Die Verfassungsprozession
Erstellt von DL-Redaktion am Mittwoch 21. Mai 2014
Die Verfassungsprozession
Persil wäscht Linke weiß !
VON MATHIAS GREFFRATH:
Neben Jauch ein Käfig: Richard von Weizsäcker rüttelt an den Gittern
Er lebte nun schon eine Weile in Berlin, war hergezogen, als es Hauptstadt wurde, aber so einen Aufmarsch hatte er noch nicht gesehen. Es erschreckt
e ihn, und zugleich zog es ihn an. Das waren nicht Tausende, und auch nicht Zehntausende. Die Schlange reichte von der Siegessäule bis zur Spree, ja, weit darüber hinaus. Am Bismarckdenkmal sammelte sich der erste Block: da trommelte und geigte es; eine Gruppe Vietnamesinnen – waren es welche? – tanzte mit Street-Soccer-Teams in grellen Trikots, würdige Türkenväter in schwarzen Anzügen schunkelten dezent mit ihren Kopftuchfrauen. Er zögerte, doch dann mischte er sich unter die Menge. Waren das nicht …? Ja doch: Boateng, Özil, Gomez und Podolski trugen Fotos von Szymaniak, Tilkowski, und Willimowski unter dem Transparent „Hundert Jahre Migration nach Deutschland“. Afrikaner schleppten ein Floß, darauf eine durchlöcherte Blockhütte mit der Hausnummer „16 a“; über dem Portal ein Wort mit drei Buchstabenlücken, sodass nur noch „.S.L.ECHT“ zu lesen war.
Snowden aus Pappmaché
Er lief weiter in Richtung Charlottenburg, immer noch strömten Menschen dem Zug zu. Natürlich war Ver.di stark vertreten. Lehrer marschierten hinter einem Festwagen, auf dem ein Snowden aus Pappmaché mit einem Speer gegen eine Nachbildung des BND-Palastes anrannte. Auf dessen Dach standen zwei Puppen: Schmidt von Google und der Innenminister; ausgerüstet mit Richtmikrofonen, Feldstechern, Computern spähten sie in die Menge, aus dem Tor krochen metergroße Wanzen.
Erzieher trugen Plakate mit Zeilen wie „Bildung für die Ermüdeten und Abgespannten“. Oder „Wir sind immer noch Barbaren. Ewig bleibt der Staat seinen Bürgern fremd, weil ihn das Gefühl nirgends findet.“ Die Parolen kamen ihm merkwürdig bekannt und fremd vor, bis er das Schiller-Porträt sah. Daneben ein Spruchband, unter der Ziffer „7“ stand: „Eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern ist kriminell.“
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
Fotoquelle: Wikipedia -Author Andreas Gälle
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