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Die griechische Krise?

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 5. Oktober 2011

Im Moment ist Griechenland in aller Munde…

File:Strand beach Lindos Kos Griechenland (24061971276).jpg

…die Mehrheit der deutschen Presse zerreißt sich geradezu das Maul, um in willfähriger Hofberichtserstattung für unsere durchgeknallte Regierung und unsere Banken, uns Deutschen die Griechen als arbeitsunwillige Chaoten zu verkaufen. Es ist ein alter politischer Trick, wenn ich selber versage, lenke ich auf andere ab, am Besten irgendwo im Ausland, damit niemand im Inland merkt, wie doof die eigene Regierung ist und was für Versager dort sitzen. Klappt fast immer. Doch was ist nun wirklich dran an der „griechischen Krise“?

Von Beruf bin ich Sozialarbeiter und kein Ökonom, ich schreibe hier also keinen wirtschaftspolitischen Beitrag und verzichte auf zig Verlinkungen und Zitate. Ich glaube aber, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich heiße ja nicht Pofallalla oder Merktnix.

In meinem Leben bin ich viele Male in Griechenland gewesen, habe dort zig Jugendreisen für den Landessportbund NRW geleitet, mir die griechische Sprache angeeignet, im Land auch oft privat Urlaub gemacht und viele griechische Freundinnen und Freunde gewonnen.

Ich meine die Griechen, ihre Mentalität und ihre Geschichte recht gut zu kennen, sonst würde ich mir nicht das Recht zu diesem Artikel nehmen und sonst hätte ich 1992 auch nicht vom Landessportbund NRW den Auftrag bekommen, sein Griechenlandjugendreiseprogramm aufzubauen, was ich ehrenamtlich gemacht habe und dann Jugendreisehotels für das Jugendfreizeitprogramm 1993 u.a. auf Rhodos, im Ort Archangelos und auf Kreta, im Ort Geogiopoulis organisiert.

Die Griechen sind das einzige mir bekannte Volk auf dieser Welt, was in seiner Sprache für Gast und Fremder nur ein Wort hat, nämlich o Xenos – Ξένος

Alleine diese Tatsache lässt tief in die Seele dieses alten europäischen Kulturvolkes blicken.

Mich hat in Griechenland immer wieder verblüfft, dass sich die Menschen dort ihre Gastfreundschaft, gerade auch uns Deutschen gegenüber bewahrt haben, obwohl die Deutschen dort unter den Nazis furchtbare Verbrechen begangen haben, z.B. in den Orten Distomo nahe Delphi oder Kalavrita, nahe Olympia. Nur wenige Deutsche besuchen die dortigen Gedenkstätten an die furchtbaren Verbrechen, sie wissen einfach nichts davon, sondern kennen nur die antiken Stätten.

Ich war mit meine Jugendlichen 1991 in Distomo, an der Gedenkstätte, wir waren mit dem Bus von Marathon nach Delphi unterwegs und auf dem Weg liegt eben auch Distomo. Unser griechischer Reiseleiter und unser Busfahrer wunderten sich total, dass ich den Bus dort einen Zwischenstopp machen ließ und warteten ab, was passiert.

Ich habe den Jugendlichen dann vorgelesen, dass von den Nazis in Distomo selbst einjährige Kinder umgebracht wurden, steht da alles auf den Gedenktafeln, viele Jugendliche fingen an zu weinen, als ich ihnen erklärte, wie die Nazischweine dort gewütet haben, weil es so schrecklich war, wie man es sich nicht vorstellen kann.

Unsere griechischen Begleiter und ich wurden an dem Tag enge Freunde, wir haben heute noch Kontakt. Sie meinten, dass hätten sie noch nie erlebt, dass ein Deutscher in Distomo mal einen Bus halten lässt, die Geschichte so gut kennt und sie auch noch Jugendlichen vermitteln kann.

Meine Jugendlichen haben dann Blumen gepflückt und an das Mahnmal gelegt.

Und dann kamen die Leute aus dem Dorf, fragten, was wir denn da machen und ich habe es ihnen erklärt. Die ganze Jugendreisegruppe wurde daraufhin in das Dorf eingeladen, obwohl jeder im Dorf mindestens einen Angehörigen hatte, der von den Scheißnazis ermordet worden war und wir hatten eine Riesenparty zusammen und gefeiert, bis in den späten Abend.

Meine Jugendlichen hatten begriffen, so meine ich, dass zur Freundschaft unter Völkern manchmal auch Wiedergutmachung gehört, wenn es auch nur symbolisch war, mit den Blumen und der kleinen Ansprache von mir.

Warum ich das alles erwähne?

Deutschland hat die griechischen Opfer der Nazidiktatur bis heute nie entschädigt, sie haben keinen Cent bekommen.

Nein, es kam noch viel schlimmer. Als 1967 wieder die Diktatur in Griechenland kam, die zig tausende Menschenleben kostete, ich habe mit Überlebenden, die z.B. auf der KZ Insel Jaros eingekerkert waren, auf der Insel Lesbos gesprochen, 1981, war es der sogenannte „Prometheus – Plan“, ausgearbeitet von der NATO, der den griechischen Faschisten den Weg an die Macht geöffnet hatte.

Und wer war damals Mitglied der NATO? Auch Deutschland, oder?

Jannis von der Insel Lesbos war auf Jaros eingekerkert gewesen, ich weiß von ihm, dass sie dort sogar rohe Ratten gegessen haben, um zu überleben und sich immer wünschten, dass die weißen Touristenschiffe nicht mehr kommen würden, damit es schneller zu Ende geht, mit der Militärdiktatur und sie wieder frei würden.

Es war Günther Wallraff, der bekannte deutsche Schriftsteller, der dann 1974 den Mut hatte, sich aus Protest gegen die griechische Diktatur, unter Einsatz seines Lebens, auf dem Syntagma Platz vor dem griechischen Parlamentsgebäude anzuketten und damit dazu beitrug, dass der faschistische Spuk auch in Griechenland ein Ende hatte.

Wenn unsere hohlköpfigen Politiker, die scheinbar selbst zu doof zum Lesen von Geschichtsbüchern sind, heute von der „griechischen Krise“ sprechen, dann „vergessen“ sie wohl wissentlich die Ursachen.

Wer hat Griechenland denn nach der Diktatur, die von der NATO, somit also auch von Deutschland, verursacht wurde, wie eine Weihnachtsgans ausgenommen?

Unsere Banken und unsere Konzerne! Wer sonst?

Ist das eine griechische Krise? Nein, es ist eine Krise der Demokratie in Europa und wenn die Griechen schlau wären, würden sie die EU sofort verlassen. Ich würde es ihnen wünschen, die Demokratien in Europa sind zu staatsmonopolistischen Konzernen verkommen, hier zählt nur noch Lobbyismus und sonst nichts!

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Grafikquelle   :    Lindos liegt auf der griechischen Dodekanesinsel Rhodos

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Source Strand beach Lindos Kos Griechenland
Author dronepicr

2 Kommentare zu “Die griechische Krise?”

  1. Helmut Kokoschka sagt:

    Dem Artikel kann man nur zustimmen!
    Es ist schon tragisch dass diese liebenswerten Menschen in der Geschichte immer nur Opfer waren.Ich selbst konnte jahrelangen Erfahrungen mit einem griechischen Gastronomen in Bonn machen, bei dem ich mein Mittag- und Abendessen eingenommen habe. Dabei habe ich die Familie, die Gaststättenbesucher und den Freundeskreis kennengelernt. Und jetzt sind Sie wieder Opfer, Opfer der Banken Mafia und einer unfähigen oder gekauften Politikerkaste die weniger Ahndung von Ökonomie mir hat, als jede deutsche Hausfrau.Ich komme langsam zu dem Schluss, dass es eben nicht Unfähigkeit ist, sondern: gezieltes, vorsätzliches Handeln! Das Ganze war eine lang angelegte und präzis durchgeführter Aktion der Finanzoligarchie.In diesem Fall wären die Staatsanwaltschaften gefordert, wenn wir den Staatsanwälte hätten, die nicht weisungsgebunden wären. Welcher Staatsanwalt darf schon gegen die Regierung ermitteln? In einer Demokratie wäre das so, wenn wir eine hätten. Vielleicht Ermitteln Sie nach dieser Stellungnahme gegen mich, um wenigstens den Rechtsstaat vorzutäuschen. Wer “ Monitor “ gesehen hat, der wird verstehen, dass diese gigantische Umverteilungsmaschine, von uns Steuerzahler auch noch finanziert wird, natürlich wieder mit Schulden. Den Griechen und den Deutschen, wird nicht nur Ihr Tafelsilber gestohlen , sondern auch Ihr letztes Hemd und das Ihrer Kinder und Enkel. Am meisten ärgert mich, dass diese Panzerknackerbande sich auch noch christlich nennen. Der Nazarener hat etwas anderes vorgelegt. Als ausgewiesener Pessimist werde ich Recht behalten: die Gier wird siegen.

  2. Gilbert Kallenborn sagt:

    Die griechische Verwaltung leidet heute noch an der Hinterlassenschaft der Junta ,die griechische Politik ist heute noch durchsetzt von rechten Folterern und derer Helfershelfer. Ich hatte die ungewollte Ehre, deutsche Staatsbürger als Rechtsbeistand in „Korrydallos Fylakis“ bei Athen/Piräus gegen den griechischen Polizeiapparat zu vertreten und die meisten hatten Wunden von Schlagstöcken und auch Stacheldraht nicht etwa von Fluchtversuchen. Die griechische Polizei transportierte die Deutschen in Landrovern mit Rollen von NATO-Draht, eingesammelt auf den Inseln von Rhodos bis Kerkyra oder Kreta ab nach Korridallos. Abschiebeknast, international.
    Die Zustände dort bedingten am Ende eine Doppeltanrechung der griechischen Abschiebehaft vor der Deutschen Justiz, ich setzte das in einem Falle zusammen mit Hermann Höcherl. ex-CSU Geheimdienst/Auslandsexperte durch, wegen menschenunwürdiger Zustände und Folter.
    Deutsche Gefangene wurden gefoltert, gleichzeitig spielte die Junta nebenan Tennis in Korridallos Fylakis, Edelknast für Generäle.
    Das ist die andere Seite des blauen Himmels und des mittlerweile totgefischten Meeres (jedenfalls um Athen herum, ansonsten empfehle ich Skyros als Inseltip, nicht die Touristenstapelanstalten ) was die Junta-Spuren betrifft, sonst ist Carstensen nur zuzustimmen.
    Helmut Kohl wusste genau, daß die Griechen mit von rechts und den Banken gefälschten Bilanzen in die EG wollen oder gezerrt wurden!. Kohl Mädchen, Angela Merkel besorgt heute den Rest -am Ende verdienen nur die Banken.
    Eins wird vergessen: Das da kostet die CDU die Macht. Sogar schon bei der CSU, offen. Den Rest wird die CDU bei den nächsten Wahlen spüren.
    Wie Kapitalismus funktioniert das wird keine Sarah Wagenknecht einer nue 2 %-Wählerschaft beibringen, StamoKap -mäßig oder KPD/ML-Linke. Das besorgt Angela Merkel.
    Der letzte konservative Weihrauchbenetzte Wähler in Schwarz-Bayern wird die Stimme verweigern, gehts an die Rente und darf man weiter hilfslos zuschauen, wie den Banken Milliarden in den Rachen geschleudert wird.
    Die Partei der Zukunft sind die Piraten, die Linke hat mit ihren Neostalinisten eine historische Chance nicht ergriffen, sondern versaut.
    Am 21-23.10.2011 wird in Erfurt kein normaler Parteitag staffinden; es geht um die Existenz der Partei. Yassu!!! Kalimera…

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