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DIE * WOCHE

Erstellt von Redaktion am Montag 9. Januar 2023

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

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Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Die Gletscher sind im Rückzug, deutsche Panzer auf dem Vormarsch. Und warum bewacht eigentlich niemand Christine Lambrecht? Klima, Krieg und Ministerin-Management: Lose Kanonen.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Hochrüstung der Polizeikräfte um Lützerath.

Und was wird besser in dieser?

Klimagegner böllern.

Die Hälfte aller Gletscher werden wir verlieren, selbst wenn ’s bei 1,5 Grad Erwärmung bleibt. Das sagt eine Fachstudie. Dauert aber bis 2100. Wen kümmert ’s also?

Langnese. „Like ice in the sunshine“ taugt jetzt nur noch zum Greenwashing. Deutschlands eben noch fünf, jetzt nur noch vier Gletscher können bei fortgesetztem Trend 2050 allesamt Wasser sein. Durch Lichtreflektion und globale Wasserströme bietet die Glaciologie besonders drastische Kippmomente. Ich sehe Leute zur Tanke dieseln, um aus der Kühltruhe Eiswürfel zu kaufen. Mal sehen, wie ich das vor meinen Enkeln geheim halte.

Deutschland und die USA liefern erstmals Schützenpanzer an die Ukraine. Wann kommen die dort an?

40 im ersten Quartal, sagt die Bundesregierung. Prösterchen in Strack-Zimmermanns Wahlkreis Düsseldorf-Derendorf, wo Rheinmetall wohnt. Das russische Regime sieht sich ohnehin „im Krieg mit der Nato“, für die kommt nichts mehr zu früh oder zu spät. In diese Erzählung passt, dass die Ukraine einen angeblichen russischen „Weihnachtsfrieden“ ablehnte und ihre Angriffe als „Weihnachtsgeschenke“ und „Gratulation“ ausgab. Der einhellige Tenor deutscher Multiplikatoren hieß „als nächstes muss der Leo rollen“. Im Osten nichts Neues.

Verteidigungsministerin Lambrecht verteidigt sich immer nur selbst. Gibt sie demnächst Kurse in Selbstverteidigung?

Nach ihren Single-Hits „Pumps im Wüstensand“ und „Mutter und Sohn sind ganz okay miteinander“ darf man die Pressestelle des Verteidigungsministeriums schon sacht anstupsen, was sie beruflich eigentlich so macht. Lambrecht ist als schwächste Stelle von Zögerzauderscholz ausgemacht, da hämmern Medien und Bellizisten hinein wie zwischen Turm und Munitionskiste am Russenpanzer. Professionelle Medienarbeit hieße, Lambrecht zu umstellen wie die lose Kanone, die sie offenbar ist. Wer hingegen der SPD-Linie schaden möchte, macht es ungefähr so wie jetzt.

An Silvester in Berlin wurden Rettungskräfte von Jugendlichen angegriffen. Deutschland hat zum Glück zuallererst mal die Pässe der 145 Festgenommenen gecheckt. 100 waren nicht von hier. Sind Sie auch so erleichtert wie wir?

Bild hat herausgefunden, dass „Politiker die Wahrheit wegschwurbeln“, während alle Welt von genau der redet: Migrationshintergrund! Klar! Dagegen haben taz-Leserbriefende „Männerrudel“ als Ursache ausgemacht. Was zunächst einmal andeutet, dass rechts- und links­identitäre Ansätze so verschieden sind wie Sackgasse und Kacksasse. Dieses Land gönnt sich seit Jahrzehnten Integrationsverweigerung, brutale soziale und bildungspolitische Ungleichheit. Und möchte nun mit ein paar Böllern aus dem Sozialwilli-Regal ein Feuerwerk der guten Laune entzünden: mehr Streetworker. Dann wird ja alles gut.

Der Republikaner McCarthy hat ’s geschafft. Er kommt nach 15 Wahlgängen fertig demoliert im neuen Amt an. Hätte er es gleich sein lassen sollen?

Der neue Sprecher des Repräsentantenhauses verteilte Pöstchen, Einfluss und schließlich eigenen Machtverlust. Und errang so ein Amt, das nicht mehr das ist, das er anstrebte. Das neue Sonderheft „Donald’s lame Duck“ ist da. Offenbar gab es in der republikanischen Partei keine Persönlichkeit, die Konservative, Tee-Party-Member, Trumpisten und rechtschaffene Rechte einigt. Oder kurz: Demokraten und Antidemokraten. Wie auch.

In Hessen ist ein gelöschtes Überwachungsvideo wiederhergestellt worden, auf dem Po­li­zis­t:in­nen einen Mann misshandeln. Anscheinend wollte jemand das Video verschwinden lassen. Sollten wir besser alle Bodycams tragen?

Quelle     :           TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

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