DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 11. Juli 2022
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Viele bunte Smarties, gemischt mit einem Gruselclown, einer schlechten Choreo – dazu gebe man etwas Lawrow, Atomkraft und Ferda Ataman: Lasst uns fröhliche Kartoffeln sein! Bald fordert Kiew die Lieferung schwerer Pranks an die Ukraine. Die Deutschen fürchten derweil den garstigen Gaswinter. Außerdem: Kraut, Spaghetti und Kartoffeln.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Andrij Melnyk geht.
Und was wird besser in dieser?
Seiner Nachfolge gegenüber erhöhte Interviewbereitschaft.
Boris Johnson ist als Parteichef und Premierminister zurückgetreten. Was wird von seinem Politikstil bleiben?
Der Brexit getting done von einem, der kurz vorher noch dagegen war. Schon seit Trump herrscht Uneinigkeit, was der Typ Gruselclown Pennywise in der Politik zu suchen hat; die wird anhalten.
Atomkraft und Gas deklarierte das EU-Parlament als nachhaltig. Ist das eher klima- oder investorenfreundlich?
Wer in Atom oder Gas investiert, wird von dieser neuen Taxonomie belohnt – auch wenn Österreich und Luxemburg noch ohne große Aussicht dagegen klagen wollen. Beim Gas sind die Folgeschäden mittelbar: mehr CO2. Beim Atom endet, wissenschaftlich betrachtet, die Zuständigkeit einzelner Nationen: Ein möglicher Unfall zöge in Europa immer Schäden in anderen Nationen nach sich. Ein trauriger Moment, da gerade auch glühende beziehungsweise eben noch nicht glühende Europäer denken: Einmal wäre ein Vetorecht doch gut gewesen.
Die russischen Komiker, die hinter dem Klitschko-Fake stecken, räumten ein, über Rutube finanziert zu werden, ein Tochterunternehmen von Gazprom. Ist mit solchen Scherzen nach der geplanten Wartung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream Ende Juli Schluss?
Die „Tagesschau“ bemüht das „Nato-Exzellenzzentrum für Strategische Kommunikation“ zur kriegswichtigen Witzanalyse. Bald wird Kiew die Lieferung schwerer Pranks an die Ukraine fordern und Olaf Scholz für die „heute-show“ antworten, man sei gerade in Sommerpause und brauche die Kracher im Rahmen der Bündnisbespaßung selber. Allerdings könnte ein Kontingent älterer Häschen- und Friesenwitze über Polen verlegt werden. Man könnte den drittklassigen Punkt für die russische Propaganda auch einfach wegatmen. Und sich heiter-melancholisch besinnen, wie man vergleichbare Mittel dufte fand, solange „mit nachrichtendienstlichen Mitteln“ ein Rechtsextremist aus der österreichischen Regierung gescherzt wurde.
Die Ampel verabschiedet sich in die Sommerpause und hinterlässt den Deutschen ein 30 Milliarden Euro schweres Entlastungspaket. Können wir damit alle mal die Sonne genießen?
Die Regierung hat einen Eimer bunter Smarties über uns ausgeschüttet und kann im Herbst gucken, was Wirkstoff und was Placebo war: Das 9-Euro-Ticket funktioniert, die Spritsteuer ist ein teurer Witz; wer einen Job hat, spart an der Energiepauschale mehr als Arbeitslose an einer kargen Einmalzahlung. Schon dräuen düstere Ahnungen von neuerlichem Coronaherbst und garstigem Gaswinter.
Die Fußball EM der Frauen ist eröffnet worden, und die Zuschauer*innenzahlen wachsen stetig. Wann wird Frauenfußball einfach Fußball heißen dürfen?
Easy. Wenn wir uns ans Sprachschlagloch „Frauschaft“ gewöhnt haben.
Die Politologin und Publizistin Ferda Ataman wurde zur Antidiskriminierungsbeauftragten der Bundesregierung gewählt. Die Personalie wurde kontrovers diskutiert. Dürfte man Sie als Kartoffel bezeichnen?
Quelle : TAZ-online >>>>> weiterlesen
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