Der Eiertanz der SPD
Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 18. März 2010
Eiertanz in der Sackgasse
Die SPD stellte in den letzten Tagen ihr neues Konzept für den Arbeitsmarkt vor. Das kann man nur als den verzweifelten Versuch werten, doch noch Stimmen für den Wahlkampf zu gewinnen. Durch solche Aktionen wird eine Partei auf keinen Fall das reparieren was durch ihre selbstgefälligen Darsteller in den letzten Jahren an Vertrauen zerstört wurde. So ist es schon sehr bedenklich dass Parteien nicht einmal mehr in der Lage sind, sich für unterlaufene Fehlleistungen zu entschuldigen. Auf diese Art und Weise wird man mit Sicherheit weiterhin Wählerstimmen verlieren.
IE
Fairness auf dem Arbeitsmarkt. Begrenzung der Leiharbeit – Mehr Mitbestimmung – Mindestlöhne – Sozialer Arbeitsmarkt
Hierzu ein passender Artikel vom heutigem Tag:
Digitale Bohème, ein Abgesang
Wir nennen es Blase
Eine alternative Lebensform jenseits von Festanstellung und freiem Schaffen ist nicht möglich und war es nie. Ein Abgesang auf das Gerede von der „digitalen Bohème“.
VON SEBASTIAN INGENHOFF
Die Zahl der Arbeitenden, die von ihrem Lohn kaum leben können, steigt immer weiter. Einige Berufsgruppen haben langjährige Erfahrungen mit der Situation. Die freischaffenden Kreativen und Künstler zum Beispiel waren in ökonomischer Hinsicht schon immer die Deppen der Nation. Nicht ohne Grund gibt es das Klischee vom brotlosen Schöpfer wertvoller Ideen ohne Gewinn. Das Durchschnittseinkommen liegt hier in der Regel in der Nähe der Armutsgrenze, viele kommen gerade so über die Runden oder sind auf Nebenjobs angewiesen. Durch das Internet sollte sich eigentlich vieles zum Positiven geändert haben. Die digitale Vernetzung ermögliche gerade den freischaffenden Kreativen völlig neue Möglichkeiten des Wirtschaftens, hieß es. Doch die Realität sieht, wie so oft, ganz anders aus.
In der virtuellen Welt werden zwar massig kreative Energien freigesetzt, doch den wenigsten Künstlern, Autoren und Netzwerkern flattert das Geld durch den digitalen Posteingang hinein. Die Zahl der Autoren und „Content-Produzenten“ hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, doch die meisten davon verrichten ihr Tagewerk umsonst. Damit einhergehend gibt es praktisch überhaupt keine Lohnuntergrenzen mehr, was Jobs in der sogenannten Kreativwirtschaft angeht, obwohl diese immer wieder als Wachstumsbranche bezeichnet wird.
Vielerorts arbeiten nicht nur die Praktikanten für lausige Gehälter unterhalb des Existenzminimums. Zahlreiche hippe Projekte hantieren mit geringem Budget und können nur kleine Honorare auszahlen, locken aber mit den „coolen Referenzen“. Nur kann sich dafür keiner etwas kaufen. Auch die Revolution des Selbermachens, die auf neue Formen der Kooperation setzen und neue Nischen bedienen will, entpuppt sich vielerorts als Blase.
Das ist nicht mal überraschend, denn in der vordigitalen Welt war es wenig anders. „Independent“ zu sein hieß leider meist auch, verzichten zu müssen, und zwar unter anderem auf Geld. Die Freiheit des selbstbestimmten Lebens hat ihren Preis.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Kommentar von Wolfgang Lieb
Olaf Scholz nannte das Arbeitsmarktkonzept „eine konsequente Weiterentwicklung unserer Politik“. Die einzelnen Vorschläge des SPD-Arbeitsmarktkonzepts stellen also keinen Neuanfang dar, mit dem die Enttäuschung vieler früheren Anhänger und Sympathisanten der SPD wieder aufgefangen werden könnte. Solange der „Consigliere“ von Schröder, Frank-Walter Steinmeier, in der SPD etwas zu sagen hat, wäre eine Abkehr vom Agenda-Kurs ein Schlag gegen das eigene Führungspersonal.
Weil keine Abrechnung mit dem bisherigen Kurs erfolgt und kein neues Leitbild zugrunde gelegt wird, stehen alle Vorschläge des Arbeitsmarktkonzepts unter dem Verdacht der politischen Kosmetik – um sich etwa gegenüber den Gewerkschaften aufzuhübschen, um die innerparteilichen Narben zu verdecken, um sich gegenüber der Linkspartei etwas Rouge aufzulegen oder gegenüber den Vorstößen von CDU und FDP (etwa im Hinblick auf das Schonvermögen) nicht all zu blass auszusehen.
Wenn man überhaupt ein Umdenken erkennen will, so vielleicht an der Erkenntnis, dass der Sozialstaat nicht mehr durch weiteres zurückschneiden erhalten werden kann. Doch was durch die Hartz-Gesetze schon völlig kahl geschnitten wurde, kann nicht durch das Aufpfropfen einiger neuen Triebe wieder zum Blühen gebracht werden.
Wolfgang Lieb
Quelle : Nachdenkseiten
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Fotoquelle :
- Gemeinfrei
- File:Common alcoholic beverages.jpg
- Erstellt: 28. Dezember 2007