Das Glas ist halb voll
Erstellt von Redaktion am Sonntag 13. September 2015
Essay Willkommenskultur in Deutschland
von Eberhard Seidel
Die Flüchtlingszahlen steigen. Die hässlichen Deutschen der 90er sind nicht zurückgekehrt. Das ist das Ergebnis eines jahrelangen Reifeprozesses.
Als im August im sächsischen Heidenau Neonazis randalierten und andernorts Flüchtlingswohnheime brannten, schien vielen klar: Das ist die Wiederkehr des hässlichen Deutschen. Zu sehr glichen die Bilder den Pogromen von Hoyerswerda (1991) und Rostock-Lichtenhagen (1992).
Nur wenige Wochen später ist alles anders. An Stelle eines heißen Sommer völkischer Gewalt erlebt die Republik einen Sommer der Solidarität. Statt Angst vor Überfremdung herrscht Mitgefühl. Während die Regierungen Polens, Großbritanniens, Tschechiens und anderer europäischer Staaten Flüchtlinge aus Syrien mit der Parole „No Moslems, please!“ die kalte Schulter zeigen, heißen Zehntausende von freiwilligen Helfern die Schutzsuchenden in Berlin, München, Dresden, Hamburg, und andernorts willkommen.
Internationale Medien sind irritiert ob der Bilder und Nachrichten aus dem ihnen stets ein wenig suspekten Land. Was Deutschland in diesen Wochen erlebt, ist allerdings kein Sommermärchen. Es ist das Ergebnis eines 25 Jahre langen gesellschaftlichen Reifungsprozesses.
Seit Jahren ist zu spüren, dass sich in den Niederungen der Republik etwas bewegt – in den Dörfern und Städten. An Hunderten von Schulen engagieren sich seit Jahren Tausende Kinder und Jugendliche für die ankommenden Flüchtlingsfamilien. Sie geben den Kindern in Peer-to-Peer-Gruppen Deutschunterricht, verbringen mit ihnen ihre Freizeit, backen mit ihnen gemeinsam Kuchen, organisieren Ausflüge und Spendensammlungen. Es ist eine soziale Bewegung der kleinteiligen und engmaschigen Flüchtlingshilfe entstanden, auf deren Fundament sich die spektakulären Ereignisse dieses Sommers abspielen.
Früher nicht vorstellbar
Vor 25 Jahren war dieses Deutschland nicht vorstellbar. Zur Erinnerung: Anfang der 90er Jahre war das frisch geeinte, neue Deutschland ein zutiefst verunsichertes Land. Im Osten waren die alten staatlichen Strukturen und Gewissheiten abgeräumt, neue noch längst nicht etabliert. Und auch im Westen wussten die Menschen nicht so recht, auf welche gemeinsamen Werte sich das geeinte Deutschland jenseits des Konsums denn nun einigen sollte.
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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Haeferl
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Sonntag 13. September 2015 um 10:26
Leute die sich immer fragen, ob das Glas halbleer oder halbvoll ist, haben nicht verstanden, dass man das Glas nachfüllen kann
Sonntag 13. September 2015 um 18:16
Inzwischen wird ja von den Obrigkeiten schon über Zwangszuweisungen fabuliert.
Ich wage mal die Prognose, dass es dann sicher nicht die Begrüßungskomitee’s treffen wird.
Da tun sich dann aber viele Fragen auf:
Wie wird das in der Praxis umgesetzt, wenn ein Hartz IV Empfänger ein Zimmer räumen muss?
Bekommt er dann seine Stütze um die Entschädigung gekürzt?
Bekommt er die KdU gekürzt, weil sein Nutzungsanteil seiner Wohnung kleiner wird?
Und was passiert mit einer ggf. erstatteten Entschädigung für den durch seine Mitbewohner verbrauchten Strom und Warmwasser?
Oder muss er gar mit seinen neuen Mitbewohnern eine Bedarfsgemeinschaft bilden?
Montag 14. September 2015 um 8:17
Kein Mensch ist illegal. Das ist richtig.
Legal ist es aber auch, die Grenzen dichtzumachen bis die „Herrschaften da oben“ ein richtiges Konzept haben (wie man Banken rettet, wissen sie….)
Zustände wie in Röszke wollen wir in Deutschland nämlich nicht.
Montag 14. September 2015 um 12:48
Es gibt welche, die nennen sich „multikulti“ und verstehen nicht einmal die verschiedenen Kulturen der Deutschen und deren damit verbundenen Denkweisen.
Donnerstag 17. September 2015 um 16:08
AfD und SPD in Sachsen gleichauf.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article146461032/AfD-und-SPD-in-Sachsen-gleichauf-NPD-bei-5-Prozent.html