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Muttis Brot und Spiele

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 27. Juni 2012

Fahnen-Sucht und Volks-TV

Ein seit Jahrtausenden regelmäßig wiederkehrendes Phänomen feiert zurzeit wieder einmal eine Auferstehung. „Brot und Spiele“! Sind  die politischen Probleme am größten, feiern sich die Spiele am schönsten. Ein Kommentar von Georg Seesslen über den deutschen Konsum und Unterhaltungsnationalismus:

Der neue deutsche Konsum- und Unterhaltungsnationalismus lehrt das Fürchten. Die Fahnen sind kein Spaß, sondern die Lizenz zur Regression als Lebenshaltung.

Es ist ja nicht so, dass man jemandem die mehr oder weniger kontrollierte Form von nationaler Regression anlässlich großer Sportereignisse nicht gönnen würde. Es gibt sonst so wenig, woran man sich halten kann. Es gilt, die Krise zu vergessen, nicht wahr, und ein Fußballstadion von national Berauschten führt doch nicht automatisch zum nächsten Einmarsch, oder?

Doch der Konsum- und Unterhaltungsnationalismus ist auf Dauer gewiss nicht so harmlos und menschenfreundlich, wie er karnevalisiert und freizeitlich daherkommt. Würden wir noch wagen, unsere Gesellschaft genauer anzusehen, so würden wir einen semantischen Befall des deutschen Mainstream erblicken, vor dem einem nur grauen kann.

Reaktion des Kleinbürgers

Seit geraumer Zeit können wir beobachten, dass sich hierzulande eine Verbindung von Nationalismus und „Volkstümlichkeit“, kurz vor dem Umschlag ins „Völkische“, mit der Pop- und Freizeitindustrie entwickelt, die es anderswo nicht gibt. Das Nationale (gern mit Sport) und das Volkhafte (gern mit Dumdideldei und Dschingdarassa) sind zur Massenzeichenware geworden, die ihre Anlässe, Sportevent und Volksfest, weit überdauert. Man will sich von den Fähnchen gar nicht mehr trennen, man hätte am liebsten jeden Tag „Volksfest“. Wo kommt das her, und wo will das hin?

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle   :   Ähnlichkeiten mit Merkel und Kauder sind bestimmt nicht zufällig

Slavek und Slavko, die offiziellen Maskottchen der EURO 2012

Ein Kommentar zu “Muttis Brot und Spiele”

  1. Bussi sagt:

    Warum schwenke ich ein oder zwei Fähnchen? Mal so nachgedacht über dies Thema.
    Im Job hat man Stress. Jeder kämpft zwar im Team aber allein für sich. In der Partei vertritt man ein Ziel, aber jeder auch seines, nur für sich allein. Im Verein ist man zusammen, aber auch irgendwie allein. So zieht es sich wie ein rotes Fädchen durch das Leben. Will man die Gesellschaft verbessern, dann ist man allein, obwohl alles schreit, wie schlecht es uns geht. Die einzigste Gemeinsamkeit ist das gemeinsame Meckern und die Gewissheit, dass es anderen auch so geht. Dies beruhigt für den Moment und dann bin ich wieder mit mir allein. Ist im Kaufmarkt der Kuchen wieder mal teurer geworden, dann findet man schnell Sympathisanten: „Das darf doch wohl nicht wahr sein…!“ Gemeinsam regt es sich wiederum besser auf. Niemand hört das Geschrei, wir sind allein. Beschwert man sich, dann winkt der Verkaufsleiter ab und meint: „Das bekommen wir von der Zentrale vorgegeben.“ Was nun, allein steht man da und geht.
    Wir Menschen sind doch Herdentiere und wollen vieles gemeinsam lösen?? Ohne den Anderen geht doch nichts, oder? Jaaaaaa, Fähnchen schwenken zur richtigen Zeit. Da sind wir gemeinsam und ein Fest (egal was) ist angesagt. Wir kauen gemeinsam auf den Schwenkern herum (sind übrigens gut), prosten uns zu und ein Redner auf der Bühne schmettert seine Ideologie. Die Fahnenschwenker mutieren zur Masse. Es wirkt, ja sie ziehen andere mit. Man hat das Gefühl der Gemeinsamkeit und dass man gebraucht wird. Man ist gemeinsam stark. Stark für das Land. Toll, und danach ist mir elend. Weil ich kein Fähnchen habe und merke, wie alle Fahnenschwenker wieder allein sind.
    Ja und sie haben beim Schwenken… (der Fahnen )alles aus den Augen verloren und waren ein paar Stunden da, wo sie eigentlich gern wären, in einer Gemeinschaft, die sie trägt und nicht nur für kurze Zeit und die Ablenkungsmanöver im Sinne von Festimitäten haben, wie im alten Rom, wieder einmal funktioniert!
    Nun bin ich am Überlegen, was werde ich, Fahnenschwenker, Schwenkeresser oder ich schwenke um die Ecke und mach mein Ding, für mich allein. Es finden sich Gleichgesinnte, mit Sicherheit.
    Nur mal nachgedacht!

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