Das schmutzige Kupfer
Erstellt von Redaktion am Samstag 5. November 2022
Kupfer: Die dunkle Seite der Energiewende
Quelle : INFOsperber CH.
Red. /
Das Geschäft mit Kupfer boomt. Es ist der Energiewende zu verdanken. Doch es ist ein schmutziges Milliardengeschäft.
Aurubis in Hamburg und Codelco im Norden Chiles sind die Hauptakteure im Dokumentarfilm «Schmutziges Kupfer: Die dunkle Seite der Energiewende», der vor wenigen Tagen auf ARD ausgestrahlt wurde. Aurubis ist der grösste Kupferproduzent Europas. Er bezieht Kupfer von der staatlich kontrollierten Codelco, das aus der weltweit grössten Abbaustätte des kostbaren Metalls im Norden Chiles stammt.
Der knapp dreiviertel Stunden lange Film deckt auf, wie schmutzig das Geschäft mit sauberer Energie sein kann. Kupfer ist sehr gefragt für die Schlüsseltechnologien der erneuerbaren Wind- und Solarenergie und für den Antrieb der Elektrofahrzeuge. Der Preis stieg auf seit Jahren nicht mehr erreichte Höhen. Minen und Produzenten machen Milliardengewinne. Doch die Umstände des Abbaus im Norden Chiles, in der Atacama-Wüste, einem der trockensten Orte der Erde, sind grauenhaft.
Obwohl es dort kaum regnet, verschlingt der Kupferabbau Unmengen an Wasser. Die Dörfer der Umgebung werden ausgetrocknet und der Rest des Wassers mit Schwermetallen kontaminiert. Das Ergebnis ist eine Krebsrate, die fünf bis sechsmal höher ist als sonst in Chile.
Und doch behaupten die Vertreter des Kupferproduzenten Aurubis in Hamburg, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig sei. Auf die vom Filmemacher mitgebrachte Wasseranalyse mit extrem hohen Arsenwerten und Bilder mit ausgetrockneten Böden geht der Nachhaltigkeitsveranwortliche des Unternehmens nicht ein (im Film ab Minute 27). Er könne sie nicht bewerten, kenne die Fakten nicht, weicht er aus, behauptet aber, dass die Menschenrechte für das Unternehmen eine «wesentliche Säule» seien. Die präsentierten Belege für die ökologisch katastrophalen Zustände im Norden Chiles nimmt der Nachhaltigkeitsverantwortliche nicht zum Anlass, die Geschäftsbeziehungen überprüfen zu wollen. Seine Reaktion eignet sich geradezu als kleine Fallstudie, wie ein Unternehmen nicht reagieren sollte, wenn es die Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will.
Der Film endet trotzdem positiv. Kupferabbau ist nicht mit Umweltzerstörung gleichzusetzen. In Kanada ist zu besichtigen, dass es auch anders geht. In Ontario, das vor 50 Jahren das am meisten vergiftete Gebiet in ganz Nordamerika war, die Flüsse und Seen praktisch tot waren und die einstigen Wälder einer Mondlandschaft glichen, sind die Wälder wieder gewachsen und die Gewässer von den Schwermetallen gesäubert.
Kupferabbau geht offensichtlich auch sauber, doch bedarf es dafür politischer Auflagen und mehr als wohlklingende Versprechen zu unternehmerischer Nachhaltigkeit.
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Grafikquellen :
Oben — Die Toten der Brandkatastrophe von 1944 wurden in Rancagua im Beisein von 25.000 Personen beerdigt.[27]