Viele von Ihnen werden es gar nicht wissen: Fleisch und Milch von Nachfahren geklonter Tiere können ohne Kennzeichnung in Europas Supermärkten verkauft werden! Dies hatte die EU – unter maßgeblicher Beteiligung deutscher Regierungsvertreter – im März 2011 beschlossen. Jetzt will sie im Dezember erneut prüfen, ob der Klonfleisch-Handel nicht doch verboten werden soll.
Als im Juli 1996 das Klon-Schaf „Dolly“ das Licht der Welt erblickte, haben das vermutlich die wenigsten Menschen als einen „Durchbruch der Wissenschaft“ empfunden. Den meisten jagte die Vorstellung eines genetischen Doppels eher Schauer über den Rücken. Das ist nur zu verständlich, denn das walisische Bergschaf war das erste aus einer Körperzelle eines Organismus geklonte Säugetier. Es hatte keinen Vater und war die genetische Dublette seiner „Mutter“.
Das Klonen von Lebewesen ist für viele Menschen nicht nur einfach unnatürlich, sondern gruselig. Viele haben ethische Bedenken. Sie fragen sich, was das wohl für eine Welt ist, in der Geschöpfe wie aus Frankensteins Labor geschaffen werden. Damit wollen die wenigsten etwas zu tun haben, geschweige denn wollen sie so ein Geschöpf essen.
Seit Dolly sind einige Jahre ins Land gegangen und mittlerweile existieren Tausende Nachkommen von geklonten Tieren. In der EU ist das Klonen von Tieren zur Lebensmittelerzeugung bis zum Jahr 2015 zwar einerseits nicht erlaubt. Aber was viele nicht wissen: Auch wenn diese Tiere hier nicht erzeugt werden, so sind doch deren Nachkommen und Produkte auf dem Markt und wir verzehren sie bereits seit Längerem!
Besonders unerträglich ist, dass den Verbrauchern nicht mal die Wahl gelassen wird, weil dieses Fleisch nicht gekennzeichnet wird. Die EU verschanzt sich hinter der Auffassung, dass das nicht möglich bzw. der Aufwand zu hoch sei, da die Tiere in den Export-Ländern wie den USA nicht erfasst würden. Experten glauben aber nicht, dass es kompliziert wäre, die Nachfahren von Klontieren zu identifizieren. Die Ställe, in denen diese gezeugt würden, seien bekannt.
Der wahre Grund, warum sich die EU gegen ein Einfuhr-Verbot von Klonfleisch und sogar gegen die Kennzeichnung ausspricht, ist ein anderer: Die EU-Kommission fürchtet einen Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten, welche Samen von Klontieren nach Europa vermarkten. Es ist also das alte Lied: Wirtschaftliche Interessen haben Vorrang – mit dem „großen Bruder“ will man es sich keinesfalls verscherzen – und das Nachsehen haben mal wieder die Verbraucher!
„Offenbar wollen die Mitgliedstaaten, dass die Verbraucher Klonfleisch essen, ohne dies zu erfahren“ ärgert sich ein EU-Abgeordneter. Doch eine Lösung war bisher auch an der Blockadehaltung der Bundesregierung gescheitert. Zuletzt nach einem zwölfstündigen Verhandlungsmarathon im März 2011. Nun soll es einen neuen Anlauf geben: Noch im Dezember will der EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg einen Entwurf vorlegen. Die Gefahr ist allerdings groß, dass es auch diesmal nicht zu einer Einigung kommt und alles beim Alten bleibt. Dann wären die Verbraucher wieder die Dummen und müssten weiterhin ungewollt Klonprodukte essen.
foodwatch wehrt sich entschieden dagegen. Wie eine offizielle Umfrage der EU zeigt, lehnt eine deutliche Mehrheit der Verbraucher das Klonen aus ethischen Gründen ab und möchte nicht mit Klontieren oder Produkten von Nachkommen dieser Tiere zwangsernährt werden.
foodwatch fordert deshalb:
Klonfleisch darf den Verbrauchern nicht untergejubelt werden! Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, Fleisch oder Milch von Nachkommen geklonter Tiere abzulehnen. Daher gilt: Es muss eine klare Kennzeichnung geben – wo Klonfleisch drin ist, muss auch Klonfleisch drauf stehen!
Aber die kommerziellen Interessen der EU und deren Handelspartner stehen dagegen. Und die Politik schaut zu. Nur wenn jemand die Interessen der Verbraucher vertritt und, so wie wir, den Finger in die Wunde legt, wird sich daran etwas ändern. Deshalb helfen Sie uns und werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch.
Unterstützen Sie uns in unserem Protest gegen die Zwangsernährung mit Produkten von Klontieren. Wenn die EU-Kommission das Thema im Dezember wieder auf die Tagesordnung setzt, muss ein Einfuhrverbot ungekennzeichneter Klonprodukte vereinbart werden! Niemand darf gezwungen werden, unwissentlich Retorten-Geschöpfe zu verzehren. Unterstützen Sie diese Forderung, indem Sie Förderer/Förderin von foodwatch werden. Wir sind zwar nur ein kleines Team von gerade mal 15 Vollzeitmitarbeitern, aber wenn wir zeigen können, dass viele Menschen hinter uns stehen, dann werden wir gehört. Geben Sie uns Ihre Stimme als Förderin/Förderer und setzen damit ein Zeichen.
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Samstag 30. November 2013 um 10:49
Immer wenn ich ans Klonen denke, gerate ich in die Versuchung die Tierköpfe auf Ähnlichkeiten mit bekannten Menschen zu vergleichen.