Politisch neutral = nur dem Geld verpflichtet
Olympische Spiele und, in etwas kleinerem Rahmen, manche Weltmeisterschaften, machen die ökonomische Logik von echten Profi-Sportarten vorübergehend auch anderen zugänglich, von Bobfahren bis Curling. Die meisten der echten Amateure, die bei solchen Wettkämpfen teilnehmen, werden deshalb natürlich trotzdem nicht reich, nicht einmal, wenn sie Medaillen gewinnen. Aber sie sind einen Augenblick lang einmal in der Situation derer, deren Gesicht man das ganze Jahr über gegen Geld vermieten kann.
Das Olympische Komitee ist deshalb ein bisschen wie Facebook: eine Unternehmung, in der es um die Erzeugung von möglichst viel Aufmerksamkeitszeit geht, die man dann an Werbekunden verscherbeln kann. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das Milliarden umsetzt, stellt das natürlich weiterhin anders dar: Es ist immer von Frieden, Völkerverständigung und der Fiktion des »Unpolitischen« die Rede. Das ist mittlerweile so offenkundige Heuchelei, dass es fast unfreiwillig komisch wirkt.
Das ist die zweite Gemeinsamkeit mit Facebook: Fromme Worte über Wünschenswertes wie »Teilen« und »Gemeinschaft« reichen längst nicht mehr aus, um zu verdecken, dass es ausschließlich um Umsatz geht. Und, dass dafür gewaltige Kollateralschäden und faule Kompromisse stets billigend in Kauf genommen werden. Das IOC sei »politisch neutral«, sagt dessen Präsident Thomas Bach gern. »Politisch neutral«, das heißt in Wahrheit immer: nur dem Geld verpflichtet.

Olympia ist gut fürs nationale Ego
Und so finden jetzt ein weiteres Mal Olympische Spiele in einer Diktatur statt, die Menschen wegen ihrer Religion in Lager sperrt, eine gewaltige Überwachungsmaschinerie betreibt, Proteste gewaltsam niederschlägt und reihenweise Leute einsperrt, die nicht als Kriminelle, sondern im Journalismus oder der Wissenschaft tätig sind.
Es hat seinen Grund, dass die Großsportveranstaltungen der Gegenwart mittlerweile so oft in autokratisch geprägten Weltgegenden abgehalten werden, oft trotz erkennbarer inhaltlicher Absurdität: China, Russland, Katar. Die Münchner wollten diese Winterspiele nicht haben, und ganz generell scheinen demokratische Öffentlichkeiten weniger und weniger gewillt, sich von den Geschäftemachern des IOC über den Tisch ziehen zu lassen. Ihr habt die Kosten und die Aufmerksamkeit, wir machen die Gewinne – das scheint mittlerweile vor allem für Staaten ein attraktives Angebot zu sein, die am eigenen Status, gewissermaßen am nationalen Ego arbeiten.
Perverse Spiele, perverse Bilder
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
*********************************************************
Oben — Mit der Spitze des Shijing Berges sichtbar.
Verfasser |
N509FZ / Quelle : Eigene Arbeit / Datum : 7 Februar 2022, 09:37:03 |
Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz.
***************************
Unten — Christian Stöcker (2017)