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Fäkische – Zeitung

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 17. September 2017

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Fäkische    Zeitung

Herausgeber Henry Paul , Prentzlau

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Montag  bis  Samstag :   € 0,25    Sonntag, den 17.  September  2017

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Interview mit Stefan Weinert

von Eva Bläsi

– Herr Weinert. Sie sind der einzige, wirklich unabhängige und parteilose Bundestagskandidat im Wahlkreis 294.  Was hat sie bewogen, ohne jede Rückendeckung  anzutreten?

Ich werde der nächste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

– Schluck. Und was werden Sie anders machen, als Frau Merkel?

Moment mal. Wollen sie mich nicht erst fragen, wie ich das ohne einen Parteiapparat schaffen will?

– Ach, Sie werden doch sowieso nicht Bundeskanzler.

Und warum fragen Sie mich dann, was ich anders als Frau Merkel machen würde?

– Wer stellt hier eigentlich die Fragen? Sie oder ich?

Ich bin dran. Was verdienen sie so als Redakteurin? Kommen Sie klar? Sind Sie allein erziehend?

– Schluck. Das geht Sie doch gar nichts an. Sie sind unmöglich. Die Leute haben schon Recht. Sie sind ein Ekel. Schluchz.

Na, na, nicht weinen. Ich wollte Ihnen doch bloß zu einem höheren Tarifabschluss in der Medienbranche verhelfen. Aber deswegen weinen Sie nicht, oder? Habe ich da irgendwo einen wunden Punkt bei Ihnen getroffen?

– Ach so, sagen sie das doch gleich. Und ja, ich habe da Probleme.

Mögen Sie darüber reden?

– Zwei kleine Kinder, keinen Partner, kaum bezahlbare Miete, schlecht bezahlter Job. Und von den Politikern fühle ich mich auch im Stich gelassen.

Da bin ich doch gerade der Richtige für Sie. Ich bin für Mieten, die 30 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen; ich bin für einen Mindestlohn von 12 Euro und erhebliche Erhöhung der tariflichen Löhne im Medienbereich. Und vor allem – ich bin Single.

– Äh, Herr Weinert, kommen wir noch einmal auf den Beginn unseres Gespräches zurück: Was werden sie anders als Frau Merkel machen.

Dazu wird es gar nicht kommen, denn ich werde ja nicht Bundeskanzler.

– Haben sie doch aber gerade felsenfest behauptet. Sie sagten …

Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber Sie Frau Bläsi, haben das ja nicht nur infrage gestellt, sondern mit dem Wort „sowieso“ lächerlich gemacht.

– Ach, jetzt krieg’ ich noch die Schuld, dass Sie nicht Bundeskanzler werden. Na toll!

Nein, natürlich nicht nur Sie persönlich, sondern all’ die Leute, die am 24. September auf die gängige Politik hereinfallen.

– Wie meinen Sie? Gängige Politik?

Damit will ich sagen: Die Synonyme für „Politik“ und „Politiker“ sind doch „Macht, Geld, Lobbyismus, Sex und abgehobene Parallelwelt.“ Sie und ich kommen da gar nicht vor.

– Also, da pauschalisieren sie doch mächtig, oder?

Na ja, das Kreuz in der Wahlkabine dürfen wir tatsächlich selbst machen und auch selbst entscheiden wo. Aber das war’s denn auch. Überlegen Sie doch mal selbst:  Zwei kleine Kinder, keinen Partner, kaum bezahlbare Miete

– Ja, ja. Ist schon gut. Also wenn ich so überlege, werde ich sie womöglich doch wählen.

Danke. Und wenn sie das Interview veröffentlichen, werden es auch noch ein paar mehr tun. Aber Bundeskanzler? Träum’ weiter. Ich bin froh, wenn ich 0,9 Prozent im Wahlkreis 294 bekomme.

– Nun bin ich aber enttäuscht. Ich hatte zum Schluss wirklich geglaubt, dass Sie Bundeskanzler  werden.

Wer auf den Mount Everest will, muss den Mond anpeilen.

– Lieber Herr Weinert, vielen, vielen Dank für dieses tolle Gespräch.

Ich heiße Stefan.

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Grafikquelle  :   Die Pointe dieses englischsprachigen Cartoons besteht in einem Wortspiel mit der Mehrdeutigkeit (Polysemie) des Wortes boltlightning bolt „Blitzstrahl“, bolt upright „kerzengerade“, „bolzengerade“.

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