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RENTENANGST

Die Utopie der Null.

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 14. März 2010

Es geht um den Abschied vom Wachstumsfetischismus im Norden, aber auch im Süden.

Datei:Male body hair.JPG

 

Alles schwört, alles hofft auf Wachstum. Jedes Quäntchen statistisches Wachstum – 0,3 Prozent oder mehr oder weniger – wird als großer Sieg gefeiert. China, Indien, die USA verzeichnen augenblicklich wieder stattliche Wachstumsraten, die Börsen boomen, nur Europa hinkt weit hinterher. Keine Regierung, die es sich erlauben kann, auf Wachstumsförderung zu verzichten.

Unter diesen Umständen ist Ende 2009 der Klimagipfel von Kopenhagen grandios gescheitert, wie das mitten in einer Weltwirtschaftskrise kaum anders zu erwarten war. Einzig mögliche Konsequenz wäre ja gewesen, die immensen, rasch wachsenden Kosten des Klimawandels ernst zu nehmen und sich der Herausforderung zu stellen, die in der Frage liegt: Wer soll die Kosten eines Übergangs zu einem anderen Typ von Wachstum und Entwicklung weltweit tragen. Die Schwellen- wie Entwicklungsländer haben in Kopenhaben dem reichen Norden die Rechnung präsentiert. Und der hat sich geweigert, sie zu bezahlen.

Zur Ersatzreligion erhoben

Jetzt wird diese Rechnung von einer UN-Studie noch etwas detaillierter aufgemacht: Nach Industriezweigen und Sektoren differenziert. Man könnte derartige Analysen auch nach Ländern und Regionen aufgeschlüsselt vorlegen und ähnliche Berechnungen im Blick auf die Maßnahmen ­präsentieren, die weltweit und regional notwendig wären, um Klimawandel zu stoppen, Artenvielfalt zu erhalten, schlimmste Umweltschäden zu verhindern. Solche Rechnungen ändern allerdings nichts an der Crux unserer verfahrenen Situation: Wir haben den Wachstumsfetischismus zu einer Ersatzreligion erhoben und in unsere offizielle Wahrnehmung der Welt, unser scheinbar objektives Regel- und Zahlenwerk der amtlichen Statistik – genannt Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) – eingebaut. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der offiziellen VGR gibt jedoch nur ein sehr verkürztes, teils falsches Bild aller ökonomischen Aktivitäten eines Landes wieder. Es bedient eine auf Wachstum fixierte Politik und läuft damit einer Chimäre nach, die herrschender ökonomischer Denkweise entspringt.

Quelle : Der Freitag >>>>> weiterlesen

Zum Thema : Erdrückendes Wachstum

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Grafikquelle:  stages of development of male body (androgenic) hair (subtitles in German); Entwicklung der männlichen Körperbehaarung; self created, July 21st 2006; frei verfügbar.

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