Erlebnis Sozialkaufhaus
Erstellt von Redaktion am Mittwoch 18. Juli 2012
Meine Erlebnisse im Sozialkaufhaus
Meine heutigen Erlebnisse bei dem Besuch eines „Sozialkaufhaus“ habe ich einmal zusammengefasst und würde mich freuen wenn dieser Bericht auch die breite Leserschaft auf DL interessieren würde.
Wir ersticken so langsam zu Hause im Überfluss. Über die Jahre hat sich so manches gut erhaltene Teil irgendwo auf dem Dachboden gestapelt. Beim Ausmisten hatten wir den Gedanken, die überflüssigen Dinge dem ortsansässigen Sozialkaufhaus zu überlassen. Dies dient einem guten Zweck und kommt vielleicht noch in Hände, die sich darüber freuen.
Wir schauten uns also heute morgen an, wo denn unsere lieben Sachen hinkommen könnten und waren pünktlich zur Öffnung an Ort und Stelle.
Da wir immer der Meinung sind, dass Menschen denen es in unserer Gesellschaft irgend wie dreckig geht, auch ein Recht auf ein menschenwürdiges Dasein haben sollten, war es für uns interessant, welche Ware im Sozialkaufhaus angeboten wird. Wir dachten nämlich unsere abgestellten Dinge seien nicht gut genug, zum spenden.
Der Eindruck im Inneren dieses Hauses erschreckte uns. Die angebotenen Möbel waren unsauber, abgenutzt, kaputt und verschlissen. Dies betraf Couchgarnituren, Tische, Stühle, Wohnwände und anderes. Als ich den Gang entlang lief, nahm ein Herr eine Kette und versperrte den Weg damit. Ich fragte ihn: „Da darf ich wohl nicht hinein?“ Seine Antwort lautete. „Sind sie froh, dass sie da nicht hinein brauchen.“ Da hatte er wohl Recht, aber zum Einen, woher wollte er das wissen und zum Anderen, ich wollte ja was bringen und nicht mitnehmen. Seine Dominanz und forsche Stimme bewegte mich zum gehen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir dokumentierte, du bist hier nicht erwünscht, denn meine Fragen würgte er mit Herablassung ab. Ich dachte mir, der kann sicher auch nichts dafür und hat nur das zu tun, was man ihm sagt.
Dann stellte ich ihm doch die Frage: „Wo sind denn die Möbel, die keine Schäden haben?“ Ich konnte mir vorstellen, das aus Haushaltsauflösungen sicher Dinge im Sozialkaufhaus ankommen, die gut oder besser erhalten sind. Von ihm kam keine Antwort.
Da ich weiß, dass andere Sozialkaufhäuser zum Beispiel Mitarbeiter beschäftigt haben, die Möbel auf arbeiten, sie säubern und aussortieren.
Der weitere Durchgang zeigte mir an, dass meine Dinge dort fehl am Platze wären. Das hat nichts mit eingebildet zu tun. Ich hatte nur das Gefühl, dass dort die allerletzten Dinge aufgehoben werden, die kein Mensch mehr braucht. Die Kleider waren zwar sauber, aber wer sollte die anziehen?
Warum muss ein Sozialkaufhaus von innen aussehen, wie der letzte Trödelmarkt? Das konnte ich nun gar nicht verstehen. Menschenwürde, wo beginnt sie und wo hört sie auf. Ich kann doch nicht immer nur davon ausgehen, dass der, der Nichts hat, mit Schäbigem zufrieden sein muss. In unserer Gesellschaft wird so viel Gutes weggeschmissen, was besser ist, als das was dort angeboten wird.
Wenn ich als Kunde da kaufe, dann dient das einem Guten Zweck. Wenn ich Dinge spende in dem Glauben, es kommt in Hände, die sich freuen, dann bin auch ich glücklich.
Da ich keinerlei Ahnung von der Handhabung eines Sozialkaufhauses habe, kann ich über das Gebaren und die Organisation nichts sagen, aber ich kann sehen.
Gut, dass es diese Einrichtungen gibt. Dann sollten sie aber dementsprechend ansprechend sein.
Zum Schluss plärrte uns die Chefin noch an, da wir auf ihren Parkplatz parkten, was nirgendwo ausgeschildert war und andere Parkplätze standen erst gar nicht zur Verfügung.
Im Grundgesetz unter den § 1heißt es so schön: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“! In diesem Schuppen hat es mich geschüttelt und ich bin zu der Erkenntnis gekommen bin, meine aufgehobenen Sachen direkt zu verschenken. So spare mir einen Umweg und glaube der Würde eines Nehmers besser gerecht zu werden.
Ines Henkel
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Grafikquelle : Sozialkaufhaus „fairKauf“ in der Innenstadt von Hannover
Mittwoch 18. Juli 2012 um 10:25
wenn man dann noch sieht zu welchen Preisen die Sachen stellenweise noch verkauft werden, grad die Möbel an Menschen die nicht viel haben, wirds mir auch anders. Und die Kleidung für Erwachsene ist meistens derart altbacken und unmodern ;-(
Mittwoch 18. Juli 2012 um 12:04
Genau so ist es. Wo gehen eigentlich die Gelder hin, wenn man da kauft, zum Erhalt der Einrichtung?