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Erhöhungen bei Strom+Gas

Erstellt von Redaktion am Sonntag 18. September 2022

Wie Sie mit Ihrem Energieversorger gut durch die kalte Zeit kommen

Eine Kolumne von Hermann-Josef Tenhagen

In diesem Herbst bekommen Verbraucher die Energiekrise hart zu spüren: Anbieter vervielfachen den Preis, besonders für Gas. So können Sie sich wehren – und Alternativen finden.

Jahrelang war es einfach, einen guten und günstigen Strom- oder Gastarif für den eigenen Haushalt zu finden. Aber gerade jetzt, in Zeiten explodierender Energiepreise, wird die Suche zum Abenteuer. Der Anbieter, der gestern noch günstig war, verlangt heute Mondpreise. Deshalb suchen Kunden heute nach Anbietern, deren Preise nur moderat steigen. Mit ein paar Tricks und Kniffen erhöhen Sie die Chancen beträchtlich, besser und günstiger durch diesen schwierigen Winter zu kommen .

Die gute alte Zeit bis 2020

In der guten alten Zeit bis 2020 waren zwei Bestandteile entscheidend für einen guten Strom – und Gastarif. Zum einen ein günstiger Preis für die Kilowattstunde Energie, und zum anderen eine Vertragsgestaltung, die verbraucherfreundlich war – mit Preisgarantien und kurzen Kündigungsfristen. Natürlich waren die Preise niedriger .

Energiehändler. Im Gasmarkt ist das überwiegend getrennt – Deutschland verfügt kaum über eigenes Gas; es muss importiert werden. Der Energiehändler, der in der Vergangenheit etwas auf sich hielt, kaufte mehr oder weniger große Teil des Stroms oder Gases zum Weiterverkauf an die Endkunden mit Festpreisen bei den Erzeugern. Der Rest konnte leicht an der Strom- und Gasbörse in Leipzig gekauft werden – oft zu besonders günstigen Bedingungen .

Die Kauf- und Verkaufsbeziehungen waren und sind für Endkunden undurchsichtig. Wichtig ist den meisten Kunden aber ja ohnehin vor allem der Preis. Vergleichsportale wie Check24 und Verivox ermöglichten den Kunden immerhin, viele Angebote auf diesem immer unübersichtlicher werdenden Markt zu vergleichen und das preiswerteste Angebot zu finden. Bei Finanztip haben wir die besten Angebote aus beiden Portalen sogar in einer gemeinsamen Datenbank zusammenführen können .

Zeitenwende

In diesem Winter ist vieles anders. Die Preise für Strom und Gas waren schon 2021 deutlich angestiegen. Und zwar so deutlich, dass viele Anbieter sich außerstande sahen, noch neue Kunden zu bedienen. Sie machten potenziellen Neukunden einfach keine Angebote mehr. Oft bekamen nur noch Bestandskunden ein Verlängerungsangebot für Strom, vor allem aber für Gas. Und das musste nicht günstig sein.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verschärfte sich die Situation noch einmal. Vor allem beim Gas. Angesichts der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas stiegen die Preise an der Börse in Leipzig auf ein Vielfaches, von drei Cent pro kWh im Jahr 2020 auf mehr als 30 Cent. 50 Prozent des in Deutschland verfeuerten Gases stammten aus Russland, sogar zwei Drittel der Gasmenge, die hierzulande 2021 eingeführt wurde. Denn Deutschland war auch der große Gashändler, der zum Beispiel russisches Gas wieder nach Polen verkaufte . Händler, die bei ihrem Geschäftsmodell vor allem auf billiges Gas von der Börse gesetzt hatten, sahen ihre Felle davonschwimmen und versuchten, ihre Kunden mit Mondpreisen loszuwerden.

Großhändler hatten lange dieses Geschäftsmodell: Sie hatten mit Russland langfristige Verträge gemacht und das dort eingekaufte Gas über Jahrzehnte gewinnbringend weiterverkauft. Nun waren sie mit dieser Situation konfrontiert: Einerseits pochten ihre Kunden auf die Verträge mit günstigen Preisen, anderseits pumpte ihr Zulieferer in Russland aber kein oder kaum Gas mehr in die Pipelines. Ersatz an der Börse mit ihren Spekulationspreisen zu besorgen, hätte die Handelskonzerne in den Ruin stürzen können.

Uniper, der größte Gashändler Europas, stand deshalb vor der Pleite, bevor der Staat einstieg. Gazprom Germania, Tochtergesellschaft des russischen Gazprom-Konzerns und Besitzerin des größten deutschen Gasspeichers im niedersächsischen Rehden, wurde von der Ampelregierung unter staatliche Kontrolle gestellt .

Auf dieser Ebene funktionierte der Staat. Und mit einer Gasumlage sollen die Gaskunden für dieses Manöver zahlen, weil der Finanzminister dafür keine Steuergelder zur Verfügung stellen wollte.

Preischaos für Kunden

Jetzt aber bekommen die Kunden in diesem Herbst das Chaos besonders zu spüren. Anbieter vervielfachen den Preis, besonders für Gas, teilweise auch für Strom, und reichen die Spekulationspreise der Börse erbarmungslos an die Kunden weiter. Beim Gas treibt der Mangel den Preis in ungeahnte Höhen. Beim Strom ist es das Marktmodell, das Wind-, Solar-, Atom- und Kohlestromer mit hohen Preisen belohnt – denn den Preis bestimmt immer das teuerste Kraftwerk für alle anderen, und das sind derzeit die Gaskraftwerke, die fast täglich in den Stunden hoher Stromnachfrage produzieren. Morgens, mittags und abends klettern die Strompreise dann auf bis 50, 60 oder sogar 70 Cent pro Kilowattstunde. Die Erzeugung von Strom aus Steinkohle kostet aktuell rund 30 Cent; Atom-, Wind- und Solarstrom sind noch viel günstiger. RWE erhöhte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 1,8 auf 2,9 Milliarden Euro .

Privatkunden bekamen Briefe von ihren Anbietern, in denen diese die monatlichen Abschläge für Gas oder Strom von 100 auf 300 Euro oder von 200 auf 600 Euro erhöhten. Noch schlimmer traf es Unternehmen wie Wäschereien  oder Bäckereien, die bislang einen besonders günstigen Preis hatten verhandeln können und nun mit Marktpreisen konfrontiert wurden, die zehnmal so hoch lagen wie zuvor .

So wehren Sie sich

Quelle       :       Spiegel-online         >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —     [1] Schild, dass auf eine Leitung mit Erdgas hinweist

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