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RENTENANGST

Die Sprache als Schlüssel

Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 29. März 2018

 zur Gleichberechtigung“: eine nicht nur linguistische Betrachtung

Quelle  : scharf-links

Von Dr. Nikolaus Götz

Der obige Titel kann so nur von einer Frau formuliert worden sein, die kein größeres Wissen um die genuinen Zusammenhänge von der menschlichen „Sprache“ hat. In der Tat war die gewählte Überschrift auch als Ankündigung für eine Veranstaltung der Partei Die Linke im Saarland zu finden, ein Vortrag, der dann jedoch wegen „Erkrankung der Referentin“ ausfiel. Bedauerlich, denn als ein am Thema interessierter „Mann“ war ich an diesem Tag extra angereist, um mir die erwarteten ’feministischen Thesen’ zur wie stets behaupteten „männerdominierten“ deutschen Sprache anzuhören und ihr provokant die These entgegenzuhalten: Die Fähigkeiten Lesen, Schreiben und Programmieren sind die ’Schlüssel’ zu sozialer Teilhabe in der gegenwärtigen modernen Computergesellschaft.

Jeder Mensch sollte wissen, dass die menschliche ’Sprache’ geschlechtsneutral primär ein Kommunikationssystem ist, das eine „Botschaft“ zwischen A (Sender) nach B (Empfänger) durch eine lautliche Artikulation übermittelt. Dabei hat nach Ferdinand de Saussure die “Botschaft“ zwei Teile, die als „signifiant“ (das Bezeichnende) und als signifié“ (das Bezeichnete) benannt sind. Ein einfaches Beispiel von solcher Artikulation und Benennung ist so das Objekt ’Tisch’, das in allen Sprachen gleich bleibt, in den europäischen Sprachen aber artikulativ variiert von in Deutsch „Tisch“ zu Französisch „table“ zu Englisch „table“ zu Latein „tabula“. Das Deutsche hat – warum auch immer – drei Artikel (m. ,w. ,s.), das Französische zwei (m. ,w.), das Englische einen und das Lateinische keinen Artikel, womit feststeht, dass der Artikel (dt.: das Geschlechtswort) als solches sprachlich unlogisch oder irrelevant ist.

Beim Erlernen einer Fremdsprache führt der Artikel als Ausdruck einer Geschlechtszuteilung jedoch oft zu Fehlern, da es von der einen zur anderen Sprache zu Verdrehungen, zu Inversion kommen kann. Im Französischen ist beispielsweise „die“ Sonne (w) „le“ (m) soleil während der im Deutschen männliche „Mond“ plötzlich weiblich mit „la lune“ wird. Bei einem Gespräch mit einem Ausländer ist festzustellen, dass diese oftmals die Artikel verwechseln, das richtige Geschlecht des Objektes verfehlen, da die Chance ’es’ richtig zu treffen nur 33,33% betragen. Und selbst viele Saarländer wissen oft nicht, ob das Geschlecht ihrer so geliebten Nationalwurst, der Lyoner oder die Lyoner ist. (Vgl.: Saarbrücker Zeitung vom 14. März 2018: Ute Kirch: Der Lyoner wird zum Smiley) „Deutsche Sprache, schwere Sprache!“ Doch haben diese lautlich bezeichneten Gegenstände wirklich ein „Geschlecht“, so wie es „der Mann“ oder „die Frau“ biologisch hat? Wer lobt da nicht das Englische wo es immer „the“ heißt oder das Lateinische, bei dem der Unsinn einer geschlechtlichen Fixierung von Objekten nicht gemacht wurde.

Dass ein Deutscher beim Anblick „einer Katze“ stets ein weibliches Tier sieht, während ein Franzose mit „le chat“ einen Kater bewundert, deutet auf ein anderes, weiteres sprachliches Phänomen hin: “Nomen est Omen’“ (dt: Name=Vorzeichen). Der von den Römern festgestellte inhärente Dualismus eines Wortes, die Benennung eines Gegenstandes, sein „Name“ eben, mit einem durch den Menschen emotional oder gefühlsmäßig aufgeladen „Erwartungshorizont“, dem „Vorzeichen“ eben, dient der sprachlichen Manipulation oder Vor-Urteilsbildung in bezug auf das Benannte Objekt. Kompliziert wird Sprache dann auch, wenn verschiedene Wortbedeutungsebenen von einer zur anderen Sprache auftreten, wie es beispielsweise im Französischen das Wort „un air“ zeigt: „Luft, Miene oder Flügel“ sind dabei die Übersetzungsmöglichkeiten.. Spätestens hier versagt auch google als Übersetzungsinstrument. Wie soll also „Sprache“ „der Schlüssel“ zur „Gleichberechtigung“ zwischen wem oder was sein? Natürlich zwischen „Mann“ und „Frau“, muss die unvollständige Eingangsthese insinuierend korrigiert werden. Doch vielleicht will die Referentin eher die Gleichberechtigung zwischen „Denen da oben, und uns da unten!“ ansprechen?

Der bekannte französische Philosoph Jean Jacques Rousseau hat in seinen „Betrachtungen über die Ungleichheit“ nicht umsonst geschlechterübergreifend seinen Eingangssatz zum „Contrat social“ (dt.: der Gesellschaftsvertrag) formuliert mit den Worten: „Der Mensch ist frei geboren, doch überall liegt er in Ketten.“ Soziale „Ungleichheit“ kann nur mittels aktiver Politik behoben werden, wobei das Verstehen von Sprache unbestritten von Vorteil ist. Für die Menschen im Staate der BRD ist es sprachlich aber irrelevant ob nun „die Kanzlerin“ oder „der Kanzler“ schlechte Gesetzte beschließt oder schlecht Politik betreibt. In Richtung der erkrankten Autorin sei nochmals gesagt, dass „das Geschlecht“ eines Kunden oder einer Kundin bei der Sparkasse, noch lange nicht „das Konto“ füllt oder „seine“/„ihre“ hohen Überziehungszinsen abschafft. Doch wie ’immer’ kämpft Donna Quijote mit Sancha Panzo lieber gegen sprachliche Windmühlen an. Besser allerdings wäre ein politischer Akt wie die „Einführung der Schulpflicht für Kinder ab 3 Jahren“, um deren Sprachkompetenz, so eine Begründung, zu heben. Solche konkrete Politik exerziert der ’konservative’ französische Staatspräsident Emmanuel Macron gerade den Deutschen vor. Deshalb lobe ich das Vorbild Frankreich und sage erneut: Vive la France!

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Grafikquelle  :   [1] mehrere Schlüssel mit Anhänger


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