DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

Der Wert weißen Lebens

Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 16. Oktober 2014

Über zwei Sorten Tote, Exekutionen und Empathie

SCHLAGLOCH VON CHARLOTTE WIEDEMANN

Es gibt kein unwertes Leben; das sagt sich leicht. Doch wird der Wert eines Lebens ganz unterschiedlich bemessen. Offensichtlich wird dies spätestens, wenn es um den Wert eines Toten geht.

Im alten Siam (heute Thailand) war dieser Wert präzise bezifferbar. Die Richter beurteilten Mord ebenso wie Körperverletzung nach einer Tabelle von Würdepunkten: Das Leben eines Rikschafahrers war weniger wert als der kleine Finger eines Prinzen. In einigen islamischen Ländern können die Angehörigen eines Mordopfers von der Täterseite als Entschädigung ein sogenanntes Blutgeld verlangen; eine tote Frau ist dann weniger wert als ein toter Mann.

Ein Toter in Köln, 1.000 in Afrika

All dies erscheint uns natürlich monströs. Bei uns bestimmen die Nachrichten den Wert der Toten. Jeder Neuling im Mediengewerbe hört irgendwann diese Regel: Ein Toter in Köln ist wie zehn Tote in England oder hundert Tote in Brasilien oder 1.000 Tote in Afrika. Die Regel hat Varianten: bei Indern möglicherweise eine Null mehr als bei Brasilianern, und was Afrika betrifft, können ohnehin nur Höchstzahlen die Mauer aus Gleichgültigkeit leise erschüttern.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

——————-

Fotoquelle: Wikipedia – Singapore city street walkers

Urheber Timo Sippala.
Genehmigung
(Weiternutzung dieser Datei)
CC-BY-SA-2.5.

Kommentar schreiben

XHTML: Sie können diese Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>