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Die todkranke Kirche

Erstellt von Redaktion am Samstag 24. September 2011

Die Gretchenfrage der Kirche:
„christlich“ oder „antichristlich“ ?

File:Hans Küng en la UNED 02.jpg

 Da haben wir doch besonders in den letzten Tagen, bedingt durch den von den C – Parteien gewünschten Einmarsch des Papstes in unser Demokratisches Land vieles gelesen, gesehen und gehört. Dazu habe ich den Artikel einer seiner wohl größten Widersacher, Hans Küng gefunden den ich nur jedermann empfehlen kann. Hans Küng war von 1963 bis 1980 Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie und Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung der Universität Tübingen. Auf Anregung Küngs wechselte Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., im Jahr 1966 von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster auf den Lehrstuhl für Katholische Dogmatik in Tübingen.

Die todkranke Kirche

von Hans Küng

So kann es doch nicht weitergehen mit unserer Kirche! ‚Die da oben‘, ‚die in Rom‘ machen noch die ganze Kirche kaputt!“ Solche erbitterten, empörten und verzweifelten Sätze konnte man in den vergangenen Monaten in Europa wie in Amerika oft hören, am eindrücklichsten auf dem Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München im Mai 2010. „Die Alternativen sind: Resignation, gewollte oder jedenfalls mit wenig Bedauern hingenommene Schrumpfung zu einer kleinen Gemeinschaft ‚überzeugter Christen‘ oder Wille und Mut zu einem neuen Aufbruch“, formulierte Alois Glück, der klarsichtige und mutige Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, nach jenem Kirchentag und drückte damit Sorge und Hoffnung vieler, und gerade der engagiertesten, Kirchenmitglieder aus. Aber bei den katholischen Bischöfen fand er erst später ein Echo. Viele von ihnen wollen offenkundig weitermachen wie bisher. Deshalb die Frustration, der Zorn, oft die Verzweiflung gerade bei den loyalsten Katholiken, die das Zweite Vatikanische Konzil noch nicht vergessen haben.

Dabei steckt die katholische Kirche in der tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation, und niemand kann es übersehen: In ihrem Zentrum steht – das muss man auch in Deutschland sehen – Joseph Ratzinger, der gegenwärtige Papst, der zwar aus dem Land der Reformation stammt, aber seit drei Jahrzehnten im päpstlichen Rom lebt und die Krise verschärft, statt sie zu beheben. Von 1962 bis 1965 waren Joseph Ratzinger und ich die beiden jüngsten offiziellen Berater des Zweiten Vatikanischen Konzils, das versuchte, das römische System – die seit dem 11. Jahrhundert ständig zunehmende innerkirchliche Macht des Papsttums – in wesentlichen Punkten zu korrigieren. Als Papst Benedikt XVI. hat Joseph Ratzinger dagegen die große Chance verpasst, das Zweite Vatikanische Konzil mit seinen zukunftsweisenden Impulsen auch im Vatikan zum Kompass der katholischen Kirche zu machen und ihre Reformen mutig voranzutreiben. Im Gegenteil, immer wieder relativiert er die Konzilstexte und interpretiert sie gegen den Geist der Konzilsväter nach rückwärts. Ja, er stellte sich sogar ausdrücklich gegen das Ökumenische Konzil, das nach der großen katholischen Tradition die oberste Autorität in der katholischen Kirche darstellt: Er hat außerhalb der katholischen Kirche illegal ordinierte Bischöfe der traditionalistischen Pius-Bruderschaft, die das Konzil in zentralen Punkten ablehnen, ohne Vorbedingungen in die Kirche aufgenommen. Er fördert mit allen Mitteln die mittelalterliche Tridentinische Messe und feiert selber die Eucharistiefeier gelegentlich auf Latein mit dem Rücken zum Volk. Er schürt ein tiefes Misstrauen gegenüber den evangelischen Kirchen, indem er nach wie vor behauptet, sie seien überhaupt keine Kirchen im eigentlichen Sinn. Er realisiert nicht die in offiziellen ökumenischen Dokumenten (ARCIC) vorgezeichnete Verständigung mit der Anglikanischen Kirche, sondern versucht, konservative verheiratete anglikanische Geistliche unter Verzicht auf die Zölibatsverpflichtung in die römisch-katholische Kirche zu locken. Er hat durch Ernennung antikonziliarer Chefbeamter (Staatssekretariat, Liturgiekongregation, Bischofskongregation und andere) und reaktionärer Bischöfe in aller Welt die konzilsfeindlichen Kräfte in der Kirche gestärkt.

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IE

3 Kommentare zu “Die todkranke Kirche”

  1. UP. sagt:

    … wie sagt Küng:

    1. Man kann aus der Kirche austreten, …

    Das habe ich getan – nach langen Jahren der Aktivität; denn man kann den Laden nicht von Innen reformieren. Und natürlich bin ich nicht so prominent wie Drewermann oder Küng, die aufgrund ihres Bekanntheitsgrades und besonders wegen ihrer analytischen Verstandesschärfe immer noch am Ball sind.
    Ich habe resigniert! Und die Vorfälle der letzten Jahre – Priester als Kinderficker und Nonnen im Internat, die als Orgasmusbeschleuniger die körperliche Züchtigung von Mädchen bevorzugten – das alles hat mich in meiner vor etlichen Jahren getroffenen Entscheidung nur bestärkt.

    Es wird Zeit, dass in Deutschland die Kirche sich vom Staat trennt, bevor der Staat das von Adenauer verlängerte Hitler-Konkordat einseitig aufkündigt. Aber noch sind unsere Politiker zu feige – an erster Stelle die ‚Evangele‘, Pfarrerstochter noch dazu, die den Hosenanzug trägt.
    Schritt ZWO wäre, dass diese beiden Parteien auf das „C“ in ihrem Namen verzichten. Aber vielleicht verlangt das die Kirche, wenn der Staat sie aus der Obhut rausgeworfen hat. Mit Christentum hat die heutige Politik nix mehr am Hut –

    Mit etlichen katholischen Priestern habe ich gesprochen; auch sie waren dafür, dass diese Trennung Kirche / Staat schnellstens vollzogen wird. Es ist einfach ein schlechter Treppenwitz, dass heute noch dieses Vertragswerk Bestand hat, welches von Hitler unter ganz anderen Voraussetzungen mit dem Vatikan geschlossen wurde, und vom antisemitische Pius XII. in seiner Amtszeit als Ponfifex durch Nichtstun im Zusammenhang mit dem Holocaust erfüllt wurde. Hochhut verarbeitete diese Tragödie in seinen Stück „Der Stellvertreter“. Verwerflich ist auch heute noch die Mithilfe des Vatikan bei Schleusungen von etlichen NAZI-Grössen nach Südamerika.

    Ein interessantes Interview mit Küng findet sich in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom vom 02.03.2009. Dort finden sich auch einige weitere Links zu dem Thema.

    Und noch etwas Irrwitziges zu guter Letzt:
    Das hat DIE LINKE mit der Katholen-Kirche gemeinsam! ..dass man sie nicht von innen reformieren kann!

  2. Dieter.Carstensen sagt:

    Ich bin zutiefst erschüttert! Du bist aus der Kirche ausgetreten, wie ich auch? So geht das aber nicht, wer soll denn dann den Papstbesuch finanzieren, wenn nicht wir beide?

    Soweit ich gesehen habe, stand bei uns heute vor der katholischen Kirche kein Freiimbisswagen für sozial Bedürftige, haben die wohl vergessen, weil der Papst ja da ist und alle nach Freiburg gepilgert sind, jedenfalls ist in Waldbröl kein Kathole zu sehen.

    Das heisst übrigens bei den Katholen nicht „Küng“ sondern „Klüngel“, als Ex-Kölner weiss ich das …

    „Un ävver noh ovve bidde un noh unge tridde“! „Bläck Föös“

    Dann kann man sogar Papst werden, sagt meine Jessi immer und die muss es wissen, sie stammt ja aus Cham in Bayern, also mitten aus dem Urwald sozusagen, da glauben die noch an Affen auf den Bäumen, die unbefleckte Empfängnis, Kommunisten, Päpste, Götter, Klüngel und Katholen …

  3. Thomas A. Bolle sagt:

    Das Thema ist zwar wegen der politischen Ereignisse im Saarland und NRW momentan nicht so aktuell aber dennoch interessesant:
    http://regionales.t-online.de/nordrhein-westfalen-regionale-nachrichten-aus-dem-bundesland-nordrhein-westfalen/id_44288030/index

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