Der rote Faden
Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 14. Oktober 2017
Haben Sie das von den Schröders gehört?
Ja, der dort – auf welchen ich zeige, das wird mein Nächster
Von Johanna Roth
Über Niedersachsen wissen immer alle gleich Bescheid. Die Klischeeklaviatur aus VW, Pferden, Gülletanks, Grünkohlessen und Schützenfest hält sich hartnäckig, was damit zu tun haben könnte, dass sie die alltagsrealistischen Fixpunkte einer durchschnittlichen niedersächsischen Ortschaft tatsächlich ganz gut umreißt.
Ich weiß das, ich bin dort aufgewachsen. Dabei hat niemand die Kulturtechnik des Trinkens auf ein derart hohes Niveau gehoben wie die Hannoveraner. Für „Lüttje Lage“ werden gleichzeitig ein kleines Glas Dunkelbier und ein Korn gekippt, mit nur einer Hand und bei Könnern sogar abgespreiztem kleinen Finger. Ideal also, um sich unauffällig am Tresen festzukrallen und allerhöchstens angeschickert zu wirken, während man sehr schnell sehr betrunken wird.
Auch aktuell geht in Niedersachsen Außergewöhnliches vor sich, vor der Landtagswahl am Sonntag steht die AfD bei nur mehr 7 Prozent, die SPD gar vor der CDU! Nun werden dort seit jeher die ganz großen politischen Zusammenhänge im Provinziellen verhandelt, im Wendland zerplatzte damals der Energieversorgertraum einer ganzen Welt, und auch jetzt wieder ist internationale Konzernpolitik das Thema, dafür sorgt das ehemalige Powerpaar Schröder.
Kennen Sie noch Doris und Gerd? Als er längst Exkanzler war, tauchte sie plötzlich im letzten Landtagswahlkampf auf und kickte per Kampfkandidatur eine SPD-Parteifreundin aus deren langjährigem Hannoveraner Wahlkreis. Dass sie auf der Landesliste nun nach hinten rückt, weil mit Innenminister Boris Pistorius ihr neuer Lebensgefährte einen besseren Platz braucht, trägt sie im letzten Spiegel mit hingebungsvoller Fassung: „Ich habe da gern Platz gemacht …“
Aber so fein die Work-Life-Balance à la Boris und Doris austariert sein mag: Wie immer, wenn alles neu und aufregend ist, spukt der Ex herum. Mit dem Aufsichtsratsvorsitz beim russischen Energiekonzern Rosneft versüßte er schon Martin Schulz den Wahlkampf zu geschätzt –2 Prozent. Seine Noch-Ehefrau entschied sich nun für die Flucht nach vorn und gab dem russischen Sender Sputnik ein Interview, das sich Wladimir Putin wohl schon in Postergröße übers Tigerfell gepinnt hat. Bei der ersten Begegnung mit ihm hätten sie „die ganze Nacht durchgequatscht“; Schröder meine es nur gut; Putin sei ein kluger Mann, der auch Kritik einstecken könne. Das sehen die eingeknasteten Oppositionellen bestimmt ähnlich.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
——————————————————————————————————————————-
Grafikquelle :
Pushkin (Russia), Catherine Palace, President Putin with German Chancellor Gerhard Schroeder and his wife, Doris Schroeder-Koepf, in the Amber Room.
Samstag 14. Oktober 2017 um 10:51
Schröder spinnt lupenrein. Putin steckt nicht Kritik ein, sondern die Kritiker in Gefängnisse, die noch den herben Flair der Gulagzeit ausdünsten.