Ein Schnitt für Gott ?
Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 22. Juli 2012
Hände auf die Bettdecke
Das Kölner Urteil über die Beschneidung schlägt Wellen und ist mit Sicherheit nicht als ein juristischer Betriebsunfall zu werten. Die Reaktion der Regierung und der Politik im allgemeinen ist am besten mit panisch zu bezeichnen. Das hier ein jeder der nun zu hörenden Lautsprecher plötzlich seine Meinung äußert ist nur allzu normal, ist es doch eine gute Möglichkeit wieder einmal auf sich aufmerksam zu machen.
Da sich die Republik gerne als ein laizistischer Staat bezeichnet dürfte die Fragen nach religiösen Brauchtum an und für sich nicht an erster Stelle stehen. Ein Staat in dem verharmlost gesagt, der einfache Klapp auf den Po eines Kindes schon kritisch beargwöhnt wird, erlaubt den Schnitt zwecks Erzielung eines nicht mehr rückgängig zu machenden Zustand an einen wehrlosen Säugling? Stände es einem Staat nicht besser zu Gesicht auf die eigene Entscheidungsfreiheit seiner Mündel zu drängen?
Auch leben wir in einer Gesellschaft in der heute noch für die Gleichberechtigung der Geschlechter gekämpft wird! Wo liegt der Unterschied zwischen einer Beschneidung zwischen Knaben und Mädchen? In den religiösen Ansichten der Eltern? In abgelegenen Teilen von Indien wird heute noch die lebend Verbrennung von Witwen praktiziert, was ist mit dem Exorzismus oder den Hexenverbrennungen ? Werden wir in Zukunft auf alle religiösen Gruppierungen aufgrund des abwegigsten Brauchtum Rücksicht nehmen müssen? Was dem einen Recht ist, kann den anderen nur billig sein.
Wo liegen die Ursprünge dieses Brauchtum? Hier der Versuch einer Erklärung von Martin Reichert:
Hände auf die Bettdecke
Gibt es ein Menschenrecht auf Vorhaut? Auf diese Formel ließe sich die derzeit in Deutschland geführte Beschneidungsdebatte bringen – doch der Diskurs ist vielfältig überlagert, vor allem von religiösen Interessen. Längst geht es nicht mehr nur um die Vorhaut des Mannes, sondern um Weltumspannendes: Christen gegen Islam und Judentum, westliche Moderne versus Tradition. Um Identität, um Integration. Aber wie halten es eigentlich die Christen mit der Beschneidung?
Das Christentum, jene sektiererische Abspaltung des Judentums, grenzte sich zunächst von der jüdischen Praxis ab, um Differenz herzustellen; schon Paulus von Tarsus propagierte: „Wer glaubt, durch die Beschneidung heilig zu werden, ist auf dem Irrweg.“ Die weltweit schätzungsweise 400 Millionen muslimischen Männer verdanken ihren beschnittenen Penis hingegen – wenn die Überlieferung stimmt – dem Umstand, dass Mohammed ohne beziehungsweise mit verkürzter Vorhaut auf die Welt gekommen sein soll. Die Beschneidung wird zwar im Koran nicht erwähnt, ist aber in der Sunna beschrieben, heute wichtiger Bestandteil des Islam, und wurde zu einem wichtigen Baustein kultureller Identität.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
——————————————————————————————————————————
Grafikquelle : A new born baby in his Godfather’s hands in the Jewish Brit Milah ceramony.
Mittwoch 25. Juli 2012 um 7:46
na, das wird aber was, wenn hier auf TERRA einmal die Aliens der diversen Sternenwelten auftauchen und ihre Bräuche pflegen wollen. Dabei wird dann ‚der Hund in der Pfanne verrückt‘. Möglicherweiese betrachten die uns als willkommene Nahrungsquelle. Wo kommen wir denn dahin?
Mittwoch 25. Juli 2012 um 8:36
Ohne Beschneidung gäb´s kein Judentum. So – sinngemäß – die Aussage eines führenden Rabbiners.
Ich schließe daraus: Jehova braucht Vorhäute! Zum Vernaschen? Als Dekoration? Dies seit Abraham, der nachweislich nie existiert hat.
Die Beschneiden des männlichen Genitals, hier also die „zarte“ Verstümmelung aller männlichen Nachkommen, ist steinzeitlich. Israelische Gerichte haben mehrere Klagen dagegen verworfen, wegen Religion, Brauchtum und Rücksicht auf den sozialen Frieden. Vornehmlich in den USA wird sie „ganz aufgeklärt“ begründet: mit Hygiene. In Deutschland zeichnet sich Straffreiheit ab: zwecks Religionsfrieden.
Jo mei, wo san mer denn!!! Es ist einfach unglaublich, dass auch im angeblich aufgeklärten Europa und Deutschland steinzeitliches Brauchtum fortdauern soll, trotz Verstoß gegen fundamentale Menschenrechte:
– das Recht auf Unversehrheit des eigenen Körpers (und der Seele!),
– das Recht auf religiöse Selbstbestimmung (in Deutschland ab 14. Lebensjahr),
… und trotz Verstoß gegen Verfassungsrecht und Strafrecht
– die Pflicht des Staates auf Trennung von Staat und Religion
– die Pflicht von Staat und Bürgern, niemanden ohne hinreichenden juristisch zugelassenen Grund körperlich und seelisch zu verletzen, hier zu verstümmeln.
Für Europa kann es nur eine Problemlösung geben:
– striktes Beschneidungsverbot (= Verstümmelungsverbot)
– einzige Ausnahme: medizinische Gründe, in diesem Fall nur durch entsprechend ausgebildete Mediziner
– selbstbestimmte Beschneidung nicht vor der eigenen Volljährigkeit; in diesem Fall nicht auf Kosten der Krankenversicherung
Europa sollte sich in der UNO für ein weltweites Verbot von Verstümmelungen im Genitalbereich einsetzen.
Ach ja: ein Gleiches gilt auch für den Islam. Ein führender Muslim aus dem Saarland sagte – die Beschneidung verteidigend dazu: Muslime stehen für die Unversehrtheit des Körpers ein – will sagen, die Beschneidung sei keine Körperverletzung. Man kann sich nur an den Kopf fassen, ob des religiös motivierten Unsinns.
Übrigens sagte Papst Benedikt (der erste Papst Benedikt, der den Benediktinern ihren Namen gab, hat nie existiert, ist eine fromme Erfindung) in Zusammenhang mit der weiblichen Beschneidung in Afrika – sinngemäß: man müsse auch die kulturelle Überlieferung berücksichtigen. Mein Leserbriefkommentar dazu: Der Papst, der aus der Steinzeit kam.
Anmerkung
Nicht einmal in der Steinzeit waren sie so blöd, sich den Schniedel zu deformieren. Also nix gegen die Neandertaler, die übrigens so dumm nicht waren, wie die meisten meinen oder zu pseudo-wissen glauben. Und es ist eine Beleidigung für diese Überlebensspezialisten, die Beschneidung mit „steinzeitlich“ zu attributieren – sach ich ma‘ so.
Die ‚Amis‘ sollten sich einfach öfter waschen!!!
UP.
Mittwoch 25. Juli 2012 um 11:44
Anmerkung zum Artikel:
Ich habe das Foto bewusst gewählt da es die ganze Folge der Beschneidung zeigt. In der Presse und von den Befürwortern der Beschneidung wird immer von einem Cut, kleinen Ritz geschrieben.
Dieses ist eine unverschämte Verharmlosung. Das wollte ich damit zeigen. Mehr nicht. Bei einem Erwachsenen wäre das eine Hautmasse von ca. 1 cm.
Mittwoch 25. Juli 2012 um 18:58
Wenn Gott – vorausgesetzt es gibt ihn – gewollt hätte das wir fliegen hätte er uns Flügel gegeben. Wenn die Natur es für überflüssig ansehen würde hätte sie es schon abgeschafft. Tatsache ist, es wird ein sehr empfindlicher Teil geschützt. Schon mal daran gedacht?
Mit der gleichen Begründung der Relionsfreiheit könnte zukünftig bei den Hindi selbst Kindern die körperliche Geißelung nahe gebracht werden.
Unser Gesetz schreibt ganz klar eine Fürsorgepflicht gegenüber Schutzbefohlenen vor.
Warum diskutieren wir eigentlich über Verschleierung oder Schwimmunterricht für muslimische Mädchen? Kann denn alles unter Religionsfreiheit umgangen werden.
Mittwoch 25. Juli 2012 um 19:31
Ich bin beschnitten.
Zuerst: Ingo Engbert hat ein gutes Foto gewählt, ein reales. Die Rest-Presse zeigt nur Skalpelle oder weinende Kinder, auf einer Art Sänfte getragen, die Moslemversion. Muslime beschneiden Heranwachsende, Juden Babies. Erstere bekommen den Schmerz Allahs ab, letztere den Zorn Jehovas -in Minidosen. Damit noch fürs Restleben genug Judenpein übrigbleibt.
Was mich an der ganzen Debatte stört:
1. Wer selber nicht beschnitten ist, steht da wie ein Nichtschwimmer der Open Water Taucher beurteilt
2. Seit 50 Jahren werden Juden (ebenso Nichtreligiöse Bürger, Freimauerer, Moslems -mittlerweile zu Millionen Deutsche Bürger) z.B an der Saar im Gerichtsaal mit Kruzizifixen konfrontiert, die Kruzifixe hängen dort gegen das Verfassungsgebot der Trennung von Kirche und Staat aus Art.140 GG sowie der Garantie der Freiheit der Religion aus Art.4 GG -die im Gerichtssaal nichts zu suchen hat.
Der staatliche Gerichtssaal hat kein verlängerter Arm des Vatikan zu sein. Auch nicht vom Rabbi und nicht vom Mullah und nicht vom afrikanischen Zauberdoktor nebst Voodo-Master.
Oder aber es werden ebenso der Davidsstern, die grüne Fahne des Propheten oder ein paar hundert Hindu-Gottheiten gleichfalls angebracht, staatlicher Religionsbasar eröffnet. Jesus ist watching you, unter dem Kreuz ergeht folgendes Urteil…
Eben nicht. Es heisst – im Namen des Volkes. Beim Bundesverfassungsgericht und beim BGH hängt die Bundesfahne oder ein stilisierter Bundesadler; das genügt.
U N D E N K B A R dass dort Kruzifixe hingen.
Ich kämpfe an der Saar seit 15 Jahren gegen dies Unrecht, die Kreuze hängen immer noch. Aber dies Momentum, dass – urplötzlich, vorher wusste keiner, was Beschneidung ist? Oder daß die Erde rund ist?
Anmerkung
Gilbert, du beschwerst dich wegen des Kreuzes, zu Recht !
Du bist erwachsen, du bist in der Lage, Dich zu wehren, und das ist gut so.
Säuglinge können sich nicht wehren und dürften auch erst dann getauft werden, wenn sie selber über ihre Religion entscheiden können. In einem laizistischen Land hat das Recht auf Unversehrtheit absoluten Vorrang.
IE
Donnerstag 26. Juli 2012 um 5:25
Bei der derzeitigen Welt-AIDS Konferenz in den USA wird die Beschneidung ins Feld geführt. Als Mittel um eine Ansteckungsgefahr zu vermindern. Ja, wie denn? Das Virus versteckt sich nicht darunter. Ich habe gelernt, dass man sich seinen ganzen Körper wäscht. Besonders dort, wo es am wichtigsten ist. Dazu muss man nicht einmal ganz unter die Dusche.
ES GIBT EIN RECHT AUF KÖRPERLICHE UNVERSEHRTHEIT.
Und wenn hier mit religiösem Brauchtum argumentiert wird, spielt das genau den konserativen, ultraorthodoxen, fundamentalistischen Kräften in die Hände.
Es sehen die meisten nämlich nicht, welche Folgen diese Argumentation haben kann. Und was man hinter „Brauchtum“ alles verstecken kann. Religion ist Privatsache, der Staat allerdings hat den Schutz ALLER seiner Bürger zu garantieren.
Zu Gilbert
Die Welt, Staaten, Gesetze, haben sich immer verändert, weil jemand ein – „Momentum“ – aufgegriffen hat. Du siehst es doch selbst immer wieder. Die Masse kann das Einzelne angesicht des großen Ganzen nicht mehr überblicken. Aber deswegen dürfen sie eine Meinung haben. Und es ist Aufgabe der Politik, diese Meinungen inhaltlich, sachlich, fachlich zusammenzuführen. Aber nicht überstürzt – wie jetzt geplant. Dieses Thema sollte gesellschaftspolitisch ausdiskutiert werden.