Das Lebkuchen-Prinzip
Erstellt von DL-Redaktion am Sonntag 26. Dezember 2010
Das Lebkuchen-Prinzip
Autorin : Ulrike Herrmann
Die Gegenwart findet nicht statt, schon vor Weihnachten hat sich der Lebkuchen überlebt. Damit wird er Sinnbild der Geldwirtschaft. Denn nur wer spart, hat eine Zukunft.
Wo sind die Weihnachtskekse geblieben? „Haben wir nicht mehr“, antwortet der Supermarktverkäufer, als sei damit alles gesagt. Stumm weist er auf eine Ecke. Seit Oktober hatte sich dort der Lebkuchen getürmt, auch als ihn noch niemand benötigte. Doch jetzt sind nur Sekt-Paletten für Silvester zu sehen. Weihnachten hat noch nicht stattgefunden, da wird fürs neue Jahr gerüstet. Die Zukunft überholt sich selbst, eine Gegenwart scheint es nicht zu geben.
Banaler Lebkuchen wird damit zu einem Sinnbild für die Geldwirtschaft. Denn auch Geld kennt keine Gegenwart, sondern nur Zukunft. Würden wir all unser Geld immer sofort ausgeben – wir hätten gar keines. Sobald sich auch nur Cents in unserem Portemonnaie sammeln, vertrauen wir auf die Zukunft. Wir sind uns sicher, dass wir planen können und dürfen.
Geld macht unsere Zukunft groß und weit. 30-Jährige sorgen für die Rente, Eltern sparen für die Ausbildung ihrer neugeborenen Kinder, Firmen investieren heute, um in fünf Jahren mit einem innovativen Produkt Gewinn zu erzielen.
Das Leben verpasst
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
———————————————————————————–
Grafikquelle :
Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“. |
Quelle | Eigenes Werk |
Urheber | Silar |