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Die Bankenkrise

Erstellt von Redaktion am Dienstag 23. September 2008

Europas Top-Banken macht Immobilienkrise
schwer zu schaffen

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Größer und Höher – alles vom Geld des Volkes

Weitere Milliardenverluste bei UBS und Deutsche Bank

Die US-Immobilienkrise hat die europäischen Banken voll erwischt: Die Schweizer UBS musste weitere zwölf Milliarden abschreiben, die Deutsche Bank 2,5 Milliarden. Auch die Bankenaufsicht gerät in die Kritik.

Die großen europäischen Banken stecken im Würgegriff der US-Immobilienkrise fest. Zwar hat es bisher keine Großbank so schwer erwischt wie die Schweizer UBS, die am Dienstag weitere Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe bekanntgeben musste. Aber auch für die Credit Suisse und die Deutsche Bank sind die Folgen schmerzhaft. In Frankreich und Großbritannien sieht es kaum anders aus, und lediglich in Spanien scheint eine aufmerksame Bankenaufsicht Schlimmeres verhindert haben. Am Finanzplatz Schweiz herrscht große Sorge, dass das Vertrauen der Anleger zumindest für einige Zeit verlorengeht.

Die Abschreibungen in Zahlen

Die Deutsche Bank muss mittlerweile rund 4,7 Milliarden Euro abschreiben. Zusätzlich zu den 2,2 Milliarden Euro aus 2007 erwartet die größte deutsche Bank weitere Verluste von 2,5 Milliarden Euro für das erste Quartal 2008.

Die Schweizer UBS schockierte mit weiteren 19 Milliarden Dollar Abschreibungen und einem Verlust von 12 Milliarden Franken (7,6 Milliarden Euro) im ersten Quartal.

UBS-Präsident tritt zurück

Dass der Rücktritt von UBS-Präsident Marcel Ospel an den Finanzmärkten aber auch bei der Politik mit Genugtuung und Erleichterung aufgenommen wurde, kennzeichnet die tiefe Krise in der Schweiz. So sieht etwa die Anlagestiftung Ethos, die als kritische Aktionärin die UBS-Krise begleitet, jetzt eine Chance für einen Neuanfang.

Denn nach offenbar vielen Kleinkunden, die ihr Geld von der Bank abgezogen haben, waren in jüngster Zeit wohl auch die großen institutionellen Anleger unsicher, ob sie unter den bisherigen Umständen weiter mit der Bank arbeiten können. Immerhin ist die UBS als größte Vermögensverwalterin der Welt auf das Vertrauen ihrer Kunden angewiesen.

Kritik an Aufsichtsbehörden

Ob aber das Debakel der UBS – und das anderer Banken – alleine die Schuld Ospels oder überhaupt von Einzelpersonen ist, wird von Experten bezweifelt. Vielmehr sei die Kontrolle mangelhaft. So wurde selbst die Schweizer Bankenkommission (EBK) als Überwachungsorgan nach eigenen Angaben von der Geschwindigkeit sowie vom Ausmaß der so genannten Subprime-Krise überrascht. EBK-Direktor Daniel Zuberbühler räumt denn auch Versäumnisse ein. „Die Aufsichtsbehörden sind nicht verantwortlich für die Krise, jedoch haben wir sie bedauerlicherweise auch nicht verhindert,“ sagte er am Dienstag.

Der bankinterne Risikokontrollapparat in der UBS-Investmentbank etwa sei beeindruckend groß und mehrstufig aufgebaut, sagte Zuberbühler. Von den rund 22.000 Angestellten seien rund 3400 Personen in der Risikokontrolle beschäftigt. Aber viele hätten versagt. „Nicht nur das Top-Management, sondern teilweise auch die Aufsicht hat sich durch die Existenz dieses Kontrollapparates in falscher Sicherheit gewiegt.“

Deutsche Bank schreibt Milliarden ab

Dennoch ist der enorme weitere Kapitalbedarf der UBS in Europa einmalig. So muss zwar auch die Deutsche Bank – deren Chef Josef Ackermann schon eine Diskussion um den Bedarf an staatlichen Hilfen auslöste – wegen der Krise an den Finanzmärkten im ersten Quartal 2008 weitere 2,5 Milliarden Euro abschreiben. Sie braucht aber kein frisches Kapital zur Stützung.

Die zweitgrößte Schweizer Bank, die Credit Suisse, verlor im US-Hypothekenmarkt weniger Geld als angenommen, rutschte jedoch wegen der miserablen Marktbedingungen trotzdem in die roten Zahlen und muss fast drei Milliarden Franken (1,9 Mrd Euro) abschreiben. Doch ihrem Gewinnrückgang von 8,5 Milliarden Franken im Jahr 2006 auf 7,8 Milliarden Franken 2007 steht der UBS-Verlust von rund 4,4 Milliarden Franken einsam gegenüber.

Hausgemachte Probleme

Somit ist die Krise der Schweizer und anderer europäischer Banken nach Analysteneinschätzungen zum großen Teil hausgemacht, wie dies auch für die deutschen Opfer, etwa die mit Milliardenabschreibungen kämpfende BayernLB oder die schwer angeschlagenen Mittelstandsbank IKB, zu deren Absicherung milliardenschwere Rettungspakete aus Mitteln des Bundes, der staatlichen Bankengruppe KfW und von anderen Banken zur Verfügung gestellt werden mussten, gilt. Auch bei der WestLB kriselt es, von dem Gerangel um die von der Landesbank Baden-Württemberg geschluckte Sachsen LB ganz zu schweigen.

Hilgert neuer WestLB-Chef

Der Bankmanager Heinz Hilgert wird neuer Vorstandschef der angeschlagenden WestLB. Der Aufsichtsrat habe den den 54-jährigen ehemaligen stellvertretenden Chef der Frankfurter DZ Bank zum Nachfolger von Alexander Stuhlmann ernannt, teilte die Bank mit.

In den USA musste die öffentliche Hand bei der Rettung der Investmentbank Bear Stearns einspringen, in Großbritannien wurde der Immobilienfinanzierer Northern Rock verstaatlicht, um ihn vor dem Zusammenbruch zu retten. Und es ist noch nicht vorbei, da sind sich Analysten sicher. „Es warten noch weitere schwarze Milliardenlöcher“, meinte ein Genfer Banker am Dienstag mit dem Hinweis, dass die Zeiten des freien Bankenwesens nun vorbei sein könnten.

Quellenhinweis: Heute

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