DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Freitag 20. Januar 2023
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Von der erfolgreichen Niederlage der Klimaaktivisten, Masken und Christdemokraten – Schlammschlachten der Woche: In Lützerath räumt die Polizei. Haben die Aktivsten also verloren? Und: Friedrich Merz versucht der Macht näher zu kommen.
taz: Was war schlecht vergangene Woche, Herr Küppersbusch?
Friedrich Küppersbusch:
Anne Will und Christine Lambrecht gehen.
Und was wird in dieser besser?
SPD diskutiert, ob Klingbeil oder Högl sonntags moderieren.
Dem CDU-Chef Friedrich Merz zufolge gibt es hierzulande eine Menge kleiner Kinder, die keine Manieren kennen. Sollten Väter zu Hause bleiben, damit sie es ihnen beibringen können?
Über die Krawallöre der Silvesternacht waren falsche Zahlen im Umlauf, die flugs zu „gewaltbereiten Integrationsverweigerern“ hochgejuxt wurden – von SPD-Innenministerin Faeser. Merz glitschte gleich durch zu „kleinen Paschas“. Bei ihm daheim geht’s anders zu: „Also ganz ehrlich, meine Tochter hätte ich da nicht hingehen lassen“, monierte er Greta Thunbergs UN-Auftritt 2019; die Jugend solle Widerspruch akzeptieren, keine habe eine „so tolle Zeit gehabt in Europa“. Was halt ein ausgewachsener Pascha so redet. Nicht jeder Christdemokat war in den letzten Jahrzehnten der Macht so fern wie Friedrich Merz. Er summiert hier die gewaltbereite Integrationsverweigerung von Bundesregierungen mindestens seit Kohl. Eine Gesellschaft, die Sprach-, Kultur- und Bildungsprobleme in schlecht vorbereitete Grundschulen rammt. Recht hat er.
Aufgrund der teuren Lebensmittelpreise wollen FDP und Grüne die Rettung von Lebensmitteln aus Abfallcontainern straffrei stellen. Ist das das Ende des Discounterprinzips?
Das englische „dumpster diving“ spricht klarere Sprache: Menschliche Müllschlucker. Sei es aus Not oder Überzeugung. Die gönnen wir uns im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Bilanz, in der die Kundschaft den Überschuss längst mitbezahlt hat, bevor er im Container landet. Wem gehört der dann eigentlich? Würde überfällige Ware im Laden verbilligt angeboten, sänken die Preise. Ginge sie zur Tafel, wüchse den Läden Konkurrenz. Kurz: Das Wegwerfen sichert die Profite der Einzelhändler. Sie müssten die Mülltaucher finanziell beteiligen.
In den USA wurden Inlandsflüge ausgesetzt, Grund dafür waren Computerpannen. Sind Computer die wahren „Klimaterroristen“?
Die USA benutzen seit Jahrzehnten eine „Notice to airman“-Software, die erst 2021 in „Notice to air missions“ gegendert und für Drohnen geöffnet wurde. Ihr Infarkt ließ die Crews für ein paar Stunden ohne – nun ja, Verkehrshinweise. Landebahn hat Baustelle, Tower kein Personal, Schnee, Flugschau, so was. Einfach mal auf dem Teppich bleiben und keine Blindflüge riskieren ist immer eine gute Idee.
Der höchste Katholik Australiens, Kardinal George Pell, ist tot. Neben Arroganz und Gefühllosigkeit wird er auch des sexuellen Kindesmissbrauchs beschuldigt. Dafür saß er 404 Tage im Gefängnis. Wie viele sitzt er in der Hölle?
Egal. Bei allem Respekt vor dem Glauben an eine höhere Gerechtigkeit: Den Opfern, die noch auf Erden weilen, hilft diese Fantasie nichts. Pell wurde nach mehreren Verfahren „aus Mangel an Beweisen“ freigesprochen. Unterwegs hat er in Vernehmungen mal Bedauern angedeutet, Verbrechen gedeckt zu haben; zu eigenen hat er sich nicht bekannt. Mit der Nummer konnte er Finanzchef des Vatikan werden, der einmal mehr mit bloßem Auge von einer kriminellen Vereinigung schwer zu unterscheiden ist. Selbst wenn er in der Hölle schmort, kommen die Opfer dort nicht hin. Kein Täter-Opfer-Ausgleich.
In ICEs wird die Maskenpflicht abgeschafft, in Niedersachen wird es für Infizierte auch keine Isolationspflicht mehr geben. Der ÖPNV folgt. Einreisende aus China jucken uns dann auch nicht mehr, stimmt ’s?
Quelle : TAZ-online >>>>> weiterlesen
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