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DIE * WOCHE

Erstellt von Redaktion am Montag 18. Juli 2022

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

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Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Maßlose Oligopole, Gaspreis, Katastrophen, Kanzlergespräch: Lindners Tafelsilbersolidarität. Wärmezentren klingen nach muffigen Multispreadern, ein Schlager lehrt das Passivtrinken und das Bundespresseamt legt einen Totalschaden hin.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Baerbock sieht keine Chance für Verhandlungen mit Russland.

Und was wird besser in dieser?

Ukraine und Russland vor Abschluss der Verhandlungen zum Getreideexport.

Der Chemieriese BASF hat Milliardengewinne dank einer Tochter im Öl- und Gasgeschäft gemacht. Braucht es endlich eine Übergewinnsteuer in Deutschland?

BASF will schön fromm seine Geschäfte mit Russland bald einstellen. Der Profit kommt jedoch von seiner Tochter Wintershall-Dea und dort zur Hälfte aus – Russland. Da wird ordentlich Moral in den Klingelbeutel geworfen, weil man eh weiß: Nach dem Gottesdienst klauen wir einfach die Klingelbeutel. Eine „Übergewinnsteuer“ ist trotzdem stumpf: Viele Unternehmen füttern jahrelang Verlustbringer durch, damit es dann irgendwann mal Saison hat und ordentlich zurückzahlt. Diese – vielen – würden bestraft für die Maßlosigkeit weniger Oligopolisten. Wenn das Oligopol Preise und Profite hochtreibt, liegt es am Oligopol.

So viele Menschen wie noch nie nutzen derzeit das Angebot der Tafel, mehr als zwei Millionen Menschen. Haben sie einfach weniger hart gearbeitet als Finanzminister Christian Lindner, der zuletzt mehr Überstunden gefordert hat?

Lindner ist solidarisch und isst vom Tafelsilber. Die tiefere Obszönität der Tafeln erhellt sich durch den schlichten Umstand, dass noch kein Supermarkt an einer Tafel Konkurs gegangen wäre: In den Profitspannen ist das milliardenfache Verschenken von Waren eingepreist. Wären die Preise fair kalkuliert, könnten Tafelkunden im Laden kaufen. In dieser Logik ist es okay, wenn wenige Familien mehr besitzen als die Hälfte der Bevölkerung. Vielleicht ist ein Wohltäter dabei, der hinterher alles wieder verschenkt, an Arme.

Deutsche Städte bereiten Wärmehallen für diejenigen vor, die sich das Heizen im Winter nicht leisten werden können. Wie stellen Sie sich den Aufenthalt dort vor?

Ansteckend. „Zum muffigen Multispreader“ – an manchen Stadthallen kann man die Papptafel „Coronazentrum“ gleich hängen lassen. Ältere mag anwehen, dass dann auch „Kartoffelferien“, „Steckrübenwinter“ und der berüchtigte „Kohlenklau“ nicht mehr weit sind; aufwallen düsterer Kriegs- und Vorkriegserinnerungen. Statt der guten deutschen Art, den Müll getrennt zu sammeln- und dabei auch für Menschen keine Ausnahme zu machen, bietet sich das Instrument des Preisdeckels an: Nicht den Gaspreis pauschal, sondern die Mindestmenge pro Kopf. Dann zahlen Ärmere, was sie bisher zahlen, und wer mehr verbraucht und hat, zahlt eben mehr. Der Vorschlag ist so plausibel, dass ihn nur noch eines aufhalten kann: Es stammt von der Linken.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz warnt vor zukünftig unbewohnbaren Flächen in Deutschland. Brauchen wir eine Adaption an die Krisennormalität?

Wird nicht leicht, die gefluteten Holländer zu überreden, ins Ahrtal zu ziehen. Die Bundesregierung arbeitet an einer „Resilienzstrategie“, um „die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des Gemeinwesens gegenüber Katastrophen zu stärken“. In dem Gedanken kommt das Verhindern von Katastrophen nicht vor. Das ist gut. Das ist schlecht. Fragen Sie Frau Sirene.

Beim Kanzlergespräch in Lübeck ging es erstaunlich wohlwollend zu. Lieben die Deutschen ihren Kanzler?

Quelle       :          TAZ-online            >>>>>         weiterlesen

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