DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 14. März 2022
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Ukraine-Krise, Corona und AfD: Schröders Festival der Phantomschmerzen – Politiker- Innen grübeln über mögliche Fehler bei ihrer Außenpolitik. der Gerd soll den Weltfrieden liefern. Und der BVB trägt blau-gelb.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Okay, das ist seit 19 Jahren das erste Mal: Fast alles.
Und was wird besser in dieser?
Wir ändern die Fragen? Oder die Welt.
Ex-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wirft sich in Sachen Ukraine rückblickend Versagen vor. Ihr Vorvorgänger Thomas de Maizière hingegen will im taz-Interview von zurückblickender „Rechthaberei“ nichts wissen. Sie als hauptberuflicher Rechthaber, wohin gucken Sie? Zurück, voraus, in die Röhre?
Ein auch in dieser Höhe verdientes null zu null. Beide grübeln über das rechte Maß zwischen „Abschreckung und Diplomatie“. AKK wäre gern abschreckender gewesen, de Maizière mag die Diplomatie nicht reuen: Ein Festival der Phantomschmerzen. Denn die Bundeswehr hat sich in einem guten Dutzend Auslandseinsätzen verzettelt, statt ihrem Verfassungsauftrag zu entsprechen, Landesverteidigung vorzubereiten. Und als Diplomatie gab’s Merkelmus – flicken, kleben, basteln statt einer Vision. So gab es weder einen Entwurf für eine Entspannungspolitik noch eine ausreichend bedrohliche Alternative. Konkurseröffnung der Zauderlehrlinge.
Aus der Ukraine flüchtende Menschen werden an den Grenze zu Deutschland mit einem Papierkrieg ausgebremst. Begründung ist eine Angst vor „Trittbrettfahrern“. Schikane? Oder muss nun mal alles seine Richtigkeit haben?
Ein Selfie und ukrainische Sprachbrocken reichen nach Polizeiangaben aus, um schnell aufgenommen zu werden. Das klingt eher nach dem Glücksfall, dass im Innenministerium kein Vollneurotiker wie Horst Seehofer mehr agiert. Um den infamen Gedanken aber auszuschreiben: In genau diese Situation hinein würde ich Irre, IS-Kämpfer, russische Agenten und einen privat eher kriegsmüden Putin mit Toupet schmuggeln. Die Praxis der Kontrollen ist sehr ärgerlich, die Ausstrahlung der Meldung aber in Ordnung.
Gerhard Schröder betätigt sich als Vermittler. Berichten zufolge soll sich der Altkanzler mit Putin getroffen haben. Dürfen wir auf alte Männerbande hoffen?
Schröder ist zum Paria runtergeschrieben, soll jetzt aber mal fix den Weltfrieden liefern. Realistisch wäre, Maß zu nehmen an seinem Beitrag zur Befreiung von Peter Steudtner und Deniz Yücel aus der Türkei 2017. Also etwas wie ein humanitärer Akt im Kriegsgrauen. Schröder (174 cm) hat aus dem Jugoslawien-Krieg und der Nichtteilnahme am Irak-Krieg eine solide Abneigung gegen die USA davongetragen. Vielleicht verbindet ihn auch das mit Putin (170 cm) – Gespräch auf Augenhöhe.
Ach und, ganz ohne Zusammenhang: Womit heizen Sie demnächst so?
Ich drehe die Thermostate runter und flüstere „Nimm das, Putin!“.
Am Samstag enden die meisten Coronamaßnahmen. Ab dann wird es im Alltagsleben der Bürger:innen „so gut wie keine Einschränkungen mehr geben“, verkündet Justizminister Marco Buschmann. Maskenpflicht bleibe nur dort, wo viele vulnerable Menschen seien, also in der Pflege oder in Krankenhäusern. Prima, denn woanders halten sich vulnerable Menschen ja nicht auf, korrekt?
Quelle : TAZ-online >>>>> weiterlesen
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