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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Sonntag 19. Mai 2019

Maientage mit sackdebilen Horrorfressen

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Klaus Raab

Die Hasenheide in Neukölln ist ein beliebter Berliner Park, der von Familien, Joggern, Grillern, Slacklinern, Genussvieltrinkern, Nacktsonnfreunden und Kiffern gleichermaßen gern aufgesucht wird. Sommers werden noch die Lamas aus dem auf dem Gelände befindlichen Streichelzoo herumgeführt. Alle kommen in der Regel gut miteinander klar, solange die Kinder am Kiosk der Hasenschänke nicht aus Versehen eine halbe Sekunde zu lange auf die Karte mit den Eispackungen gucken müssen und so den Schlange stehenden Genussvieltrinkern ihre wertvolle Zeit rauben.

Ein paar Regeln gibt es auch. So gilt es zum Beispiel als unangemessen, in der angrenzenden Minigolfanlage mit Schlägern Mitmenschen zu traktieren. Hunde dürfen zudem nur im dafür vorgesehenen Bereich aufeinander losgehen. Ihre Geschäfte dürfen sie natürlich auch im Restpark verrichten, weil Köter von Kot kommt, wie Wiglaf Droste schrieb – wie sollte man ihnen das auch verbieten? Aber man tritt nicht häufiger in einen Haufen als im Rest der Stadt.

Es funktioniert insgesamt also gut, es herrschen Freiheit und Frieden. Aber irgendwie leben alle auch ein bisschen aneinander vorbei. Man ist eher bemüht, seine Mitmenschen nicht zu stören, etwa durch Frisbeewürfe auf benachbarte Picknickdecken, als sich mit ihnen zu einer großen fröhlichen Hasenheiden-Community, einer echten Emotional Union zusammenzuschließen. Ohne die anderen Leute wäre die Atmosphäre komplett im Eimer, man hätte nichts zu gucken, das Leben wäre schlechter. Aber sie sind halt trotzdem gefühlsmäßig nicht das eigene Business.

Einmal im Jahr nun finden in der Hasenheide die „Maientage“ statt, deren Name nicht ganz zufällig gewählt ist; die Tage liegen nämlich im Mai. Es handelt sich um ein Volksfest, das viele Menschen aus dem nicht eben übertrieben poshen Neukölln am liebsten mittwochs besuchen, weil dann Familientag ist, an dem alles die Hälfte kostet. Eine Kinderkarussellfahrt schlägt dann mit 1,25 Euro zu Buche, ein fairer Preis. Viermal einen Lederball auf eine Torwand zu schießen kostet zwar auch dann noch 5 Euro. Dafür, das gehört zur Wahrheit dazu, gibt es aber auch keine Warteschlange.

Maientage2012.jpg

In der Nähe eines Eingangs steht in diesem Jahr eine Trampolinanlage. Weniges begeistert Fünfjährige so sehr wie Trampoline. Kinder sind Gewohnheitstiere, sie kennen das Prinzip von der heimischen Couch, die sie bespringen, sobald man ihnen mitteilt, dass nun Schlafenszeit sei. Man kann ihnen auch sagen, dass Essenszeit sei, das ist egal. Schlafen oder Essen, beides bedeutet in der Sprache der Fünfjährigen: hüpfen.

Quelle         :       TAZ           >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben    —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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