Erstellt von Redaktion am Samstag 8. Januar 2022
Hakenkreuz an der Tür, tote Vögel im Briefkasten
Wenn Politiker Hass säen – werden sie reichlich ernten !
Wenn es nicht bei Beschimpfungen in sozialen Medien bleibt und die Wut in die analoge Welt schwappt, stehen Betroffene oft allein da. Weder Polizei noch Justiz sind ausreichend handlungsfähig. Was jetzt passieren muss.
Wenn man über die polarisierte Gesellschaft und den öffentlichen Diskurs redet, landet man immer wieder beim Thema »Hass im Netz« – aber was damit gemeint ist, ist oft eigenartig unklar. Alle wissen – oder scheinen zu wissen –, dass »Hass im Netz« schlimm ist und schlimmer wird, Debatten schädigt und zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt. Aber wenn es um die Details geht, ist die Kenntnislage bei Nichtbetroffenen oft eher dünn.
Ich habe das häufig bei Lesungen oder anderen Veranstaltungen erlebt, fast immer werde ich bei solchen Anlässen gefragt, wie ich als Autorin damit umgehe, dass ich von »Hass im Netz« betroffen bin. Die Fragen gehen dann meistens in die Richtung: »Wie ist das für Sie, was macht das mit Ihnen?« und »Was kann man dagegen tun?«
»Wird sie uns etwas über Nervenzusammenbrüche erzählen?«
Zwei Punkte dazu: Was »es« mit »mir« macht, halte ich erstens nicht für den zentralen Punkt der Debatte. Das Interesse daran ist verständlich, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Frage von einer gewissen Sensationslust getragen ist: Na, hält sie das aus? Wird sie uns etwas über Nervenzusammenbrüche und schlaflose Nächte erzählen?
Wird sie nicht. Sie kommt schon klar.
Und zweitens: Um wissen zu können, was man gegen »Hass im Netz« tun kann, muss man erst mal klären, worum es da geht.
Denn weder »Hass« noch »im Netz« sind selbsterklärend. Als ich auf einer Lesung sagte, dass ich das Meiste, was sich an Hasskommentaren unter meinen Texten oder Tweets oder in meinem Posteingang einfindet, einfach ignoriere und nur ab und zu mal jemanden anzeige, meldete sich ein Zuhörer, Typ Lehrer kurz vor der Pensionierung, und fragte: »Aber ist es nicht auch wichtig, Kritik ernst zu nehmen? Machen Sie es sich da nicht etwas leicht, wenn Sie das ignorieren?«
Aber es geht nicht um Kritik. Der Zuhörer wusste tatsächlich nicht, was ich meinte: nicht Leute, die eine andere Meinung haben als ich. Sondern Leute, die mir Beleidigungen oder Drohungen schicken: Texte darüber, wie sie mich vergewaltigen, erschießen, verprügeln, anzünden, aufhängen wollen. Dass ich eine gierige polnische Schlampe und eine eklige Zecke bin, dass ich hässlich bin und meine Eierstöcke verfault sind, dass sie hoffen, dass ich von Arabern vergewaltigt werde.
Der Hass ist mir persönlich egal. Wenn man politische Autorin ist, gewöhnt man sich entweder daran oder man hört auf und macht etwas anderes. Ich habe mich daran gewöhnt. Man macht diesen Job nicht, um möglichst beliebt zu werden; da gäbe es Erfolg versprechendere Wege. Wenn man so etwas sagt, denken Leute oft, man wolle nur besonders abgebrüht klingen, aber es stimmt. Altenpflegerinnen gewöhnen sich, soweit ich weiß, ja auch daran, mit Exkrementen zu tun zu haben.
»Hass im Netz« bleibt nicht notwendigerweise »im Netz«
Was man aber nicht ignorieren kann, ist, wenn Leute ankündigen, dem Hass Taten folgen zu lassen. Und damit sind wir bei einem zentralen Problem: »Hass im Netz« bleibt nicht notwendigerweise »im Netz«. Das wird spätestens dann klar, wenn sich Menschen auf Telegram zu Fackelmärschen vor Häusern verabreden oder live streamen, wie sie jemandem am Arbeitsplatz »besuchen« und belästigen.
Ein häufiger Ratschlag an Leute, die sogenannte Shitstorms erleben, ist: Mach doch mal das Handy aus. Ein weiterer Ratschlag: Zeig die doch einfach an, wenn sie dich beleidigen oder bedrohen. Das erste Problem daran: Beide Ratschläge widersprechen sich. Wenn man jemanden anzeigen will, muss man alles dokumentieren, man braucht Links zu Postings und Profilen und zusätzlich Screenshots. Das kann man nicht zusammenstellen, wenn man »einfach mal das Handy ausmacht«.
Und das zweite Problem: Es geht nicht weg, wenn man wegguckt. Im Zweifel kann es sogar gefährlich werden, wenn man nicht mitbekommt, dass Leute einen Angriff ankündigen oder die Wohnadresse veröffentlichen. Sogenanntes Doxing ist längst ein zentraler Bestandteil von »Hass im Netz« geworden: die Veröffentlichung privater Daten einer Person, also etwa von Politiker:innen oder Journalist:innen, gegen deren Willen, zwecks Einschüchterung. Dabei kann es um die Wohnadresse gehen, aber auch um die Telefonnummer, Mailadresse, Auto und Autokennzeichen, die Namen der Kinder oder anderer Familienmitglieder, oder Orte, an denen die Person oder ihre Familienmitglieder sich häufig aufhalten.
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Grafikquellen :
Oben — Sūkurėlis (svastika) Kulionyse, Molėtų raj.
Montag 10. Januar 2022 um 16:23
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