Erstellt von Redaktion am Samstag 19. Februar 2022
5000 Fahrradhelme für die Ukraine, um Putin nicht zu provozieren
Bereits mit Einschusslöcher entworfen!
Ein Überfall Russlands auf die Ukraine kann natürlich verhindert werden. Für den Fall, dass es misslingt, sagt unser Kolumnist – nicht ganz ernst gemeint – voraus, wie Scholz, Schröder und die Linkspartei reagieren.
Bereits ein kurzer Blick in die Kreml-Kristallkugel zeigt ganz deutlich die mögliche, weitere Entwicklung im Ukrainekonflikt. Natürlich kann Putins Überfall noch verhindert werden – allerdings eben nur von Putin selbst. Und der hat es leider schon ein paar Mal trotz größter Bemühungen nicht geschafft, andere Länder nicht zu überfallen. Daher folgt hier mit dem Fokus auf Deutschland das wahrscheinlichste Szenario, wenn doch noch alles eskalieren sollte.
Tag 0
Ukrainische Regierungsstellen schlagen Alarm und melden Truppenbewegungen und Schüsse der offiziellen russischen Armee – auf ukrainischem Gebiet. Ein Regierungssprecher in Kiew sagt: »Hilfe, der Krieg hat begonnen«. Moskau dementiert in scharfem Ton: »Die Streitkräfte der Russischen Föderation sind nirgends, wo sie nicht sein sollen.« Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reagiert umgehend nach den bewährten Kriterien des Wu Wei, also gar nicht. Bundesgasler Gerhard Schröder (GAZ) veröffentlicht auf TikTok ein leckeres Bratenrezept mit Pilzen.
Tag 1
Weil die EU zunächst eher verhalten reagiert, um Russland nicht zu provozieren und die Börsen nicht zu stark zu belasten, veröffentlicht die Ukraine ein Video. Es zeigt Feuergefechte russischer Soldaten auf eindeutig ukrainischem Gebiet. Moskau dementiert scharf. Es handele sich nicht um neue Aufnahmen des aktuell nicht stattfindenden Ukraineüberfalls, sondern um alte Aufnahmen des 2014 nicht stattgefunden habenden Ukraineüberfalls. Die Linkspartei fordert die Ukraine auf, ihre »unfairen und völkerrechtlich hochproblematischen Defensivaggressionen« umgehend einzustellen oder, wenn es als taktisch zwingend notwendig empfunden werde, zumindest zum »Säbelrasseln« zurückzukehren.
Tag 2
Ukrainische Regierungsstellen erklären, die russischen Streitkräfte stünden 50 Kilometer vor Kiew. Der russische Außenminister Lawrow tut das mit der Bemerkung ab, dass dieser eine südliche Zipfel Russlands ohnehin kaum mehr als 50 Kilometer von Kiew entfernt sei. Es gebe keine russische Invasion, es könne allenfalls sein, dass sich zwei oder drei Soldaten bei einer besonders anspruchsvollen Militärübung mit verbundenen Augen verlaufen hätten. In der SPD bildet sich, angeführt von Gerhard Schröder (GAZ), die Parteigruppe »Putindemokraten«. Sie beschwert sich in ganzseitigen Zeitungsanzeigen über die Nato, die russische Panzer mit üblen Propagandatricks an die ukrainische Grenze gelockt habe, um das friedfertige russische Reich schlecht aussehen zu lassen.
Tag 3
Der amerikanische Senat kündigt die schärfsten je verhängten Sanktionen gegen Russland an. Aber weil die Demokraten aus liebgewonnener Tradition wirklich alles Verbockbare verbocken und die Republikaner auf einem Entwurf bestehen, in dem der Papst unter Drohung mit einem Nuklearangriff auf den Vatikan zur Heiligsprechung von Donald Trump aufgefordert wird, kommt das Gesetz nicht zustande.
Tag 4
Während die Kampfhandlungen an Schärfe zunehmen und immer mehr Fotos und Videos den Einmarsch belegen, fordert die CDU Kanzler Olaf Scholz auf, die Nord-Stream-2-Pipeline umgehend zu sprengen. Friedrich Merz erklärt, eine derart extreme Abhängigkeit von russischem Gas wäre mit der CDU keine Sekunde lang möglich. Kanzler Scholz habe über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte versäumt, die Energieunabhängigkeit des Landes herzustellen.
Tag 5
Während Außenminister Lawrow eine Journalistin zusammenfaltet, weil sie nach russischen Truppen in der Ukraine gefragt hat, landen russische Panzerboote am Flusshafen von Kiew. Putin selbst meldet sich zu Wort und spricht vom neuen Trend des »Militärtourismus«, einer Form der reiseorientierten Soldatenfortbildung, die nichts mit Invasion oder so zu tun habe. Es gebe keinerlei Grund zur Besorgnis. In der deutschen Öffentlichkeit wird eifrig diskutiert, ob Deutschland vielleicht im Falle eines eventuell ja doch theoretisch möglichen Beinaheangriffs Russlands auf die Ukraine unter Umständen eine zweite Charge Helme liefern solle. Um Russland nicht unnötig zu provozieren, einigt sich die Bundesregierung darauf, 5.000 Fahrradhelme bereitzustellen. Mit der Auslieferung solle voraussichtlich im Frühjahr 2023 begonnen werden, derzeit sei es wegen eines Gewaltausbruchs in der Ukraine zu unsicher für deutsche Logistikunternehmen.
Tag 6
Die Linkspartei schlägt vor, dass Angela Merkel (CDU) zwischen Russland und Ukraine vermitteln solle.
Tag 7
Gerhard Schröder (GAZ) tourt durch deutsche Talkshows, um über den Konflikt zu sprechen – allerdings über den Krimkonflikt von 2014. Die damalige Aggression sei der Schlüssel zum Verständnis der gegenwärtigen Situation. Nach seiner Darstellung habe damals die Ukraine mithilfe der Nato in einer extrem aufwendigen Geheimaktion die Krim unter den ursprünglich auf russischem Boden stationierten Truppen durchgeschoben. Anschließend habe man die bei dieser bösartigen Kontinentaldriftattacke in die Krim geratenen Russen sowie den russischen Teil der dortigen Bevölkerung schützen müssen.
Tag 8
In einer neunstündigen Pressekonferenz, die er in Badehose auf einem Berggorilla sitzend durchführt, erklärt Putin, warum Russland inzwischen gezwungen sei, einzugreifen. Ukrainische Soldaten hätten an schlafenden und spielenden russischen Jugendlichen ein Massenmassaker verübt, es sei im Donbass sogar ein Genozid in Gange, so habe er es jedenfalls im Internet gelesen. In einer länglichen Pressemitteilung mit der Überschrift »Nato-Kriegstreiber!!!!« nehmen die Putindemokraten in der SPD Stellung und beklagen die Einseitigkeit der Berichterstattung.
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Fahrradhelm (Mikroschalen-Helm)
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Unten — Sascha Lobo; 10 Jahre Wikipedia; Party am 15.01.2011 in Berlin.…
Erstellt am Samstag 19. Februar 2022 um 13:44 und abgelegt unter International, Kriegspolitik, Positionen, Wirtschaftpolitik.
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