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DER ROTE FADEN

Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 16. Dezember 2021

Klima und Windräder: Bepreistes Ja

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Ariane Lemme

Beim Streit muss es nicht immer entweder oder sein. Ein bezahltes Entgegenkommen könnte Lösung sein bei diplomatischen Herausforderungen.

Guten Tag. Mein Name ist Ariane und ich bin harmoniesüchtig. Puh. Jetzt ist es raus. Für meine Karriere im Streitbusiness des taz-Meinungsressorts ist das natürlich ein peinliches Eingeständnis. Vielleicht meldet sich ja das Auswärtige Amt bei mir. In Krisen vermitteln kann ich ganz gut. Schon als Kind hab ich, wenn am Familientisch mal Stunk aufzog, mit stress­schweiß­nassen Händen, versucht, der einen Seite (Mama) die andere Seite (Papa) zu erklären.

Leider ist der beste Freund von allen genauso drauf wie ich. Streit bei uns heißt, dass einer zum anderen sagt: Du, darf ich dich darum bitten, mal deinen Kram da wegzuräumen? Im schlimmsten Fall ist einer mal beleidigt und fängt an zu weinen (ich) oder zu schweigen (er). Weil keiner von uns das lange aushält, ist der Kram, den wir am schnellsten wegräumen, der zwischen uns. Trotzdem ist das natürlich verheerend. Ich weiß, dass meine Sucht zerstörerisch ist.

Alle Paartherapeuten beten es rauf und runter: Sich ordentlich streiten zu können ist wichtig. Allerdings – das ist mir diese Woche im großen Wie-wird-die-neue-Regierung-Gesummse aufgefallen – ist Harmoniesucht viel verbreiteter, als ich dachte. Der häufigste Satz, den ich hörte, war: Wie harmonisch kann das werden in der Ampel. Wo wird’s knallen und wann? Und ich dachte, häh? Warum sollen die sich vertragen, ist doch kein Kaffeekränzchen. Die sollen Politik machen und da gehört Streit dazu.

Sie merken schon, wenn’s um andere geht, bin ich ganz schlau. Dabei bin ich vor allem neidisch auf alle, die sich selbstbewusst die Fetzen um die Ohren hauen, ob am Kabinettstisch oder auf Twitter. Vielleicht, dachte ich dann, ist das, was bei anderen so glamourös zornig aussieht, auch nur die Suche nach Zustimmung, Bestätigung, am Ende Liebe – zumindest für die eigenen Ideen vom Leben.

Das würde erklären, warum trotz Dauerstreits auf allen Kanälen und der angeblich kurz bevorstehenden Spaltung der Gesellschaft sich gefühlt wenig bewegt. Am ehesten vielleicht bald an der Front zwischen denen, die sich – aus mir immer schleierhafter werdenden Gründen – nicht impfen lassen und denen, die darüber immer verzweifelter werden – wenn es hoffentlich bald eine allgemeine Impfpflicht gibt.

Alto de Penouta.JPG

Kein Streit mit Gewinnern

Klar, das wäre echt mal kein durch demokratisch-konstruktiven Streit gewonnener Fortschritt, sondern durch regieren – aber es wäre ein Fortschritt, der Menschenleben rettet, und da gibt’s eigentlich wenig zu diskutieren. Die völlige Missachtung der Unversehrtheit anderer verdient weder Respekt noch Applaus. Wahrscheinlich ist echter Streit, also welcher, wo es nicht nur darum geht, sich bei der eigenen Peergroup zu profilieren, für die meisten Menschen schwer auszuhalten.

Weil er immer beide Seiten was kostet, keiner kommt als Gewinner raus. Die immer noch lachenden Gesichter von Putin, Xi Jinping und Konsorten zeigen auch, dass manche die von mir geschätzte Diplomatie auch einfach ignorieren können wie einen schlechten Geruch. Deshalb bin ich echt mal gespannt, was Baerbock als Außenministerin an „Dialog und Härte“ zu bieten hat.

Quelle       :       TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —    Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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Unten     —     Bild der Penouta-Höhe, die sich im nordwestlichen Teil der Gemeinde Boal (Asturien, Spanien) befindet. Wie Sie sehen können, gibt es ein paar Windkraftmühlen auf der Oberseite.

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