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RENTENANGST

Der Druck in Frankreich

Erstellt von DL-Redaktion am Freitag 10. Dezember 2010

Warum die Franzosen protestieren

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Im folgenden Artikel geht Danièle Linhart den Problemen auf den französischen Arbeitsmarkt nach.  Im Gegensatz zu Deutschland trieb die Kürzung des Renteneintrittsalters aber die Menschen zu großen Demonstrationen auf die Straße. So unterschiedlich das Ausmaß der Proteste zwischen den Ländern auch ist, von der Problematik her sind aber kaum Unterschiede auszumachen. Wie hier im Lande auch wird versucht durch Lohndumping auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Löhne wie in China, arbeiten wie in Indien so heißt die Maxime, eingeführt unter Rot-Grün, verfeinert von Schwarz-Gelb.

Leben um zu Arbeiten, oder Arbeiten um zu Leben? Genau daran sollten wir uns wieder häufiger erinnern. Aber hier im Land? Die Deutsche Masse schluckt und schweigt !!  IE

Frankreichs Massenproteste gegen die Erhöhung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre finden in der Öffentlichkeit breite Zustimmung. Das zeigt nicht nur, wie wenig Verständnis die Franzosen für derartige Einschnitte haben, es verrät darüber hinaus einiges über den zunehmenden Druck durch die Modernisierung des Arbeitsalltags.

Die Demonstrationen machen deutlich, wie viele Menschen sich von den heutigen Aufgaben des Arbeitslebens überwältigt fühlen. Ein großer Teil der abhängig Beschäftigten zweifelt heute an der eigenen Fähigkeit, den beruflichen Alltag auf Dauer durchzustehen. Die Angst, irgendwann zusammenzubrechen, bringen die Spruchbänder auf den Demonstrationen unmissverständlich zum Ausdruck: „Lieber gleich krepieren, bevor einen die Arbeit umbringt!„; „Wir wollen ein Leben nach der Arbeit!“ Deutlicher kann man den eigenen Überdruss kaum formulieren.

Dabei haben die neuen Technologien die körperliche Schwerarbeit weitgehend abgeschafft. Mehr als zwei Drittel der abhängig Beschäftigten in Frankreich sind im Dienstleistungsbereich tätig, und die gesetzliche Arbeitszeit ist theoretisch auf 35 Wochenstunden beschränkt. Dennoch verfestigt sich bei vielen der Eindruck, dass die Arbeit einem heutzutage wertvolle Lebenszeit raubt.

Niemand soll sich wohlfühlen

Es sind eben nicht nur die zwei zusätzlichen Arbeitsjahre, welche diesen deprimierenden Eindruck verstärken. Die Spruchbänder von heute erinnern sehr an die Parolen vor 40 Jahren: „Den Lebensunterhalt verdienen soll uns nicht das Leben kosten“ hieß es im Mai 1968 beim großen dreiwöchigen Generalstreik, als die französischen Arbeiter für soziale Verbesserungen kämpften. Seither hat sich trotz digitaler Revolution und postindustriellem Wandel die Situation kaum gebessert – vielleicht sogar noch verschlechtert. Aus einem anderen berühmten Motto der 1968er über die Entfremdung der Arbeit – „Métro, boulot, dodo“ (Metro, Maloche, Schlaf) – ist die drastische Steigerung „Métro, boulot, tombeau“ (Metro, Maloche, Grab) geworden.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Author Jude Freeman
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