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Eurokrise?

Erstellt von DL-Redaktion am Mittwoch 1. Juni 2011

Das Märchen von der Euro-Krise

Krise in der EU  –  Für eine Flug von Lux. zur Türkei rechnete Junker 63.000 Euiro ab

Griechenland ist von den Rating-Agenturen erneut zurückgestuft worden. Das ist kein Wunder bei dem von der EU aufgedrückten Sparkurs. Dabei sind immer nur die Kleinen die Leidtragenden.

Die lebensfrohen Helenen finden das gar nicht lustig. Sie wehren sich und möchten die Drachme wieder zurückhaben. Doch wäre ein Ausstieg aus dem Euro wirklich die beste Möglichkeit, um aus dieser Falle herauszukommen? Das hätte zur Folge, dass die Drachme – wie schon angedroht – sofort um fünfzig Prozent abgewertet wird und sich laut Bundesfinanzministerium die Schulden der Griechen nochmals auf ca. 200 % des BIP (derzeit 140%) erhöhen würden.

Griechenland hat aber seine Schulden längst an die Banken zurückbezahlt. Das was sich da angehäuft hat sind akkumulierte Zinsen und entsprechen nur dem Profit der unersättlichen Banken. Man hat schließlich eine Verpflichtung der Aktionäre gegenüber, die einen Gewinn von 25 % erwarten.

Weit mehr der Bundesstaaten in den USA sind prozentual gemessen einer Staatspleite wesentlich näher als die paar PIIGS-Staaten in der Euro-Zone. Eine Dollar-Krise wird aber nicht heraufbeschworen oder gar die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Die japanische Schuldenquote, gemessen am japanischen BIP, und zwar ohne Tsunami, Erdbeben und Fukushima, liegt etwa 80 % höher als die griechische Schuldenquote am griechischen BIP. Keiner stellt deshalb den Yen auf den Prüfstand.

Sparmaßnehmen, die einen ganzen Staat wie jetzt Griechenland „aushungern“ werden nicht ohne wirtschaftlichen Hintergrund der „Helferstaaten“ aufgegeben. Gleichzeitig bedeutet das eine Entmündigung der Helenen. Werden hier nicht die Glocken zum Ausverkauf des griechischen Gemeinwesens angeläutet? Selbst Prof. Hans Werner Sinn vergleicht „die Situation Griechenlands mit Deutschland Anfang der 30er Jahre“, als ein reiner Sparkurs die Depression vergrößerte“.

Das griechische Bruttoinlandsprodukt würde 2010 nach einer Schätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) um vier und 2011 um weitere 2,6 Prozent schrumpfen. Das ist eine Folge des drakonischen Sparprogramms, das die EU und der IWF für die 110 Mrd. Euro schweren Hilfskredite verlangten, die Athen vor der Staatspleite bewahren sollen.

Vielfach wurde behauptet, die Unterschiede der Staatsverschuldungen, Inflationsraten, Preis- und Lohnentwicklungen zwischen den einzelnen Euro-Ländern seien viel zu groß, als dass eine gemeinsame Währung gut wäre. Die EU-Länder hätten keine gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik. Diese Argumentationen sind unsinnig.

In der Bundesrepublik Deutschland herrschen die unterschiedlichsten ökonomischen Verhältnisse. In einem Bundesland sind die Gewinne, Löhne oder Bodenpreise höher, als in einem anderen. Haben diese Bundesländer deshalb unterschiedliche Währungen? Keiner würde auf diese Idee kommen! Warum soll das bei den Euro-Staaten anders sein?

Durch den Euro-Raum gibt es für die Wirtschaft viele Erleichterungen: Exporteure und Importeure können mit einer stabilen Währung rechnen und Kursschwankungen sind weitgehend abgeschafft worden. Der Dollar ist schließlich durch die „Dollarisierung“ (eigene Landeswährung tritt in den Hintergrund) auch offizielles bzw. faktisches Zahlungsmittel verschiedener Entwicklungsländer. Ländern also, deren wirtschaftliche Strukturen kaum unterschiedlicher sein können. Ist deshalb der Dollar in Gefahr?

Wenn ein Privatmann in Konkurs geht, zieht er/sie letztendlich auch nicht die Nachbarschaft mit in die Pleite.

Ursachen der „Euro-Krise“

Die Banken verlangen von Griechenland mittlerweile bis zu 25 Prozent Zinsen für ihre Kredite (sind Wuchergeschäfte nicht verboten?), trotz des von der EZB festgesetzten Basiszinses. Deutsche Staatspapiere bringen hingegen nur 2 Prozent an Realrenditen. Irland und Portugal, die bisher unter den Rettungsschirm „durften“, zahlen bislang noch weit weniger Zinsen als Griechenland. Alle diese Staaten haben aber massive Sparprogramme von der EU auferlegt bekommen, um in den „Genuss“ des Rettungsschirms zu kommen. Gespart wird dabei – wie soll es anders sein – im sozialen Bereich.

Nun hat auch Griechenland unter ihren Bevölkerungsschichten reiche Bürger, die etwa durch höhere Steuern die Staatsschulden zumindest verkleinern könnten. Aber auch dort wird die Oberschicht „verschont“ und die „kleinen Leute“ dürfen dafür bezahlen, dass die Banken durch ihre selbst verursachte letzte Finanzmarktkrise „gerettet“ werden müssen. Dass Banken und Kapital eine „Euro-Krise“ an die Wand malen wird verständlich.

Klingt es da nicht wie Hohn, wenn ausgerechnet die Deutsche Bank und der Bundesbank-Chef die Griechen „erziehen“ wollen, indem diese weiter sparen sollen anstatt dass umgeschuldet wird. Bei der Finanz- und Wirtschaftskrise in Argentinien in den Jahren 1998 bis 2002, die auch Uruguay mit in die Krise zog, ging das schließlich auch.

Die Argentinier meldeten damals den Staatsbankrott an und akzeptierten ab 2002 keine Zinsen mehr. Die Forderungen des IWF, den Schuldenschnitt von 28 % auf 50 % zu erhöhen, wurden damals abgelehnt. Auch Widerstand aus Deutschland war vorhanden. Nachdem im Frühjahr 2002 der Schuldenschnitt gemacht wurde, ging es in Argentinien mit der Wirtschaft Ende 2002 wieder bergauf.

Auch Uruguay erholte sich rasch wieder, nachdem eine 5-jährige Streckung der Schulden und die Verpflichtung, keine maroden Banken mehr zu fördern durchgedrückt wurde. Es besteht aber heute noch ein sehr hoher Anteil an Arbeitslosigkeit. Hätte man dort auch einen Schuldenschnitt gemacht, sähe es heute wahrscheinlich auch anders aus. Aber da wären ja die armen Banken die Leidtragenden, denn denen würde ein satter Gewinn entgehen.

Oder doch nicht? In den 80er- und 90er-Jahren haben die Banken für die Restaurierung (Wiederherstellung vorrevolutionärer, historisch überlebter, reaktionärer politischer und sozialer Zustände)von Staatsschulden in Lateinamerika und den asiatischen Ländern sehr hohe Honorare kassiert. Die Wiederherstellung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung mit ihren Klassen- und Besitzverhältnissen, eingeleitet durch die zugunsten der Sachwertbesitzer durchgeführte Währungsreform und Übernahme des Dollars als Zahlungsmittel, behindert noch heute zum größten Teil die wirtschaftliche Weiterentwicklung. Leider ist auch dort unter den neoliberalen Vorzeichen (Preissteigerungen, Kürzungen usw.) das Wirtschaftswachstum nur sehr langsam gestiegen und der verheißene Wohlstand nur für einige Wenige eingetroffen. Eben wie im westlichen Kapitalismus auch.

Im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise erhebt auf der anderen Seite der Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF, Klaus Regling, schwere Vorwürfe an die Adresse der Banken. Die Geldbranche heize die Debatte über eine Umschuldung Griechenlands gezielt an, weil sie auf hohe Gewinne spekuliere, sagte Regling dem „Handelsblatt“:

Will man Griechenland wirklich helfen, ist letztendlich eine Umschuldung notwendig und nicht zu umgehen!

Aber nicht nur europäische Banken haben Griechenland in dieses finanzielle Desaster gedrängt. Es stehen auch andere wirtschaftliche Interessen dahinter. Vor kurzem hörte man von der Forderung an Griechenland, ihren öffentlichen Besitz zu veräußern. Es wären mehr als 3000 Inseln vorhanden, die Griechenland ebenfalls veräußern könne. Karpathos, Lesbos, Paxos und wie sie alle heißen, wären dann im Privatbesitz einiger Weniger. Eine furchtbare Vorstellung für jeden Griechenlandurlauber und -liebhaber!

Daraufhin hörte man in den Nachrichten, dass die Griechen ihre Häfen und Flugplätze privatisieren wollen. Dadurch werden aber die Staatseinnahmen geringer und ein Verkauf bringt nur kurzfristig Geld in die Kassen.

Kaum wurde das in den Medien ausgesprochen, hat auch schon die Frankfurter Flughafen-Betreibergesellschaft Fraport Interesse an den Flugplätzen Griechenlands bekundet. Fraport ist diejenige, die ihre Mannen und Frauen in deutschen und europäischen Ministerien sitzen hat. Diese im „crossing-over“ für die Ministerien arbeitenden und von der Fraport bezahlten Damen und Herren schreiben dort die Gesetze, z. B. wegen des durch den Flughafenausbaus zu erwartenden Fluglärms – natürlich zum Vorteil von Fraport.

Kommt da nicht der Verdacht auf, dass „Heuschrecken“ ein Interesse daran haben, Griechenland am Boden zu sehen um somit „billig“ an dessen öffentliche Einrichtungen und Ferienparadiese zu gelangen? Im Artikel „Wie die EU kaputt geholfen wird“ wurde schon einmal berichtet, dass Beurteilungen durch die Rating-Agenturen „bestellt“ werden können.

Griechenland täte gut daran, Staatsbankrott anzumelden und die Zinsen einfach nicht mehr zu bezahlen. Dann muss umgeschuldet werden, aber zu einem vernünftigen Zinssatz mit vernünftigen Konditionen, damit auch Griechenland seine „Krise“ bewältigen kann. Ein Reinreden der EU wäre damit ein für alle mal erledigt und das Land könnte wieder selbständig seine eigene Wirtschaft aufbauen und sie nicht – nach dem Willen der EU – abwürgen.

Ob nun griechische Inseln, Banken oder Flugplätze, Investoren sind immer auf der Suche, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Und auf Inseln sind diese auch noch sicher vor dem „Mob“. Die Helenen hätten dadurch weniger Touristenattraktionen, also wiederum Einnahmeverluste. Der Besuch dieser sehenswürdigen Stätten würde dann wohl mit Sicherheit mehr kosten.

Mittlerweile hängen noch andere Staaten, nämlich Portugal und Irland, am europäischen Tropf. Der Begriff der „PIIGS-Staaten“ ist schon seit 2008 bekannt. Auf Italien und Spanien werden die Steuerzahler schon vorbereitet. Die sollen die Nächsten sein. Italien und Spanien wird ebenfalls unterstellt, sie hätten eine so hohe Staatsverschuldung, dass ihnen der Staatsbankrott drohe. Sind die Rating-Agenturen etwa schon beauftragt, für diese Länder demnächst eine verhängnisvolle Herabstufung auszurufen?

Fazit: Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien sind alles Länder in denen sich Touristen im Urlaub massenhaft tummeln. Eine heraufbeschworene „Euro-Krise“ ist somit hochinteressant für Investoren zur Kapitalvermehrung. Kann man so ein Vorgehen in Europa nicht ebenfalls als „Krieg“ bezeichnen, in dem letztendlich der Verlierer schon feststeht? Unsere Bundeskanzlerin, Frau Merkel, als treibende Kraft will dieses völkerrechtswidrige Handeln durch Krisengeschwätz legalisieren.

M.Brauch-WN

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Grafikquelle :

Creative Commons BY-NC-SA 3.0.

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