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die steile Sonntags-these

Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 25. März 2018

Indem er Abtreibungen verurteilt,
verrät Jens Spahn seine Mütter

File:Mord assassinat.jpg

Von Waltraud Schwab

Ist das nicht Muttermord, was Jens Spahn gerade macht? Er, ein Orestes der Moderne, ein Nero der CDU? Gut, die Mütter, die von diesen Söhnen umgebracht wurden, Klytaimnestra und Agrippina, Letztere die Gründerin von Köln, waren beim Töten selber nicht zimperlich. Agrippina tat’s vorzugsweise mit Pilzen. Im mythischen Politikbetrieb Griechenlands und im römischen von vor zweitausend Jahren war das wohl so.

Heute sind die Methoden subtiler und Muttermord ist nun nur noch im Übertragenden gemeint. Wer jetzt die Mutter stürzen will, bedient sich lieber des Verrats.

Und das, so die These hier, tut Spahn: Er verrät die Frauen, die eine Generation vor ihm nicht nur das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper einforderten, sondern auch das Recht auf gleichgeschlechtliche Lebensweise. Die den Weg ebneten in eine offene, tolerante Gesellschaft und auch für Jens Spahns Freiheit und seine Rechte als Schwuler kämpften. Er verrät sie, fällt ihnen in den Rücken, aufgeplustert mit seiner neuen ministerialen Autorität.

Und wie tut er das? Zuletzt, indem er in einem Interview der Bild am Sonntag sagte, dass ihn im Zusammenhang mit dem §219a, der „Werbung für Abtreibung“ verbietet, die Maßstäbe wunderten: „Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibungen werben wollen, kompromisslos. Aber in dieser Debatte wird manchmal gar nicht mehr berücksichtigt, dass es um ungeborenes menschliches Leben geht.“

Spahn setzt in seinem Zitat nicht nur Werbung und Information fälschlicherweise gleich. Indem er das „Leben von Tieren“ anführt, impliziert er auch: Schwangerschaftsabbrüche töten Menschen. Da war man in der Diskussion echt schon mal weiter.

Spahn verurteilt die Befürworter des Schwangerschaftsabbruchs als scheinheilige Bagage und biedert sich auf diese Weise den Fundamentalisten und Rechten an – alles auf Kosten von betroffenen schwangeren Frauen, die in einer großen Notlage sind. Interessant übrigens, was sein Satz im Umkehrschluss bedeutet: dass Vegetarier auch Abtreibungsgegner sein müssen.

Was, fragen Sie jetzt vielleicht ungeduldig, hat die Abtreibungsdebatte überhaupt mit dem Selbstbestimmungsrecht der Homosexuellen zu tun? Viel, denn Frauen, insbesondere die lesbischen, waren sowohl da als auch dort aktiv.

„Jung, schwul, konservativ“ heißt es im Stern– dafür stehe Jens Spahn. Doch es ist ein geschichtsloser Konservativismus, den er vertritt. Was vorher war, wird nicht gebraucht. Selten wird verstanden, dass es in den siebziger Jahren oft – aber natürlich nicht nur – lesbische Frauen waren, die sich für Themen einsetzten, die sie selbst gar nicht in erster Linie betrafen: die Streichung des Abtreibungsparagrafen, Gewalt in der Ehe und die Gründung von Frauenhäusern, Scheidungswillkür, Mehrfachbelastung durch Mann und Kinder. All das waren und sind Probleme, die vor allem Frauen betrafen und betreffen, die heterosexuell leben.

Quelle    :        TAZ        >>>>>       weiterlesen

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Grafikquellen  :

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Description
Deutsch: Der Mord
Français : L’assassinat
Date by 1919
Source http://books.northwestern.edu/viewer.html?id=inu:inu-mntb-0005629837-bk
Author

   This work is in the public domain in its country of origin and other countries and areas where the copyright term is the author’s life plus 70 years or less.

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Unten     —    Wikipedia – Urheber Kuebi = Armin Kübelbeck

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