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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 29. April 2020

Bleichmittelgurgeln und Rauchen gegen das Coronavirus

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Nina Apin

Die einen setzen ihre Hoffnung ins Rauchen und gurgeln mit Bleiche. Andere versuchen, den Datenschutz und die Grundrente auszuhebeln.

Kann es sein, dass Corona blöd macht? Auch diese Woche hat wieder die wundersamsten Theorien und Heilungsvorschläge gesehen: Am besten war eine französische Studie, die ein (natürlich rauchender Kollege) irgendwo hervorzog, die besagt, dass Nikotin möglicherweise vor einer Corona-Infektion schützen könnte. Der Studienleiter ist Arzt am Pariser Krankenhaus La Pitié-Salpêtrière – zwar nicht für Lungenheilkunde und erst recht nicht für Virologie, sondern für innere Medizin. Doch er hat wohl festgestellt, dass unter den Covidpatienten unterdurchschnittlich viele RaucherInnen seien. Man erforsche jetzt eine Behandlung mit Nikotinpflastern, heißt es aus Paris. Eine Atemwegserkrankung mit Nikotin zu heilen, coole Idee. Schon meldeten sich die Kiffer und die Craftbeer-TrinkerInnen zu Wort, ob für sie nicht auch eine Studie …?

Als ich das am Telefon meinem Cousin zum Besten geben will, der Arzt ist und Ex-Raucher, kommt er mir mit einer Anekdote zuvor, die so skurril ist, dass ich die Raucherstudie sofort vergesse: Eine seiner Sprechstundenhilfen sei überzeugt davon, dass das Coronavirus aus Bill Gates’ Labor stamme – er habe Mikrochips in die Viren gebastelt und durch die weltweite Weitergabe habe er uns bald alle in der Hand.

Ich staune: Wie soll ein Mikrochip in ein Virus passen – ist Silicon Valley technisch womöglich noch viel weiter voraus, als wir es ahnen? Und warum sollte Bill Gates das überhaupt tun? Auch darauf habe die Mitarbeiterin, wie jede gute Anhängerin einer Verschwörungstheorie eine Antwort, ließ mich mein Cousin wissen: Bill Gates wolle, jetzt wo der Absatz seiner Microsoft-Produkte global stagniere, wenigstens sichergehen, dass er am Impfstoff verdiene, den der Milliardär und Philanthrop bereits für „Ende nächsten Jahres“ in Aussicht gestellt habe.

Spahn bevorzugt eine zentrale Speicherung

Zeichnung: Jens Spahn sagt "Hartz 4 bedeutet nicht Armut"; in seiner Hand ein Bündel Scheine (Monatsgehalt), im Hintergrund sind Dienstwagen und freies Zugfahren angedeutet.

In der Politik trifft es meistens auf den Punkt: „Dummheit siegt“ !

Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Auch über Trump, der jetzt den AmerikanerInnen empfiehlt, Desinfektionsmittel zu spritzen und sich helles Licht „in den Körper zu führen“ – derweil ist sein ExpertInnenstab panisch darum bemüht, Trumps WählerInnen davon abzuhalten, sich tatsächlich Sagrotan in die Venen zu jagen, mit Bleichmittel zu gurgeln und sich unter hochdosiertem UV-Licht zu verbrutzeln. Andererseits ist es auch verständlich, dass in einer Situation, über die keiner wirklich etwas weiß, unter der aber alle leiden, sich die wildesten Hoffnungen verbreiten.

Quelle           :       TAZ          >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen    :

Oben       —             Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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