von ungefähr. Lehnte doch der Arbeitgeber den Schlichterspruch des von ihr beauftragten Schlichters ab, was von der GdF als einmaliger Vorgang beurteilt wird und somit die Kritik der Medien als unqualifiziert ad acta legen sollte.

Das 200 Gewerkschafter durch ihren Streik jetzt einen ganzen Flughafen lahmlegen worunter tausende Fluggäste leiden, wurde vom Gesetzgeber genau so provoziert und gewollt. Im Jahre 2010 kippte das Bundesarbeitsgericht das Gesetz der Tarifeinheit. Zuvor galt der Grundsatz das in jedem Betrieb nur ein Tarif gültig ist. Damit wurden die Türen und Tore für die Bildung von Spezialgewerkschaften geöffnet welche sich jetzt ungebremst um die Spezialinteressen der Ärzte, Lokführer, Piloten oder auch Fluglosen kümmern.

Der Hintergrund: Damit sollte die Macht der Großgewerkschaften zerschlagen werden. Vielleicht kommt der Politik aber irgendwann die Erleuchtung einer Fehlleistung. Sie brauchte die Tarifeinheit nur gesetzlich wieder vorschreiben um den von Ihnen eingeleiteten Gruppenegoismus wieder abzuschaffen.

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2 Kommentare zu “Flughafenstreik Frankfurt”

  1. Gabriel van Helsing sagt:

    Schon mal daran gedacht, dass im Gegensatz zu den „Einheitsgewerkschaften“, kleinere Spartengewerkschaften eine etwas höhere Lohnsteigerung herausholen,wie die an der grossen Tante DGB angeschlossenen.
    Mit was will man zukünftige Mitglieder denn locken?

    Ein Betrieb, eine Gewerkschaft?
    Ich kenne öffentliche Arbeitgeber, da gibt es nicht nur 3 Mitarbeitergruppen, wie Arbeiter, Agestellte und Beamte.
    Nein,da gibt es acht (8) verschiedene Tarifverträge.
    Alles unter einem Dach wohlgemerkt.
    Eingefädelt durch DGB-Gewerkschaften.

    Die mickerigen Lohnerhöhungen der letzten Jahre, die diese (Einheits-) Gewerkschaften heraus gehandelt haben,
    wurden sofort danach
    von Inflation, Mehrwertsteuererhöhungen, erhöhte Energiekosten, etc. wieder aufgefressen.

    Man kennt ja schon so vieles in dieser Bananenrepublik.
    Aber das ein Schlichterspruch, der am Verhandlungstisch noch von allen beiden Parteien abgesegnet wurde, anschliessend in die sprichwörtliche Tonne wandert, hat es hier auch noch nicht gegeben.

    Zur Info, andere Flughäfen in Deutschland zahlen ihrem Flugfeldpersonal die versprochenen Lohnerhöhungen.
    Es handelt sich auch in der Spitze um 17 Prozent und nicht um 30 Prozent,die Herumgeistern.
    Auch handelt es sich oben wohl um einen Fehler?
    Da werden Jährlich mit Monatlich verwechselt.
    31.000 EURO Brutto pro Jahr kommt eher hin für einen Anfänger als Flugfeldmitarbeiter.

    Meine Gewerkschaftsvita ist, IG-Metall, ÖTV, DAG, fusioniert
    zur ver.di. Davon viele Jahre als Personalrat in verschiedene Behörden und Gewerkschaften.
    Alleine durch die Fusion, war ver.di ca. 2 – 3 Jahre nur mit sich selbst beschäftigt.
    Dabei mussten viele der Mitarbeiter Federn lassen.
    Die grossen Funktionäre wurden aufgefangen durch Rentenversicherungen, oder innerhalb von Parteien und mit Gewerkschaften verbundenen Versicherungen etc.
    Die kleineneren Angestellten bekamen wenn sie Glück hatten, evtl.eine Abfindung.
    Fragt mal DGB-Rechtschutzsekretäre, warum die für sich bei privaten Versicherungen,eine Arbeitsrechtschutzversicherung abgeschlossen haben.
    Ich bin nach Jahren in eine sogenannte Spartengewerkschaft gewechselt. Und habe es bis jetzt nicht bereut.

  2. REWE sagt:

    Das Ende der einheitlichen Gewerkschaften ohne Spartengewerkschaften wurde im Februar 1974 eingeläutet, als der damalige ÖTV-Chef Heinz Kluncker die Busfahrer und Müllmänner aufmaschieren ließ, um die Kastanien (11% Tariferhöhung)für die Griffelspitzer in den Amtsstuben aus dem Feuer zu holen.
    Damit wurden Widerstände bei den Arbeitgebern geweckt, die sich zunächst im Verborgenen entwickelten.
    20 Jahre später gab es den endgültigen Todesstoß, als man Ärzte und Lokführer mit schlechteren Bedingungen zu gängeln versuchte.
    In der Folge fühlten sich viele (Arbeitgeberfunktionäre und Politiker) berufen, die großen Gewerkschaften zu schwächen.
    Viele Unternehmen schieden aus den Arbeitgeberverbänden aus und erpressten ihre Belegschaften.
    Die Arbeitnehmer fühlten sich von den Gewerkschaften nicht mehr richtig vertreten und kündigten ihre Mitgliedschaft.
    Wegen Sommerfesten wird man kein Gewerkschaftsmitglied. Die gibt es auch sonstwo und ohne Monatsbeitrag.
    Heute beklagen wir, dass wir es bei unseren Gewerkschaften nur noch mit zahnlosen Tigern zu tun haben.
    Die 5% Reallohnverlust in den letzten 10 Jahren sind ein Ergebnis dieser Politik.

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