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Das seltsame Gebaren eines Gau(c)klers?

Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 7. März 2013

Das seltsame Gebaren eines Gau(c)klers?

Gisold Lammel, Majestätsbeleidigung. Die Hohenzollern in der Karikatur (Berlin: Eulenspiegel, 1998),
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Das sagt uns das Leben: Entweder er kann es oder nicht. Und wenn er von vorneherein weiß etwas nicht zu beherrschen lasse er die Finger davon und überlasse die anstehenden Aufgaben einen Besseren. Das sollte sich der Pastor Gauck hinter die Ohren schreiben. Dieser mag vielleicht mit „Denen da Oben“ einen guten Umgang pflegen kann, mit seinen MitbürgerInnen kann es der feiste Herr erwiesener maßen nicht.

Da hat sich die Kanzlerin nach all den in ihren Job versagenden augenscheinlich ein neues Windei ins politische Nest gelegt. Im Fußball, welchen sie ja so schön bejubeln kann, würde man von einem Selbsttor sprechen. Aber ein Tor durch den Torwart welcher sich den Ball selber einwirft. Jedoch, die starken Bande aus der Vergangenheit scheinen auch dieses zu überstehen. Schadlos?

So erhielt er dieser Tage einen offenen Brief  von jungen Frauen, welche ihn für seine Äußerungen zur Sexismus-Debatte scharf kritisieren. „Wir vermissen in Ihren Äußerungen vor allem Feingefühl und Respekt gegenüber all den Frauen, die sexistische Erfahrungen gemacht haben.“ Verfassinnen  sind unter anderem die Initiatorinnen der #Aufschrei-Debatte über Alltagssexismus. Für Unmut hatte die folgende Aussage von Gauck gesorgt: „Wenn so ein Tugendfuror herrscht, bin ich weniger moralisch, als man es von mir als ehemaligem Pfarrer vielleicht erwarten würde.“

„Ich finde es total nett, wie sich Herr Gauck von ganz oben herablässt, um uns allen zu sagen, er habe als privilegierter Mann kein Problem mit Sexismus. Das ist doch sehr beruhigend, oder?“, sagte die Piratin Marina Weisband SPIEGEL ONLINE, und fügte hinzu: „Im Ernst: Ich fand die Bemerkung des Bundespräsidenten überflüssig.“

Geärgert hat die Frauen ins besondere, als Furien betitelt worden zu sein. Die Autorin Strick, ebenfalls ein Mitglied der Piratenpartei erklärt dazu: „Wir wollen zeigen: Wir sind keine Furien, wir haben Argumente.“ Ja, sie haben sogar starke Argumente und dieser Pastor hat einfach schlechte Manieren. Was an Themen wichtig ist entscheiden die Menschen und kein dahergelaufener Gernegroß.

Offener Brief anlässlich der Sexismus-Debatte

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

 verblüfft und erschüttert haben wir Ihre jüngsten Äußerungen zur Sexismus-Debatte im SPIEGEL gelesen. Wir suchen das Gespräch mit Ihnen und möchten Ihnen erklären, warum uns Ihre Haltung irritiert und bestürzt.

 Zunächst: Die Debatte um das Verhalten Rainer Brüderles kann mit der anschließenden Sexismus-Debatte nicht gleichgesetzt werden. Wer dies tut, reduziert ein strukturelles Problem auf einen Einzelfall. Der Fall Brüderle war lediglich Auslöser für eine überfällige öffentliche Diskussion. Sexismus ist ein Thema, das uns alle betrifft. Für viele Menschen sind diese Erfahrungen Teil ihres Alltags: im Beruf, in der Ausbildung, auf der Straße, im privaten Umfeld oder im öffentlichen Raum. Wer die Debatte in den letzten Wochen aufmerksam verfolgt hat, musste zu der Erkenntnis kommen, dass Sexismus ein gesellschaftliches Thema ist, das unzählige Menschen betrifft. In den europäischen Nachbarländern und weltweit finden ähnliche Debatten statt, die belegen, wie groß und wichtig das Thema für Zusammenleben, Gleichberechtigung und Freiheit ist.

 Wir erwarten von einem Bundespräsidenten, dass er reflektiert zu gesellschaftlichen Debatten Position bezieht und sich umfassend mit ihnen auseinandersetzt. Wir vermissen in Ihren Äußerungen vor allem Feingefühl und Respekt gegenüber all den Frauen, die sexistische Erfahrungen gemacht haben. Statt auf die Inhalte der Diskussionen einzugehen, die wiederholt von vielen Menschen differenziert diskutiert wurden, sprechen Sie davon, dass Sie eine „gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen […] hierzulande nicht erkennen“ können. Von solch einer flächendeckenden Fehlhaltung haben insbesondere die Unterstützer_innen des #Aufschrei nie gesprochen. Stattdessen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es nicht um eine sog. „Kollektivschuld“ der Männer geht. Doch die Masse der Einzelerlebnisse verdeutlicht, dass es sich bei Sexismus und sexuellen Übergriffen um ein kollektives Phänomen handelt, das strukturell begünstigt wird. Häufig geschehen Übergriffe und Sexismen in Machtstrukturen; Machtpositionen und Abhängigkeiten werden ausgenutzt. Die im Zuge des #Aufschrei zusammengetragenen Alltagserfahrungen werden untermauert von wissenschaftlichen Belegen: So zeigt die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dass 58 Prozent aller befragten Frauen bereits Situationen sexueller Belästigung erlebt haben. Durch den #Aufschrei und die anschließende Debatte sind diese anonymen Statistiken nun zu konkreten Geschichten geworden. Das sollte uns alle traurig stimmen, aber auch dazu bewegen, aktiv zu werden. Jede einzelne Person, aber auch die Politik, ist hier in der Verantwortung, gesellschaftlich etwas zu bewegen. Denn Sie haben ganz Recht: Ein Miteinander ohne Engagement funktioniert nicht. Genau das war der Grund für den #Aufschrei.

Quelle: Aufschrei gegen Sexismus >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia / Gemeinfrei

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2 Kommentare zu “Das seltsame Gebaren eines Gau(c)klers?”

  1. Andrea S. sagt:

    Herr Gauck hat doch in der DDR gelebt. Da müßte er doch wissen, dass solch eine Äußerung, Frauen als „Furien“ zu bezeichnen, voll in die Pfarrerhose gehen kann und das noch gerade zur Sexismusdebatte.
    Hat er vergessen, dass Frau sich dies nicht gefallen läßt? Frau Merkel müßte dies ebenfalls wissen???
    Man kann nicht „Furios“ genug sein, wenn es um die eigene weibliche Haut geht!

  2. UP. sagt:

    Der Zinker

    Höchstwahrscheinlich wird dem noch einiges in die ‚Pfarrerhose‘ geh’n. Und ist mutmasslich auch schon einiges gegangen.
    Das wäre nicht der erste Präsi, der gegangen wird 😉 – warten wir appp.

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