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Die Steuerwampe

Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 26. März 2010

Der Mittelstandsbauch bezeichnet
eine Wölbung im Steuertarif.

File:Peter Altmaier 11.JPG

KOMMENTAR VON ULRIKE HERRMANN

Sie ist die wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz. Kürzlich ist ihr Buch erschienen „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Westend). Es beschreibt, wie sich die Mittelschicht fälschlich für einen Teil der Elite hält.

Das Wort klingt nach Leberwurst, die sich zu einer Wampe verdichtet hat. Und doch gibt es keinen Reformvorschlag bei der Einkommensteuer, der nicht diese Begriffsschöpfung bemühen würde: Der „Mittelstandsbauch“ erdrückt inzwischen jede Diskussion.

Als Polit-Metapher ist er genial, weil er so hässlich ist. Vor dem geistigen Auge quellen überflüssige Körperpfunde hoch. Und Hässlichkeit verträgt sich nicht mit der angestrebten Rationalität eines Staates. Intuitiv leuchtet sofort ein, dass Fettbeulen im Steuertarif zu verabscheuen sind.

Eine Reform muss also her! Würde sich ein Superduper-Marketingstratege eine geniale PR-Kampagne überlegen, um Steuererleichterungen für die Besserverdienenden durchzudrücken: Er müsste den Mittelstandsbauch erfinden, wenn es ihn nicht schon gäbe.

Der Mittelstandsbauch bezeichnet eine Wölbung im Steuertarif, die dazu führt, dass Normalverdiener besonders stark belastet werden. Die aktuellen Grenzsteuersätze steigen gerade zu Beginn rasant an. Werden bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 8.004 Euro nur 14 Prozent fällig, sind es bei 13.469 Euro schon 24 Prozent. Danach flacht die Progression stark ab, bis sie dann bei 52.882 Euro den Spitzensteuersatz von 42 Prozent erreicht.

Mit Logik ist der deutsche Steuertarif nicht zu erklären. Stellt man ihn graphisch dar, dann sieht er aus wie ein Hügel mit einem zackigen Felsvorsprung, weswegen der Begriff „Mittelstandsbauch“ auch nicht ganz die passende Metapher ist. Eigentlich müsste es „Mittelstandsecke“ heißen, wie der Bund der Steuerzahler sehr richtig anmerkt.

Quelle : TAZ >>>>>Weiterlesen

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Fotoquelle – Wikipedia : CC BY-SA 3.0

Author RudolfSimon

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