Der Chor des NDR
Erstellt von DL-Redaktion am Dienstag 12. September 2017
Unter der Leitung des Herrn Doktor Kai Gniffke
Autor: U. Gellermann
„Wir sind die ganze Arbeit los
schon lang in diesem Sender
Wir geben nur noch weiter
Da ist die Müh nicht groß
dank dem Regierungs-Spender
Der stimmt uns immer heiter
Vom Amte kommt die Regelung
wir sind nur die Verblender
Das Wording ist von Oben
Das ist zu loben
das ist zu loben
zu lo-o-ben!“
Doktor Gniffke: „Und jetzt alle schunkeln!!“
So nahm wieder ein Tag bei der Tagesschau ein echt fröhliches Ende. Denn mit einem heiteren Lied auf den Lippen lassen sich die manipulierten Arbeitslosen-Zahlen viel leichter in die Gegend lügen.
Pogrammbeschwerde
Unvollständiges vom Arbeitsmarkt
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-21541.html
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-5471.html
Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte,
wie üblich desinformierten Tagesschau und Tagesthemen ihr Millionenpublikum am 31. August über die Zustände auf dem „Arbeitsmarkt“. Erneut, trotz aller Gegenargumente, übermittelten sie lediglich die Teilstatistik über in diesem Monat als arbeitslos registrierte Menschen – 2.545.000 – , meldeten die daraus resultierende Arbeitslosenquote – 5,7 Prozent – und unterschlugen die verharmloste Arbeitslosigkeit der vielen anderen, die weniger als 14 Stunden pro Woche Arbeit haben, in „Maßnahmen“ der Bundesagentur untergebracht sind o.ä. Statistisch erfasst sind sie in der Rubrik „Unterbeschäftigung“.
Es wäre ein Leichtes gewesen, der ARD-aktuell-Meldung wenigstens diesen Satz (Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit) hinzuzufügen:
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im August auf 3.481.000 Personen
und das zu vervollständigen mit dem eigenen Hinweis
Die Unterbeschäftigungsquote betrug damit 7,7 %.
Quelle: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Unterbeschaeftigung-Schaubild.pdf
Eine Gesamtschau auf Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung unterließ zwar auch die Bundesagentur, aber die ARD-aktuell hätte sie zur Einordnung der Nachricht leisten müssen
Die Gesamtquote für Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung betrug danach im August 13,4 Prozent. Folglich war jeder siebte Erwerbsfähige in Deutschland intweder arbeitslos oder hatte als Unterbeschäftigter weniger als 14 Stunden Arbeit pro Woche.
Eine Aufrechnung nach Adam Riese. Unterlassen, weil die Redaktion lieber eine mediale Schlaftablette sendet, als den braven Michel aufzuschrecken und der politischen Funktionselite unseres Landes in die Parade zu fahren. Deshalb wurde die brisante Aufrechnung auch nicht auf Tagesschau.de geboten, wo ARD-aktuell nur eine kleine Information über die Unterbeschäftigung in der Rubrik Wirtschaft versteckte. In einer Nische also, in die eine überwältigende Mehrheit der TV-Zuschauer ohnehin nicht guckt.
Von welch gravierendem Belang die zurückgehaltenen Informationen sind, erklärt die Bundesagentur für Arbeit selbst, sogar für Qualitätsjournalisten verstehbar: Mit dem Statistik-Konzept der Unterbeschäftigung wird
ein möglichst umfassendes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung (am ersten Arbeitsmarkt) in einer Volkswirtschaft gegeben.
Quelle: https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Grundlagen/Arbeitslosigkeit-Unterbeschaeftigung/Unterbeschaeftigung-Nav.html
Zwar hat auch ARD-aktuell gemäß NDR-Staatsvertrag (§5, Programmauftrag)
einen objektiven und umfassenden Überblick über das … Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen
zu geben. Jedoch gehört für Qualitätsjournalisten derTagesschau das umfassende Bild von fehlender Arbeit in unserer Volkswirtschaft nicht in diesen Rahmen der Vollständigkeitspflicht. Es wird nicht mal unterm Ladentisch, bei tagesschau.de, komplett wiedergegeben. Auch dort wird nämlich nicht (nach Adam Riese) die Berechnung der Gesamtquote vorgenommen: 13,4 %, jeder siebte Erwerbsfähige sozial abgehängt.
Sehr geehrte Rundfunkräte, In Ihrem Gremium sitzen auch einige Gewerkschaftsvertreter. Wenigstens die müssten, wären sie nicht vollkommen rundgelutscht worden in Ihrem Club Harmonia, gegen die tendenziöse Berichterstattung der ARD-aktuell Einspruch einlegen. Anwälte der lohnabhängig arbeitenden Menschen sind unter Ihnen schwerer zu finden als eine Nadel im Heuhaufen. Der Rundfunkrat findet anscheinend auch eher Dr. Gniffkes Unverschämtheit in Ordnung, mit der er unsere vorige Beschwerde zum gleichen Gegenstand zurückwies: Es sei in allen Angebotsformaten der ARD-aktuell leider kein Platz für einen ausführlicheren monatlichen Bericht über die Arbeitsmarktentwicklung.
Diese arrogante und zynische Dreistigkeit ist erklärlich, weil Dr. Gniffke den Platz in der Tagesschau natürlich anderweitig braucht, z.B. für umfangreiche Reportagen von der Frankfurter Börse oder für eine mediale Totenmesse für die vor 20 Jahren verunglückte Lady Di.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
DAS ECHTE
BESCHWERDE-BUCH
DIE MACHT UM ACHT
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Grafikquelle : Wikipedia/ CC BY-SA 3.0 /File:2010-06-06 Skillshare Gniffke.jpg
Erstellt: 7. Juni 2010 /