DL – Tagesticker 17.10.2022
Erstellt von Redaktion am Montag 17. Oktober 2022
Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap
Heute in der Auswahl des „Bengels“: – . – 1.) «Es braucht eine Kraft, die den Karren zieht» – . – 2.) Globale Gefahren statt Stabilität – . – 3.) Linke Proteste schwach besucht – . – 4.) An den Unis tobt ein Generationskonflikt – . – 5.) Die Deutsche Post ist ein privatwirtschaftlicher Monopolbetrieb – . – DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.
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Reichte ob einer solchen Aussage nicht schon der Blick zu den Linken? Die zeigen gerade wie es einen Wagen ergehen kann, wenn für viele Jahre ein alter ein alter, lahmer Esel vorgespannt wurde! Wäre vielleicht der Rat besser gewesen einen Wagen auch einmal zu schieben. Ein alter Esel bringt sehr wenig wenn nicht eine zweite Person von hinten mit gezielten Tritten antreibt. Alles weitere wurde schon gestern zur Diskussion gestellt.
Die Grünen bescheinigen sich auf ihrem Parteitag, die richtige Partei für schwierige Zeiten zu sein. Die grüne Partei hält den Spagat zwischen Regierungsverantwortung und reiner Lehre bis jetzt gut gelaunt aus. Damit stärkt sie ihren Ministern in Berlin den Rücken. Das Verhältnis zu Verbündeten wie «Fridays for Future» kühlt sich dadurch aber deutlich ab.
1.) «Es braucht eine Kraft, die den Karren zieht»
Die grüne Parteiführung kann zufrieden nach Hause fahren. Die am Sonntag zu Ende gegangene Bundesdelegiertenkonferenz hat ihr den Rücken gestärkt. Niemand erwartete Farbbeutel wie beim Bielefelder Parteitag 1999, als die Grünen wegen der Beteiligung am Kosovokrieg erbittert stritten. Dennoch fragten sich die Parteioberen natürlich schon, wie das Regierungshandeln von Wirtschaftsminister Robert Habeck und Co. von den Mitgliedern in Bonn bewertet würde. Kein Jahr an der Macht, gab es schon genügend regierungsamtlichem Pragmatismus geschuldete Verstöße gegen das Partei-Dogma – etwa die Einrichtung von Flüssiggasterminals oder den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken. Vor dem Konferenzzentrum demonstrierten deshalb von der grünen Regierungsbilanz Enttäuschte wie die Klimaaktivisten von «Fridays for Future». Im Schlabberlook zum Parteitag. Sicher, im Vorfeld des Parteitags war viel telefoniert worden, wurden Anträge zusammengeführt. Die Partei, zu deren Parteitag man im Schlabberlook erscheint, in Reden manches «Mist» und anderes «geil» findet und sich konsequent duzt, als wäre man immer noch bei der Grünen Jugend, ist längst eine gut geölte Machtmaschine. Auch sind die Zeiten der grossen Flügelkämpfe von Linken und Realos vorbei. Aber die Grünen bleiben natürlich eine Partei, die auf Basisdemokratie weiter Wert legt und für Überraschungen gut ist. Vierzig Prozent der Delegierten waren neu. Unbekannte in der Gleichung gab es also genug.
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Als Inhaber eines Lehrstuhl an der Bundeswehr-Uni in München und Berater der Politik ist Masala nicht Teil dieser desaströsen Militärischen Entwicklung? Oder sind die Politiker nur zu blöde und schreiben alle Warnungen in den Wind ? Damit würden sich die beratenden Wissenschaftler aber ein sehr schlechtes Zeugnis ausstellen.
Die Politikwissenschaftler Peter R. Neumann und Carlo Masala diagnostizieren einhellig eine „Weltunordnung“, die nach 1990 in Gang kam. Ein neues „dunkles Zeitalter“ sehen beide nicht heraufziehen, aber einen Weg aus der Krise deuten sie bestenfalls an.
2.) Globale Gefahren statt Stabilität
Am Anfang war der Optimismus, wenn nicht sogar die Euphorie. Mit Anfang ist das Jahr 1990 gemeint. Ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer, Amerikas Sieg im Irakkrieg und kurz vor dem Ende der Sowjetunion wähnte man sich am Beginn einer neuen liberalen Ära: einer Zeit, in der die Nationen in innenpolitischer Freiheit und außenpolitischer Harmonie koexistieren und die Starken die Rechte der Schwachen respektieren. Zwischenstaatliche Kriege galten als ein Relikt der Vergangenheit. Sofern militärische Mittel überhaupt erforderlich waren, sollten sie als international abgestimmte humanitäre Interventionen eingesetzt werden, um den letzten verbliebenen Potentaten den Garaus zu machen und den unterdrückten Gesellschaften weltweit die ersehnte Freiheit und Demokratie zu verschaffen. Vom Thema Frieden hat man sich verabschiedet. Von dieser Weltsicht ist man mittlerweile grundlegend abgekommen. Der Kontrast zwischen damals und heute könnte größer kaum ausfallen. Was ist schiefgelaufen, dass Beobachter der internationalen Politik eine Neuerfindung des liberaldemokratischen Westens und des von ihm maßgeblich mitgestalteten internationalen Systems einfordern, um eine kontrollierbare – von friedlich ist keine Rede mehr – Weltordnung im 21. Jahrhundert zu ermöglichen? Der Londoner Politikwissenschaftler Peter R. Neumann und sein Münchner Kollege Carlo Masala haben jeweils den Versuch unternommen, die derzeitige „Weltunordnung“ zu erklären und Vorschläge für eine Neuordnung zu formulieren. In Argumentation und Struktur sind sich die Bücher ähnlich. Das Ende des Kalten Krieges führte zu einer Neuausrichtung der westlichen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, basierend auf der Annahme, dass ernsthafte Feinde nicht mehr existierten und die verfügbaren Budgets sinnvoller in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur fließen sollten. Verteidigungspolitik diente nicht länger der Abwendung von Gefahren, sondern der Durchsetzung von Demokratie und Freihandel als vermeintliche Garanten des Weltfriedens. Auch China und Russland, davon war man noch in den frühen 2000er-Jahren überzeugt, würden über kurz oder lang dem westlichen Liberalisierungsdruck nicht widerstehen können. Hellsichtige Zeitgenossen, die frühzeitig vor einem Revival des Nationalismus und einer fanatischen Religionsauslegung als Folgeerscheinung der Globalisierung warnten, fanden kaum Gehör.
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Wo Niemand mehr vorhanden ist, kann auch keiner mehr protestieren! Sind viele Anhänger der Linken nicht schon viele Jahre ihren Forderungen vergeblich hinterhergelaufen und musste sich mit allgemeinen Plattheiten zufriedengeben?
Kaum Zulauf bei Energiedemos. Linke Vereinigungen hatten zu Demonstrationen gegen steigende Energie- und Lebensmittelpreise in deutschen Städten aufgerufen. Der Zuspruch war mau.
3.) Linke Proteste schwach besucht
An den Protesten gegen hohe Energie- und Lebensmittelpreise in einigen Städten Deutschlands haben sich am Samstag weniger Menschen beteiligt als geplant. So machten in Leipzig laut Polizei 1.000 bis 2.000 Personen bei der Demonstration mit, laut Veranstaltern waren es 3.500, angemeldet waren 10.000. Zu der Demonstration unter dem Motto „Jetzt reicht’s! – Wir frieren nicht für Profite!“ hatte ein Bündnis aus mehr als 40 Gruppen – Gewerkschaften, Klimaaktivisten, die Linke – aufgerufen. Linke und rechte Gruppen hatten zuvor wegen der stark gestiegenen Energiepreise einen „heißen Herbst“ angekündigt. Dagegen waren die Proteste an diesem Wochenende vergleichsweise zahm. So versammelten sich vor dem Kanzleramt in Berlin laut Polizei 230 Demonstranten, die Maßnahmen für von Armut betroffene Menschen forderten. Mit Slogans wie „Sofort Hilfe für Arme“ setzten sie sich für mehr Unterstützung für Menschen mit niedrigen Einkommen ein. Betroffene beklagten bei der Kundgebung mangelnde Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben. In Potsdam war ein Bündnis aus Vereinen und Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen aus Kultur, Sport und Wirtschaft für sozialen Zusammenhalt und Solidarität auf die Straße gegangen. Daran beteiligten sich nach Angaben eines Sprechers der Linken 1.000 Menschen. Die Partei hatte gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und anderen Organisationen zu dem Demonstrationszug durch die Potsdamer Altstadt aufgerufen.
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Wem käme all dieses nicht noch alles sehr bekannt vor ? Man sehe auf die heutige Politiker welche ihre Aufgaben nicht einmal im Ansatz verstehen und wage den Versuch ihre Berater auf den gleichen Level zu setzen, dem wird vielleicht ein Lichtschein erhellen..
Schon okay, Zoomer: Überempfindliche Student*innen hier, elitäre Professor*innen da? Die Ansprüche an die Lehre gehen auseinander – an den Unis schwelt ein Generationskonflikt. Er muss ausgetragen werden. Aber wie?
4.) An den Unis tobt ein Generationskonflikt
Das war’s für Maitland Jones: 82 Studierende hatten eine Petition gegen den Chemieprofessor unterschrieben. Sie machten ihn für ihr Versagen bei den Prüfungen persönlich verantwortlich. Daraufhin verlängerte die renommierte New York University seinen Lehrvertrag nicht. Der 84-jährige Wissenschaftler hatte jahrzehntelang erfolgreich in Princeton gelehrt und ein 1.300 Seiten starkes Lehrbuch verfasst. Nun war er frustriert. Die Studierenden seien nicht in der Lage gewesen, die Prüfungsfragen zu verstehen, sagte er der New York Times im Oktober. Nachlassende Leistungen hatte er seit Längerem registriert und Aufgaben angepasst. Dann kam die Pandemie und die Prüfungsergebnisse der Studierenden fielen ins Bodenlose. Mit dieser Diagnose eines gravierenden Leistungsabfalls in der universitären Lehre steht Jones nicht allein. Seit Jahren beobachten Bildungsexperten an US-amerikanischen Hochschulen eine Inflation von Bestnoten bei sinkenden Standards. Covid verschärfte die Probleme. Ein spektakulärer Fehlschlag war die verordnete Digital-Lehre: Die vor ihre Bildschirme verbannten Studierenden verloren nicht nur soziale Kompetenzen, die Konzentration schwand ebenfalls. Die Studierenden ließen Jones’ Klage nicht auf sich sitzen. Ihre Beschwerden habe sich nicht gegen Kursinhalte und Benotungen gerichtet, sondern gegen Unterrichtsmethoden eines älteren Hochschullehrers, der sich neuen Lernbedingungen verschloss, ließen sie die Öffentlichkeit wissen. Nach der Rückkehr zur Präsenzlehre wollte er keine Online-Zugänge mehr anbieten. Zugleich rechnete man vor, wie aufwendig die Teilnahme an seinen Lehrveranstaltungen war, Kritik begegnete er mit Sarkasmus. Solidarität fand Jones dagegen bei Kollegen. Auch sie beklagten die mangelnde Leistungsbereitschaft einer Generation, die mit „Wokeness“ – also einer besonderen Achtsamkeit gegenüber Diskriminierung – auftrumpfen wollte, statt sich auf ihr Studium zu konzentrieren.
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Die Post und auch die Bahn waren nie mehr als staatliche Ablageplätze für unbrauchbar gewordene Politiker-innen aus den Machtbereichen ihrer Parteien-Clans..
Postmodernes Chaos. Das börsennotierte Monopolunternehmen Deutsche Post vereint die Nachteile von Privat- und Staatswirtschaft.
5.) Die Deutsche Post ist ein privatwirtschaftlicher Monopolbetrieb
Lenins Schriften erscheinen aus heutiger Sicht zuweilen skurril. »Ein geistreicher deutscher Sozialdemokrat der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bezeichnete die Post als Muster sozialistischer Wirtschaft«, heißt es etwa in »Staat und Revolution«. Doch in der Tat weiß die Geschichtswissenschaft von Sozialdemokraten früherer Zeiten zu berichten, die man als geistreich bezeichnen könnte. Und auch für das Lob der Post gab es nachvollziehbare Gründe. In einem »Betrieb, der nach dem Typ des staatskapitalistischen Monopols organisiert ist«, so Lenin, sei »der Mechanismus der gesellschaftlichen Wirtschaftsführung« vorhanden, der nur noch vom Proletariat in Besitz genommen werden müsse. Als vorbildlich galten Lenin auch die strikte Hierarchie und die preußische Disziplin, entsprechend autoritär wurde die bolschewistische Arbeitsordnung. Richtig bleibt aber, dass ein staatlicher Monopolbetrieb effizient für die Befriedigung eines gesellschaftlichen Bedürfnisses wie der schriftlichen Kommunikation sorgen kann, gerade weil er nicht nach Rentabilitätskriterien arbeitet und in manchen Bereichen – es ist unprofitabel, Briefe auf einer Hallig auszuliefern – nur so eine flächendeckende Versorgung sichergestellt werden kann. So gut wie unkündbar, mussten sich Staatsangestellte von ihren Vorgesetzten nicht alles bieten lassen und konnten sich gegen Zumutungen wehren.
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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“
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Anregungen nehmen wir gerne entgegen
Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben. Danke !
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Grafikquellen :
Oben — DL / privat – Wikimedia
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Unten — Abb. Titelfeld: Philosophenturm und Auditorium Maximum (Ausschnitt), Staatsarchiv Hamburg, StAHH 720-1_141-21=06_591.
Abb. Thementext: Ordinarien-Karikatur, Privatbesitz / Anti-Schah-Demo Berlin, Juni 1967, nach Wikimedia Commons (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ludwig_Binder_Haus_der_Geschichte_Studentenrevolte_1968_2001_03_0275.0140_(17051988346).jpg) / Muff-Aktion 1967, Staatsarchiv Hamburg, Bestand Conti-Press / Axel-Springer-Verlagshaus Hamburg, nach Wikimedia Commons (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hamburg_Axel-Springer-Verlagshaus_01_KMJ.jpg) / Philosophenturm und Auditorium Maximum, Staatsarchiv Hamburg, StAHH 720-1_141-21=06_591.