Die Liane des Todes
Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 2. Januar 2015
Drogenentzug
AUS Tarapoto ULRIKE FOKKEN
Nur in den Wäldern des Amazonas lässt sich nachvollziehen, wie die Schamanen ihre Heilkunst von den Pflanzen lernen. Gut die Hälfte der Patienten schafft es, ohne Drogen zu leben. Konventionelle Therapien haben bei lediglich 20 Prozent Erfolg
In Lima haben die jungen Männer Kokain geschnupft und pasta básica geraucht. In der Entziehungsklinik Takiwasi im peruanischen Amazonas heilen sie ihre Sucht mit den Pflanzen der Schamanen. Der französische Arzt Jacques Mabit zeigt ihnen einen Weg aus der Sucht und nutzt dafür den psychoaktiven Ayahuasca-Trank, die Liane des Todes, wie die Indígena Ayahuasca nennen.
Zum Essen für seine Abschiedsfeier hatte sich Casey Bananen, Yucca und Salat gewünscht. Nun gibt es doch wieder nur Linsen, Reis, Huhn. Neun Monate und vier Tage hat er fast jeden Tag Linsen und Reis von dem Edelstahlteller mit seinem Namen in weißer Schrift gegessen. Auf einen Tag kommt es nicht an, sagt Casey.
Aber auf die Worte seiner Freunde in der Entziehungsklinik Takiwasi im peruanischen Amazonasgebiet kommt es an. An sie wird er denken, wenn er in den USA sein Leben mit 29 Jahren noch einmal beginnt. „Du bist gleichzeitig das Kunstwerk und der Künstler“, gibt ihm Enzo mit auf den Weg. Er entwirft aus dem Stehgreif Bilder, die so bunt klingen wie die Rufe der Vögel aus dem Wald des Amazonas. „Dein Leben hast du dir erschaffen“, sagt Enzo zu Casey und könnte dabei ebenso über sich selbst sprechen. Noch vor acht Monaten lebte Enzo in den Straßen von Lima. Sein Hirn und seine Seele zerstörte er sich da schon ein paar Jahre lang mit pasta básica, dem Kokainsulfat aus den Drogenküchen des Dschungels. Ein Schokoriegel großes Stück Kokainbasispaste kostet in Lima nicht mehr als fünf Soles, halb soviel wie ein günstiges Mittagessen.
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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber CostaPPPR
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