Multipolare Weltordnung – multipolarer Krieg

Einzug in Münster zu den Friedensverhandlungen 1643, Stadtmuseum Münster.
Von Iwan Nikolajew
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Prolog
Der Ukraine-Krieg ist ein Weltordnungskrieg, wie auch der erste Krieg der multipolaren Weltordnung. Die multipolare Weltordnung ist nicht das Produkt des Ukraine-Krieges, sondern der Ukraine-Krieg ist das Produkt der multipolaren Weltordnung und bringt sich über den Ukraine-Krieg auf den Begriff. Ein Zurück in den neoliberalen Weltmarkt ist nicht mehr möglich. Die „Globalisierung“ ist an sich selbst gescheitert.
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Epochenbruch
Erst mit dem Ukraine-Krieg bringt sich der multipolare Weltmarkt auf den Begriff. Multipolarer Weltmarkt-Multipolare Weltordnung ist nichts anderes als allseitige imperialistische Konfrontation. Der Krieg, der imperialistische Krieg, ist die Fortsetzung der Weltmarktkonkurrenz mit anderen Mitteln. Ganz gewiss ist der multipolare Kapitalismus keine fortschrittliche soziale Entwicklung, ebenso wenig der neoliberale Kapitalismus. In welcher Form auch immer, Kapitalismus ist Ausbeutung, nur die Formen der Ausbeutung ändern sich. Der Kapitalismus hat den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen. Ausbeutung und Krieg gehören zusammen. Während der neoliberale Kapitalismus tendenziell die imperialistischen Metropolen vereinte, wurde der Kolonialkrieg gegen die Peripherie zum Krieg schlechthin. Mit dem Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes verschwindet auch der Kolonialkrieg als Modell des Krieges und der imperialistische Krieg wandelt sich zum Krieg Metropole gegen Metropole. Kolonialkriege werden weiterhin geführt. Der imperialistische Krieg Metropole-Peripherie bleibt weiterhin bestehen, jedoch über ihn erhebt sich als prägend der imperialistische Krieg Metropole versus Metropole und so prägt der imperialistische Krieg die Weltmarktkonkurrenz des multipolaren Weltmarktes mehr als in der Epoche des neoliberalen Kapitalismus. Der imperialistische Krieg wandert von der Peripherie ins Zentrum, verdoppelt sich in Peripherie und Zentrum.
In der neoliberalen Epoche des Kapitalismus regulierte sich der Kapitalismus zentral unmittelbar über das Wertgesetz. Die strukturelle Gewalt, bzw. der strukturelle Zwang der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, vollzog sich in dieser kapitalistischen Epoche unmittelbar und stumm bzw. untergründig, während die direkte Gewalt der kapitalistischen Produktionsverhältnisse sich nur mittelbar über das Wertgesetz exekutiert. Nur in Notfällen griff die direkte kapitalistische Gewalt, vermittelt über den bürgerlichen Staat, welcher ebenfalls über das Wertgesetz reguliert wird, offen ein. Im multipolaren Kapitalismus jedoch tritt das Wertgesetz gleichberechtigt unmittelbar, als stummer Zwang der materiellen kapitalistischen Produktionsverhältnisse und ebenso zu gleichen Teilen vermittelt über die Gewalt des bürgerlichen Klassenstaates, auf.
In der neoliberalen Form des Kapitalismus konnte sich der stumme Zwang des Wertgesetzes nur aufgrund der Hegemonie des US-Imperialismus innerhalb der kapitalistischen Kette tendenziell entfalten und damit auch nur durch die indirekte Entfaltung des Wertgesetzes vermittels auch der direkten politischen Gewalt des US-Imperialismus. Der US-Imperialismus agierte als alleiniger Weltpolizist und griff im Ernstfall, dann wenn die tendenzielle Entfaltung der stummen Gewalt des Wertgesetzes behindert wurde, auch mit offener Gewalt ein. In der offenen Gewalt des US-Imperialismus vermittels des bürgerlichen US-Staates materialisiert sich indirekt das Wertgesetz. Die Intervention des bürgerlichen Staates in die Ökonomie ist keine Negation des Wertgesetzes, sondern nur seine Modifikation. Mit der US-Hegemonie gelang es den Weltmarkt tendenziell zu vereinheitlichen, zum Nutzen aller Metropolen der imperialistischen Kette. Der Hegemon innerhalb der imperialistischen Kette ist der Schiedsrichter zwischen den Metropolen, seine Entscheidung wird respektiert und umgesetzt. Jedoch der Zusammenbruch der US-Hegemonie, offen ersichtlich seit dem Ukraine-Krieg im Februar 2022, läßt den Thron des Hegemon verwaisen. Es gibt spätestens vom Februar 2022 an keine Hegemonialmacht mehr, die den relativ vereinheitlichten Weltmarkt garantieren kann und so zerfällt der Weltmarkt tendenziell in seine Einzelteile, d.h. der Weltmarkt beginnt sich zu segmentieren und in einzelne Fragmente zu zerfallen. Während im neoliberalen Weltmarkt sich das Wertgesetz tendenziell auf den Begriff bringt, beginnt im multipolaren Weltmarkt eine umgekehrte Bewegung, entfernt sich das Wertgesetz tendenziell immer weiter von seinem Begriff, nimmt der partielle Grad seiner Verwirklichung im Begriff ab. Doch niemals kann das Wertgesetz im Kapitalismus verschwinden, es transformiert sich nur in eine indirekte Form seines Seins- in die politische Staatsintervention. Im multipolaren Weltmarkt reguliert das Wertgesetz indirekt über die politische Staatsintervention die Weltmarktkonkurrenz, die eine imperialistische Blockkonkurrenz ist. Mit dem Zerfall des neoliberalen Weltmarktes bilden sich naturwüchsig imperialistische Blöcke heraus, die miteinander in Konkurrenz stehen. Jeder imperialistische Block zentriert sich um eine hegemoniale Metropole, welche den imperialistischen Großraum ordnet und diesen gegen andere imperialistische Großräume abgrenzt. Die Akkumulation bezieht sich zentral auf den eigenen imperialistischen Block, welcher in Konkurrenz zu jedem anderen imperialistischen Block steht, während die Innenbeziehungen ausgebaut werden, werden die Außenbeziehungen zu den anderen imperialistischen Blöcken abgebaut. Der Krieg, der imperialistische Krieg, ist eine notwendige Form der Weltmarktkonkurrenz, die sich in ökonomische und politische Konkurrenz verdoppelt. Der Krieg, der imperialistische Krieg, ist im multipolaren Weltmarkt die höchste Form in der Entwicklung des Wertgesetzes und kein Bruch mit dem Wertgesetz. Die Ausbreitung einer Kriegsökonomie und die Militarisierung der bürgerlichen Gesellschaft gehen mit den Akkumulationserfordernissen einher. Wenn es keinen „Weltpolizisten“ mehr gibt, ist jede Metropole auf sich allein gestellt, und muß sich sein „Recht“ erkämpfen. Das Faustrecht ist das zentrale Recht des multipolaren Weltmarktes, nach innen, wie nach außen. Jede Metropole muß versuchen, bei Strafe des Untergangs, die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette zu erobern. Es ist ein Kampf aller gegen alle, ein Kampf jeder gegen jeden, wie in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes führt nicht zurück vor 1989, sondern viel weiter zurück, in die Jahre vor 1945, konkret in die Jahre von 1900 bis 1945. Die Welt von Jalta und Potsdam endet spätestens im Februar 2022 auf den Schlachtfeldern der Ukraine, wo auch die US-Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette beerdigt wird.
Zuerst bildete sich die Form des neoliberalen Kapitalismus im US-Imperialismus und im britischen Imperialismus aus und die neoliberalen Tendenz griff von dort aus zuvor auf Chile und andere südamerikanische Staaten über, welche als soziales Labor für die Metropolen fungierten, bevor sie sich im britischen und US-Imperialismus verallgemeinerten. Dazu wurden demokratische Regierungen gestürzt und Militärdiktaturen etabliert. Am Anfang des Neoliberalismus stand Gewalt und Terror. Doch erst mit dem Zusammenbruch der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten in Osteuropa begann der Siegeszug des neoliberalen Kapitalismus, zogen die anderen Metropolen langsam nach und es wurde unter der Hegemonie des US-Imperialismus weltweit die Klassenbeziehungen dereguliert. Mit der Verallgemeinerung des neoliberalen Weltmarktes zog sich auch die politische Gewalt als indirekter Ausdruck des Wertgesetzes zurück und überließ die Herrschaft über die Klassenbeziehungen der unmittelbaren Exekution des Wertgesetzes. „Demokratie“ und „Neoliberalismus“ gingen ab 1989 im wesentlichen Hand in Hand; nur bei bedeutenden Problemen griff der bürgerliche Staat gewaltsam ein. Erst der Zusammenbruch der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten, welcher Ausdruck der Flexibilisierung des Weltmarktes war, führte zum neoliberalen Akkumulationsmodell.
Seit 1974/1975 befindet sich der Kapitalismus in einer historischen Krise und der Neoliberalismus war die Antwort des Kapitals auf diese historische Krise des Kapitalismus. Auch die bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten waren Momente des Weltmarktes und waren ebenfalls von der historischen Krise des Kapitalismus betroffen, welche sich in den bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten als Stagnation niederschlug. Gleichzeitig begann sich im Kapitalismus, vor allem im US-Imperialismus und im britischen Imperialismus, über die Deregulierung der Klassenbeziehungen tendenziell zu flexibilisieren und besonders gegenüber den bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten an Schlagkraft zu gewinnen. Dies führte zur tendenziellen Zersetzung der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten und zu ihrer Selbstaufgabe. Die Arbeiterbürokratie organisierte die „demokratische“ Konterrevolution und transformierte sich in eine neue Bourgeoisie. Der Zusammenbruch der Sowjetunion ließ den russischen Imperialismus wiedererstehen. Damit ist die Wiederauferstehung des russischen Imperialismus ein notwendiges Produkt des Zusammenbruchs der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten in Osteuropa, neben der vollständigen Rekapitalisierung der Welt. Nun war der Weg frei für das neoliberale Akkumulationsmodell. Durch die Einbeziehung der ganzen Welt unmittelbar in den Weltmarkt konnte der Kapitalismus zeitweise seine Widersprüche mildern und der US-Imperialismus garantierte den Weltmarkt zu seinem Nutzen und dem Nutzen aller Metropolen, natürlich in abgestufter Form. Mit der Zeit jedoch wurde der neoliberale Weltmarkt zu Fessel für die Entwicklung des russischen Imperialismus, wie auch für die Entwicklung des chinesischen Kapitalismus. Während der russische Imperialismus sich am Rande des neoliberalen Weltmarktes aufhielt, marschierte China ins Zentrum des neoliberalen Weltmarktes und nahm dabei enge Fühlung mit dem US-Imperialismus auf. Es gab objektiv eine enge sino-US-amerikanische Zusammenarbeit, , welche zum Motor des neoliberalen Weltmarktes wurde und Chinas Aufstieg vorantrieb. China wurde zur Weltfabrik und der US-Imperialismus zum Importeuer der letzten Instanz und zum Weltbankier. Die US-Mehrwertproduktion wurde zu großen Teilen nach China ausgelagert. Mit dem Marsch Chinas ins Herz des neoliberalen Weltmarktes rekapitalisierte sich auch China. Die USA wurde der wichtigste Exportmarkt für China, während der US-Imperialismus zum größten Importeuer chinesischer Waren wurde. Durch die Dollarkäufe finanzierte China das immer größer werdende US-Handelsdefizit, stützte den US-Dollar als Weltgeld, finanzierte die US-Aufrüstung, denn der US-Dollar als Weltgeld ermöglicht der USA die Verschuldung in eigener Währung. Gleichzeitig wurde der US-Imperialismus durch seine enorme Verschuldung zum Importeuer der letzten Instanz und stabilisierte auf diese Weise den neoliberalen Weltmarkt. Die Exporteure (und damit auch China) häuften hohe Dollarforderungen an, während der US-Imperialismus die Waren verkonsumierte. Dieses Verhältnis trieb die Entwicklung des fiktiven Kapitals voran. Die Schwäche der US-Mehrwertproduktion jedoch wird zunehmend zum Problem des neoliberalen Weltmarktes, denn dem fiktiven Kapital steht kein Wert gegenüber. Nur der US-Dollar als Weltgeld und damit als letzter Nagel des US-Imperialismus, garantiert den neoliberalen Weltmarkt. Um das neoliberale Verhältnis, welches im Kern das Verhältnis USA-China ist, aufrechtzuerhalten, muß das fiktive Kapital mit Wert unterfüttert werden, damit die Hegemonie des US-Imperialismus verteidigt werden kann. Auf diesem Wege soll auch gleichzeitig Rußland und China unter Kontrolle gehalten werden, denn der Pfad der Unterfütterung des US-Dollars mit Wert verläuft über die Kolonialkriege im Mittleren Osten, deren Ziel es ist, die strategischen Rohstoffe unter US-Kontrolle zu halten bzw. zu bringen. Der Kern des US-Dollars als Weltgeld ist die Fakturierung des Öls in US-Dollar durch die Golfstaaten und die Anlage der Dollarguthaben in den USA (Petro-Dollar). Erst die massenhafte Anlage der US-Dollarguthaben in den USA durch die Golfstaaten macht den US-Dollar zum Weltgeld und macht den Weg frei für den US-Dollar als weltweite Transaktionswährung für Öl etc, denn es wird gleichzeitig auf diesem Wege ein internationales Finanzsystem aufgebaut. Der US-Dollar als (Öl-) Transaktionswährung ist nur die Krönung des US-Dollars als Weltgeld. Im US-Dollar als Weltgeld konzentriert sich das internationalisierte US-Finanzsystem. Nach dem Ende von Bretton Woods wurde der US-Dollar an das Öl gebunden. So richten sich die US-Kolonialkriege im Mittleren Osten und in Zentralasien nicht nur gegen die Staaten der Peripherie, sondern gleichzeitig und vor allem gegen China und Rußland und immer mehr wird dann der neoliberale Weltmarkt zur Fessel des russischen Imperialismus und auch zur Fessel für China. Konsequent unterstützen dann der russische Imperialismus und China die Staaten der Peripherie, welche vom US-Imperialismus angegriffen werden und so scheitern letztlich die US-Kolonialkriege des US-Imperialismus. Damit scheitert die US-Politik über direkte politische Interventionen die Schwäche der US-Mehrwertproduktion zu kompensieren. Es gelingt damit auch nicht mehr, das fiktive Kapital mit Wert zu unterfüttern und so wird das Mißverhältnis zwischen mehrwertheckenden Kapital und fiktiven Kapital gewaltsam wieder in ein Gleichgewicht gebracht. Mitte September 2008 bricht die Wall Street zusammen. Die historische Krise des Kapitalismus seit 1974/1975 transformiert sich in die Große Krise, die bis zum heutigen Tage nicht überwunden wurde. Zwar konnte knapp in den Jahren 2008/2009 der totale Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes verhindert werden, doch nur um den Preis einer Stagnation; die Dynamik des neoliberalen Weltmarktes war gebrochen, er begann zu verfaulen und zu verwesen. Die Stagnation des neoliberalen Weltmarktes zerbricht dann den neoliberalen Weltmarkt und damit das den neoliberalen Weltmarkt konstituierende Verhältnis USA-China. Das objektive Bündnis USA-China transformiert sich notwendig in ein Feindverhältnis. Solange der neoliberale Weltmarkt expandierte ertrugen Rußland und China die Fesseln des neoliberalen Weltmarktes, jedoch unter einem stagnativen neoliberalen Weltmarkt beginnen die Fesseln zu schmerzen und Rußland, wie auch China, beginnen sich ab dem Jahr 2009 langsam von dem neoliberalen Weltmarkt zu befreien. China stärkte seine Binnenkonjunktur und stabilisiert nicht nur sich, sondern auch den neoliberalen Weltmarkt, d.h. China beginnt tendenziell den neoliberalen Weltmarkt zu garantieren und verdrängt damit objektiv den US-Imperialismus als Garantiemacht desselben. Hier liegt der Beginn der Feindschaft des US-Imperialismus gegen China. Das Verhältnis USA-China verschlechtert sich und ist nun ein offenes Feindverhältnis. Ebenso bricht der russische Imperialismus seit 2009 immer deutlicher aus dem neoliberalen Weltmarkt aus und dies schneller und offener als China, denn Rußland steht am Rande des neoliberalen Weltmarktes und muß weniger Rücksicht auf den US-Imperialismus nehmen als China, welches ins Herz des neoliberalen Weltmarktes vorgerückt und eng mit den USA verflochten ist. Die Widersprüche innerhalb der imperialistischen Kette eskalieren notwendig. Während die imperialistische Konkurrenz über Kolonialkriege im Mittleren Osten ausgetragen wird, erfolgt der qualitative Sprung der imperialistischen Konkurrenz mit der Ukraine-Frage im Jahr 2013. Damit erreicht die imperialistische Konkurrenz Europa und damit schlägt die mittelbare imperialistische Konkurrenz in eine unmittelbare imperialistische Konkurrenz um und wird immer explosiver. Der qualitative Umschlag des imperialistischen neoliberalen Kolonialkrieges gegen die Peripherie in den imperialistischen Krieg der Metropolen der imperialistischen Kette untereinander bezeichnet den konkreten Punkt, den präzisen Einschnitt, des qualitativen Umschlags vom neoliberalen Weltmarkt in den multipolaren Weltmarkt. Dieser multipolare Weltmarkt ist materiell konstitutiv durchzogen von einer Kette von imperialistischen Kriegen und/oder dem Dritten Weltkrieg. Der Kampf um die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette wird bis zum äußersten geführt. Die Kette von imperialistischen Kriegen, die immer mehr imperialistische Stellvertreterkriege sind, radikalisieren die imperialistischen Blöcke, so daß auch ein Dritter Weltkrieg nicht ausgeschlossen ist, d.h. der Dritte Weltkrieg wäre kein „Unfall“, kein Zufall, sondern die Fortsetzung der imperialistischen Stellvertreterkriege auf höherer Stufenleiter, ein qualitativer Sprung konzentriert im Dritten Weltkrieg. In der Tendenz treiben die imperialistischen Stellvertreterkriege einem Dritten Weltkrieg zu, wenn es der Arbeiterklasse nicht gelingt, den Kapitalismus zu stürzen. Auf keinen Fall steht der multipolare Weltmarkt für eine „friedliche Koexistenz“ der imperialistischen Metropolen. Jede Metropole kämpft um ihr Überleben bei Strafe des Untergangs. Bündnisse sind von kurzer Dauer und der „Frieden“ bereitet den nächsten Krieg vor. Der „Frieden“ ist nur eine Unterbrechung des imperialistischen Krieges.
Protektionismus prägt den multipolaren Weltmarkt und der Protektionismus bereitet den Wirtschaftskrieg vor. Der Wirtschaftskrieg ist die Fortsetzung der durchschnittlichen Weltmarktkonkurrenz mit anderen Mitteln, bereitet den kapitalistischen und imperialistischen Krieg vor, der ebenfalls nur eine Fortsetzung der kapitalistischen Konkurrenz ist und diese krönt. Nicht der Wirtschaftskrieg schafft die Krise, sondern die Krise erschafft den Wirtschaftskrieg. Im Wirtschaftskrieg findet der aktuelle Krisenschub der Großen Krise, die Tendenzen zur massenhaften Entwertung des Kapitals nur seinen politischen Ausdruck an der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, was sich konkret in den inflationären Tendenzen niederschlägt, welche mit deutlichen Zinserhöhungen bekämpft werden und die Entwertung wieder in ihre klassischen Bahnen zurückbringt. Im Wertverhältnis ist materiell der Klassenkampf, wie auch gleichzeitig der Krieg, gegründet. Der Wirtschaftskrieg ist nur eine Vorform des imperialistischen Krieges und treibt diesen voran, d.h. er ist keine „sanfte“ Form des Krieges, sondern im schlimmsten Fall eine Belagerung mit „Hungerkrieg“ und bereitet den offenen oder verdeckten Krieg vor. So wird der imperialistische Stellvertreterkrieg gleichzeitig mit Wirtschaftskrieg und Krieg geführt. Mittlerweile kann man von einem Weltwirtschaftskrieg sprechen. Es werden mehrere Wirtschaftskriege gleichzeitig geführt, die nicht identisch sind, aber doch letztlich sich zu einem Weltwirtschaftskrieg konzentrieren. Einmal der transatlantisch antirussische Wirtschaftskrieg und einmal der US-amerikanische anti-chinesische Wirtschaftskrieg. Noch ist es dem US-Imperialismus nicht gelungen, den US-amerikanischen antichinesischen Wirtschaftskrieg zu einem transatlantisch antichinesischen Wirtschaftskrieg zu transformieren, denn das EU-Bündnis und damit auch besonders der deutsche Imperialismus, zögern in dieser Frage, denn die Akkumulationsbeziehungen sind zu China als Weltfabrik sehr eng. Es droht ein weiteres Reißen der Lieferketten. Doch der US-Imperialismus erhöht den Druck auf das EU-Bündnis. Während das EU-Bündnis in der transatlantischen Front gegen den russischen Imperialismus erheblich verliert und das EU- Kapital droht, in die USA abzufließen, bereitet der US-Imperialismus den Wirtschaftskrieg gegen die EU und dem deutschen Imperialismus vor, in dem es dem EU-Kapital Sonderbedingungen anbietet. Es ist offen, ob die EU und der deutsche Imperialismus sich gegen den US-Imperialismus offen zur Wehr setzen, nicht nur formal und in Worten, sondern in harten anti-US-amerikanischen Sanktionen. Dieser US-Wirtschaftskrieg gegen die EU und somit auch besonders gegen den deutschen Imperialismus, erhöht den Druck auf die EU-Metropolen, sich dem US-antichinesischen Wirtschaftskrieg anzuschließen, denn in diesem Fall könnte der US-Imperialismus seinen Frieden mit dem EU-Bündnis schließen. Die Tiefe der Krise in den EU-Metropolen würde sich bei einem gleichzeitigen Wirtschaftskrieg gegen Rußland und China noch einmal deutlich zunehmen. Eine schlechte Alternative wäre ein gleichzeitiger Wirtschaftskrieg der EU-Metropolen gegen Rußland und die USA. Auch dies würde die gegenwärtigen Krise erheblich vertiefen. Doch niemand weiß, ob der US-Imperialismus zu seinen Zugeständnissen gegenüber den EU-Metropolen im Falle eines US-EU Wirtschaftskrieges gegen China steht und nicht plötzlich ebenso einen Wirtschaftskrieg gegen die EU führt. Im schlimmsten Fall muß der deutsche Imperialismus gleichzeitig einen Wirtschaftskrieg gegen Rußland, China und die USA führen und würde daran scheitern. Sollte der deutsche Imperialismus beschließen, gegen den US-Imperialismus Widerstand zu leisten, wird die EU als Ergänzungsraum des deutschen Imperialismus dafür nicht ausreichen, es bedürfte dann ein zweites Rapallo mit Rußland und zusätzlich eine Verständigung mit China, also eine drastische Umkehrung der bisherigen Politik. Die EU und der deutsche Imperialismus werden langsam zwischen den Fronten zerrieben, wenn sie sich nicht neu orientieren. Während der deutsche Imperialismus einen Wirtschaftskrieg gegen den russischen Imperialismus führt, führt der US-Imperialismus einen Wirtschaftskrieg gegen den russischen Imperialismus, einen Wirtschaftskrieg gegen den deutschen Imperialismus und einen Wirtschaftskrieg gegen China. Auch der deutsche Imperialismus ist für den US-Imperialismus der Feind, während bis jetzt der deutsche Imperialismus sich in der Illusion wiegt, im US-Imperialismus einen „Freund“ gefunden zu haben, einen Großen Bruder, der seine schützende Hand über den deutschen Imperialismus hält.
Es gelingt dem US-Imperialismus nicht, über Krieg und Wirtschaftskrieg sich zu stabilisieren, sein fiktives Kapital mit Wert zu unterfüttern, was sich im Zusammenbruch der Silicon-Valley Bank äußert, welche weitere Banken mitreißt und dem bürgerlichen Staat zwingt, die Banken mit Steuergeld und/oder einer Ausweitung der Geldmenge zu retten, bevor die Krise auf das gesamte Finanzsystem übergreift und zu einem zweiten 2008 wird. Auch die Sprengung der Nord-Stream II-Pipelines durch die USA in der Ostsee war nur ein kurzfristiger Erfolg und spülte neuen Werte in das US-Finanzsystem, denn nun mußte das deutsche Kapital US-Fracking-Gas zu höheren Kosten importieren, statt wohlfeileres Gas aus Rußland. Doch auch dies reicht nicht aus, um das überproportional wachsende US-fiktive Kapital mit Wert zu unterfüttern. Die ganze Ukraine mit ihrem Reichtum an Rohstoffen muß es sein. Doch der US/NATO-Krieg in der Ukraine scheitert. Mit einer „Mini-Stalingrad“ Strategie zerstört der russische Imperialismus die Donbass-Front der NATO-Ukraine. Erst später sind russische Militäroperationen westlich des Donbass zu erwarten. Die russische Militärstrategie setzt nicht auf Blitzkrieg oder Geländegewinne, sondern auf das maximale Töten des Feindes und auf die langsame Auflösung der ukrainischen Gesellschaft und nicht nur auf die Auflösung des ukrainischen Staates, um die Ukraine, ihre Gesellschaft, in die russische Gesellschaft einzugliedern. Das ukrainische Militär kann sich nicht in die Tiefe zurückziehen, denn nach der üblichen NATO-Strategie wird auf eine „Vorneverteidigung“ gesetzt, gleichzeitig sind die ukrainischen Verluste so hoch, daß jetzt gar eine Volkssturm-Mobilisierung durchgeführt wird. Je länger der Krieg, desto stärker wird Rußland militärisch, politisch und ökonomisch und desto schwächer wird der US-Imperialismus, was zur Folge hat, daß die Ukraine nicht für die Unterfütterung des US-fiktiven Kapitals herhalten kann und das internationale US-Finanzsystem immer tiefer in die Krise gerät. Der US-NATO-Krieg in der Ukraine ernährt das internationale US-Finanzsystem, wenn er siegreich ist, wenn er nicht siegreich ist, droht er zum Grab des internationalen US-Finanzsystems zu werden. Vermittelt über den imperialistischen Stellvertreterkrieg in der Ukraine und damit auch den Wirtschaftskrieg, bricht sich die Überakkumulation des Kapitals Bahn. Durch den Wirtschaftskrieg wird der neoliberale Weltmarkt zerstört, was sich in den inflationären Tendenzen materialisiert, welche sich schon nach der Corona-Krise ausbreiteten und im Jahr 2022 explodierten. Dies führt zur Erhöhung der Zinsen, was die Akkumulation der Mehrwertproduktion reduziert und dem Finanzsystem eine große Quantität an faulen Krediten aufbürdet. Die Banken zerbrechen an dieser Entwicklung. Wenn sie zusätzlich noch im spekulativen Geschäft tätig waren und kurzfristige Gelder langfristig angelegt haben, ist dies nur der Auslöser, aber nicht der Grund des Zusammenbruchs. Das internationale Bankensystem beginnt mit den steigenden Zinsen zu wanken und die ansteigenden Zinsen sind ein Produkt des transatlantisch antirussischen Wirtschaftskrieges, welcher selbst das Resultat der Großen Krise des Kapitalismus ist. Auch die Deutsche Bank steht kurz vor dem Zusammenbruch und kann auch den deutschen Imperialismus und die gesamte Euro-Zone in eine tiefe Krise stürzen. Die gesamte Immobilienspekulation wickelt sich ab, denn die Immobilienblase ist geplatzt, was das internationale Bankensystem in den Abgrund reißen könnte. In China bricht der Immobilienkonzern Evergrande, der seit Jahren kurz vor dem Ende steht, nun endgültig zusammen und erhöht die Gefahren im internationalen Finanzsystem.
Umso mehr der US-Imperialismus sich im Stellvertreterkrieg gegen den russischen Imperialismus in der Ukraine engagiert, desto mehr zerbricht die US-Hegemonie, da der imperialistische Zugriff der USA auf den Mittleren Osten immer schwächer wird und dieser unter russischen und chinesischen Einfluß gerät. Es gelingt China eine tendenzielle Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien auszuhandeln, was zu einem Ende des Jemen-Krieges führen könnte, wo sich der Iran und Saudi-Arabien gegenüberstehen. Gleichzeitig nimmt Saudi-Arabien wieder diplomatische Beziehungen mit Syrien auf. Damit werden Israel und die USA aus dem Mittleren Osten immer weiter zurückgedrängt. Der US-Imperialismus wird versuchen, diesen Neuordnungsprozeß im Mittleren Osten zu sabotieren. Rußland bindet den Iran enger an sich und organisiert einen Transportkorridor über den Iran nach Indien, während China dabei ist, einen iranisch-saudischen Ausgleich auszuhandeln. Saudi-Arabien sieht sich von den USA an den Rand gedrängt, denn der Jemen-Krieg läuft nicht gut für Saudi-Arabien und Raketenangriffe haben mehrmals die Öl-und Gas-Infrastruktur erheblich beschädigt, während sich die USA mit militärischer und sonstiger Hilfe zurückhalten, da die US-Ressourcen auf die Ukraine konzentriert werden. Aus diesem Grund schwenkt Saudi-Arabien tendenziell auf einen russisch-chinesischen Kurs ein und drohen mit dem Petro-Dollar zu Gunsten eines Petro-Yuan zu brechen. Die Niederlage des US-Imperialismus in Afghanistan und die sich abzeichnende US-Niederlage in der Ukraine bei gleichzeitigem engeren Zusammenschluß zwischen Rußland und China reduziert den US-Einfluß im Mittleren Osten drastisch und auch deutlich im Fernen Osten gegen China. In Zukunft wird sich der US-Imperialismus auf China und den Fernen Osten, wie die Pazifik-Region konzentrieren müssen, denn für mehr reichen die Kräfte nicht mehr aus. Der Ukraine-Krieg schwächt den US-Imperialismus und eine Niederlage im Ukraine-Krieg setzt den Niedergang verstärkt fort, denn dieser Gesichtsverlust kann nicht kompensiert werden.

Im Stellvertreterkrieg in der Ukraine konzentrieren sich die derzeitigen Widersprüche des sich gerade herausbildenden multipolaren Weltmarktes. Die aggressive Politik des deutschen Imperialismus gegen den russischen Imperialismus kann jedoch nicht auf die Politik des US-Imperialismus reduziert werden, denn sie entspringt den eigenen imperialistischen Interessen des deutschen Kapitals nach „Lebensraum“ bzw. Akkumulationsraum, um den deutschen Weltmarktanteil am Weltmarkt zu erhöhen. Osteuropa und auch Rußland dienen dem deutschen Imperialismus als Ergänzungsraum, von wo aus wohlfeil Rohstoffe, auch Energierohstoffe, bezogen werden, wie auch Halbfabrikate. Je schwächer der russische Imperialismus ist, desto wohlfeiler die Rohstoffe aller Art. Dies versuchte das deutsche Kapital im einer „gegenseitigen“ ökonomischen Durchdringung bzw. Verflechtung des deutschen mit dem russischen Kapital bei gleichzeitiger aggressiver EU- und NATO- Erweiterung zu erreichen. Die gegenseitige ökonomische Verflechtung des deutschen mit dem russischen Kapital, diese „freundschaftlichen“ Beziehungen, stellen nur die Deckung für die aggressive NATO und EU-Osterweiterung dar. Während versucht wurde, das russische Kapital positiv an die NATO und EU heranzuführen, arbeitet man gleichzeitig durch die NATO und EU-Osterweiterung an der Schwächung des russischen Kapitals, um die Rohstoffe noch wohlfeiler zu beziehen und dadurch zu Lasten des russischen Kapitals. Mit dieser Politik versuchte der deutsche Imperialismus den russischen Imperialismus auf die untergeordnete Rolle eines Rohstoffproduzenten festzulegen, denn die Rohstoffproduzenten weisen im neoliberalen Weltmarkt eine negative Terms of trade aus und können nur durch den Export von strategischen Rohstoffen tendenziell in der kapitalistischen Entwicklung mithalten. Auf keinen Fall akzeptierte der deutsche Imperialismus den russischen Imperialismus auf Augenhöhe. Diese Politik war nur möglich, weil der deutsche Imperialismus die EU und die NATO und damit den US-Imperialismus hinter sich glaubt und mußte notwendig zum Zusammenstoß mit dem russischen Imperialismus führen. Der konkrete Anlaß für diesen imperialistischen Zusammenstoß war die Ukraine-Frage. Der NATO-Massenputsch vom Jahr 2014 in der Ukraine, um diese in die NATO und EU zu führen, scheiterte, die strategisch wichtige Krim spaltete sich ab und lief zu Rußland über, während in der Südostukraine sich der Bürgerkrieg entwickelte, der dann im Februar 2022 zu einem offenen Krieg zwischen dem russischen Imperialismus und den transatlantischen Metropolen umschlug. Für den russischen Imperialismus ist die Ukraine die rote Linie. Wer Kiew hat, kann Moskau zwingen. Die Ausdehnung der EU und NATO auf die Ukraine mußte notwendig zum Krieg führen, der Bürgerkrieg in der Ukraine selbst ist schon das Ergebnis der Ostausdehnung von EU und NATO. Der Ukraine-Krieg ist ein NATO-Rußland Krieg, ein Stellvertreterkrieg zwischen Rußland und dem NATO-Pakt auf dem Territorium der Ukraine und damit der erste Krieg des multipolaren Weltmarktes, der multipolaren Weltordnung. Ein Krieg um die imperialistische Neuordnung des Weltmarktes, welcher den US-Imperialismus offen als Hegemon stürzt. Hätte der US-Imperialismus noch die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette inne, würde es den Ukraine-Krieg nicht geben. Scheitert der transatlantische Block in der Ukraine, scheitert auch der deutsche Imperialismus in der Ukraine. Das deutsche Kapital hat ein originäres Interesse an der Ukraine, an den strategischen Rohstoffen für die „Energiewende“, d.h. für die „Digitalisierung“ des kapitalistischen Produktionsprozesses, wie auch an den großen agrarwirtschaftlichen Potenzen der Ukraine, an dem möglichen ukrainischen Fracking-Gas, wie auch an der Möglichkeit, Rußland von der Ukraine aus militärisch zu bedrohen und so wohlfeile Rohstoffpreise dem russischen Kapital abzutrotzen. Aus diesem Grund verbindet sich der deutsche Imperialismus über die EU mit der Ukraine zu einer „Rohstoffpartnerschaft“ Eine weitere „Rohstoffpartnerschaft“ gibt es nur noch mit Kanada. Mit der Ukraine geht dann auch die „Rohstoffpartnerschaft“ zu Grunde und die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse über den Einsatz KI-Systemen (Künstliche Intelligenz als höchste Form der Digitalisierung des kapitalistischen Produktionsprozesses) würde stocken und die EU-Metropolen würden hinter den USA, China und Rußland in der Weltmarktkonkurrenz zurückfallen. Wenn dem deutschen Imperialismus die strategischen Rohstoffe vorenthalten werden, hier besonders auch die Energierohstoffe, droht der deutsche Imperialismus mit Krieg. Dabei muß die Kriegsdrohung nicht ausgesprochen werden, sie liegt in der Natur der Sache, in den Zwängen der Akkumulation. Alternativ ist auch eine Verständigung mit dem russischen Imperialismus möglich. Doch welchen Weg das deutsche Kapital einschlagen wird, ist offen, ist im deutschen Kapital selbst umkämpft. Entweder muß sich der deutsche Imperialismus mit dem russischen Imperialismus einigen oder versuchen, alleine oder im Bündnis mit anderen Staaten, den russischen Imperialismus im Krieg zu besiegen und sich durch Eroberung die strategischen Rohstoffvorkommen anzueignen.
Der Ukraine-Krieg reflektiert den Niedergang des transatlantischen Imperialismus, was sich an dem Einflußverlust des US-Imperialismus im Mittleren Osten ablesen läßt, denn der Zugriff auf die strategischen Rohstoffe Erdöl und Erdgas, welche auch den US-Dollar mit Wert unterfüttern sollen, geht tendenziell immer mehr verloren. Dagegen setzt der transatlantische Imperialismus auf seine Autarkie von fossilen Energieträgern, um die Bedeutung des Mittleren Ostens zu reduzieren. Doch ein „nicht fossiler Kapitalismus“, „nicht fossiler Imperialismus,“ benötigt für die digitale Energiewende, welche auf „erneuerbare Energie“ setzt, Rohstoffe, konkret Metalle, welche nun ebenfalls zu strategischen Rohstoffen erklärt werden. Man löst sich aus der Abhängigkeit von Öl und Gas und tauscht diese in eine Abhängigkeit von Metallen ein. Diese Metalle gibt es nicht ausreichend derzeit bzw. wenn, dann teilweise in China oder in Rußland oder in der Ukraine. Der Ukraine-Krieg ist auch ein Krieg um seltene Metalle, ohne die einer „nicht-fossile Energiewende“ unmöglich ist. Auf der einen Seite beanspruchen Rußland und China diese Metalle in der Ukraine und auf der anderen Seite der transatlantische Imperialismus. Auf den Schlachtfeldern der Ukraine wird ausgekämpft, wer die Kontrolle über diese neuen strategischen Rohstoffe ausüben wird, wobei der russische Imperialismus der Sieger sein wird. Der deutsche Imperialismus kann zwar seine strategischen Rohstoffe (Öl und Gas), die er zentral vom russischen Imperialismus bezieht gegen Metalle austauschen, substituieren, nicht aber seinen zentralen Lieferanten. Einen Ersatz kann kein anderer Lieferant bieten. Entweder der deutsche Imperialismus akzeptiert den russischen Imperialismus als Lieferanten oder aber, er muß zum imperialistischen Raubkrieg übergehen. Die neuen Metalle für die „erneuerbare Energie“ sind das Öl und das Gas von morgen und damit der Grund für imperialistische Kriege oder einem möglichen Dritten Weltkrieg, sie sind nicht Teil einer Lösung, sondern Teil eines Problems, welcher Kapitalismus heißt, auch sie dienen konkret der Unterfütterung des fiktiven Kapitals mit Wert, denn der Zugriff des US-Imperialismus auf die strategischen Rohstoffe Öl und Erdgas schwindet und so sind dann die Metalle das Erstzöl und das Erstzgas für das fiktive Kapital des US-Imperialismus und ihre Gewinnung im Kapitalismus genauso umweltschädlich wie die Förderung von Gas oder Öl. Energiewende heißt unter den Bedingungen des Kapitalismus in letzter Instanz Dritter Weltkrieg. Der „ökologische“ Imperialismus ist nicht besser als der „fossile Imperialismus“ und auch nicht friedlicher.
Nur eins kann der deutsche Imperialismus nicht. Auf der Stelle stehen bleiben, während sich die Welt in einer historischen „Wende“ befindet. Die derzeitige „Wende von 2022“ steht der „Wende von 1989“ in Nichts nach. Wie im Jahr 1989 muß sich auch der deutsche Imperialismus im Jahr 2022 grundsätzlich neu orientieren. Doch diese Neuorientierung des deutschen Imperialismus ist sehr holprig und unsicher, denn der deutsche Imperialismus wurde vom Ukraine-Krieg überrascht, da die Abschreckungswirkung des NATO-Paktes und der EU zu hoch angesetzt und die Interessen des russischen Imperialismus nicht ernst genommen wurde, weil man sich in einer stärkeren Position wähnte. Auch der deutsche Imperialismus verteidigt, wie der transatlantische Imperialismus überhaupt, in der Ukraine ein nicht mehr existierender Status quo. Nicht der Ukraine-Krieg ist verantwortlich für den Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes, sondern der Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes ist verantwortlich für den Ukraine-Krieg. Die multipolare Weltordnung ist eine Ordnung des multipolaren Krieges. Der imperialistische multipolare Krieg ist ein Instrument des Kapitals, um den Weltmarkt neu zu ordnen. Ohne den imperialistischen Krieg kann der Weltmarkt nicht neu geordnet werden, d.h. ohne den imperialistischen Krieg läßt sich die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse nicht realisieren. Auf jeden Fall ist die multipolare Weltordnung keine Weltordnung des Friedens, sondern eine Weltordnung des imperialistischen Krieges und auch der deutsche Imperialismus wird sich dort seinen Platz erkämpfen müssen und das richtet sich nicht nur gegen den russischen Imperialismus, sondern auch gleichzeitig an alle anderen EU-Metropolen und dem US-Imperialismus, wie auch an China. Die historische Entwicklung treibt den deutschen Imperialismus hin auf seinen „deutschen Sonderweg“, der Schaukelpolitik zwischen West und Ost und damit zu seinem „Mitteleuropa-Programm“. Das Ende von Jalta und Potsdam ist auch das Ende der Westbindung und dies führt notwendig zu einer verstärkten Aufrüstung und perspektivisch auch zur Aktivierung der Wehrpflicht, was dann auch wiederum den Zivildienst aktiviert. Der „äußere Feind“ steht nicht mehr ausschließlich im Osten, sondern ebenso im Westen oder Süden. Entscheidet Rußland den Ukraine- Krieg für sich, ist die neoliberale transatlantische Weltordnung offen zerschlagen, dann brechen die Widersprüche in der EU und im NATO-Pakt offen aus und diese beginnen sich langsam zu zersetzen. Ein russischer Sieg in der Ukraine wäre ein Sieg über den US-Imperialismus, ein Sieg über die NATO- EU und damit auch ein Sieg über den deutschen Imperialismus, ein Sieg, der weltweite Auswirkungen nach sich zieht. Der US-Imperialismus wäre nicht nur in Europa in der Defensive, sondern auch in Asien gegen China. Gegen einen russisch-chinesischen Block hat der US-Imperialismus keine Chance und selbst der NATO-EU Block ist dazu kaum in der Lage mitzuhalten. Umso tiefer sich der US-Imperialismus in der Ukraine verstrickt, desto schwächer wird er gegen China. Zieht sich der US-Imperialismus aus den ukrainischen Verstrickungen zurück und konzentriert sich auf Asien, dehnt sich der Einfluß des russischen Imperialismus in Europa aus, denn die westeuropäischen Metropolen sind zu schwach, um einen abziehenden US-Einfluß zu kompensieren. Die Zwischenwahlen in den USA im November 2022 führten zu einem Sieg der Republikanischen Partei im Repräsentantenhaus, der wichtigsten Parlamentskammer im politischen System der USA, und stärken vor allem die Fraktion des US-Kapitals, welches in China den zentralen Feind sieht und nicht Rußland. Es werden die Widersprüche zwischen dem US-Imperialismus und China eskalieren, zusätzlich zu den US-russischen Widersprüchen und damit wächst auch der Druck auf den deutschen Imperialismus und die EU-Metropolen mit China zu brechen, was schwerwiegende Folgen für die EU-Staaten und auch für Deutschland hätte. Ein republikanisch kontrolliertes Repräsentantenhaus verurteilt den US- Präsidenten zur „lahmen Ente“, seine Gestaltungsmacht auf allen politischen Feldern sinkt beträchtlich. Es droht damit auch eine gegenseitige Blockade in der Erhöhung des Limits für die die Staatschulden. Die republikanische Mehrheit will einer Erhöhung der Staatsschulden nur dann zustimmen, wenn die US-Regierung Sozialkürzungen verfügt. Wie immer diese Angelegenheit auch ausgeht, deutlich ist, daß der US-Imperialismus unberechenbar wird. Eine Blockade des US-Staates über das Repräsentantenhaus kann nur über eine Radikalisierung der US-Politik realisiert werden, d.h. Radikalisierung der Ukraine-Politik etc. nur dann, wenn auch eine Radikalisierung in der China-Politik eingeleitet wird. Dann wird auch an dem deutschen Imperialismus die Forderung ergehen, mit China zu brechen. Schon jetzt wird im deutschen bürgerlichen Staat der Bruch mit China diskutiert. Das deutsche Kapital verliert durch den transatlantisch antirussischen Wirtschaftskrieg seine Märkte und der potentielle antichinesische Wirtschaftskrieg wirkt sich schon jetzt negativ auf die Akkumulationsrate aus, weitere Märkte, Bezugsmärkte, wie Exportmärkte, sind bedroht. Der hohe Weltmarktanteil des deutschen Kapitals ist nur möglich bei einem relativ offenen Weltmarkt. Derzeit weist der deutsche Imperialismus keine militärische Schlagkraft im Verhältnis zur ökonomischen Schlagkraft aus. Bisher konnte der deutsche Imperialismus seine Interessen über seinen ökonomischen Einfluß durchsetzen, jedoch jetzt reicht dies nicht mehr aus. Im antirussischen Wirtschaftskrieg radikalisiert sich die ökonomische Politik des deutschen Imperialismus und kommt damit an ihre Grenzen. Im Wirtschaftskrieg können Staaten der Peripherie niedergerungen werden, nicht jedoch Metropolen der imperialistischen Kette. Ein innerimperialistischer Wirtschaftskrieg hat gewaltige Rückwirkungen auf die Akkumulation des deutschen Kapitals, Rückwirkungen, die der deutsche Imperialismus unterschätzt hat. Ein Wirtschaftskrieg zerstört auch die bisher wichtigste Waffe des deutschen Imperialismus- die Exportwaffe. Die große Aufrüstung des deutschen Imperialismus ist die Einsicht, daß alleine die deutsche Exportwaffe nicht ausreicht, um den Weltmarktanteil des deutschen Kapitals zu verteidigen. Ohne militärische Macht hat der deutsche Imperialismus im Rahmen des multipolaren Weltmarktes-multipolare Weltordnung keine Chance seine Interessen international durchzusetzen. Im transatlantisch antirussischen Wirtschaftskrieg befindet sich das deutsche Kapital nun in der Defensive und es droht gar eine totale Niederlage in der Ukraine-Frage. Diese Niederlage gegen den russischen Imperialismus wird die deutsche Aufrüstung forcieren und dies geht zu Lasten der gesellschaftlich notwendigen Reproduktion der Arbeiterklasse. Kanonen statt Butter. Das ist die Entscheidung des deutschen Kapitals, welche durchgesetzt wird, wenn die Arbeiterklasse keinen entschlossenen Widerstand leistet. Der Haushalt des bürgerlichen Staates wird deutlich auf den militärisch-industriellen Komplex ausgerichtet, zu Lasten der Ausgabenposten für die kollektive Reproduktion der Ware Arbeitskraft. Aufrüstung meint auch Aufrüstung nach innen, denn nur dann kann die allgemeine Aufrüstung und damit die Aufrüstung gegen den „äußeren Feind“ realisiert werden. Will man den „äußeren Feind“ besiegen, muß man zuerst den „inneren Feind“ besiegen und der „innere Feind“ ist die Arbeiterklasse. Über eine politisch-ideologische Offensive wird auch die Arbeiterbürokratie und mit ihr die proletarischen Massenorganisationen im Sinne der multipolaren imperialistischen Aggression kurzgeschlossen, in der Selbstgleichschaltung gleichgeschaltet und damit die proletarischen Massenorganisationen zersetzt, indem diese nicht mehr als Interessenvermittler der Arbeiterklasse mit dem Kapital fungieren, sondern immer deutlicher die Kapitalinteressen unmittelbar in der Arbeiterklasse vertreten. Die Entfremdung der Massen von der Arbeiterbürokratie nimmt deutlich zu, was sich in der fallenden Mitgliederzahl der DGB-Gewerkschaften niederschlägt, also in der Entfremdung der Arbeiterklasse von ihren Organisationen und damit auf stummen Wege zur Atomisierung der Arbeiterklasse führt. Die Arbeiterklasse atomisiert sich selbst, da sie das Vertrauen in ihre Massenorganisationen verloren hat. Zum Verzicht bedarf es keiner Gewerkschaft, dann ist der Gewerkschaftsbeitrag überflüssig. Die Gewerkschaftsbürokratie zerstört über eine Politik des Verzichts die Gewerkschaften, zerstört sich somit selbst, denn sie verliert ihre materielle Basis und damit auch ihre Existenzberechtigung, ist ein politischer Selbstmord in der Hoffnung, auf den Einbau in den bürgerlichen Staat. Immer mehr fungiert der DGB als Arbeitsfront, statt als Gewerkschaft, denn die DGB-Bürokratie fühlt sich nicht mehr für ihre Mitgliedschaft verantwortlich, fühlt sich in erster Linie der Bourgeoisie verpflichtet, dem ideellen Gesamtkapitalisten, dem bürgerlichen Staat in Notstandsform und verteidigt die bürgerliche „nationale Sicherheit“ gegen die Arbeiterklasse. Die Gewerkschaftsbürokratie setzt auf Burgfrieden, statt auf Gegenmacht und Klassenkampf. Eine reformistisch- gewerkschaftliche Gegenmacht ist derzeit für das Kapital und für die Gewerkschaftsbürokratie eine Bedrohung der „nationalen Sicherheit“. Auch die Gewerkschaftsbürokratie sieht sich für die „nationale Sicherheit“ verantwortlich und verteidigt die „nationale Sicherheit“ gegen die Arbeiterklasse. Und die „nationale Sicherheit“ verlangt Verzicht von der Arbeiterklasse. Die „Nation“ verlangt Verzicht von der Arbeiterklasse. Nicht-Verzicht ist in den Augen des Kapitals „Extremismus“, gar „Terrorismus“, ein Verbrechen. Auf jeden Fall ist Nicht-Verzicht ein Angriff auf die „nationale Sicherheit“. Die Gewerkschaftsbürokratie stellt die „nationale Sicherheit“ höher als die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder, höher als die Interessen der Arbeiterklasse. Damit verliert derzeit die Arbeiterklasse ihre Ansprechpartner, ihre eigenen Organisationen und wird atomisiert. Die stärkste Waffe des Proletariats ist die Organisation des Proletariats und derzeit wird das Proletariat vom Kapital desorganisiert. Auch die anderen Organisationen, welche als Vermittler zwischen Arbeiterklasse und Kapital dienen, erklären sich für die Interessen des Proletariats nicht zuständig und kapitulieren vor der Bourgeoisie. Diese naturwüchsige und stumme Atomisierung der Arbeiterklasse wird spontan und sporadisch durch proletarische Revolten durchbrochen, welche dann wieder in sich zusammenfallen und die Atomisierung wiederherstellen. Nur organisierter Widerstand kann erfolgreich sein, aus diesem Grunde versucht die Bourgeoisie auch die proletarischen Organisationen zu desorganisieren und wird dabei die stumme Desorganisierung auch repressiv absichern, jeden Organisationsversuch repressiv unterbinden und stützt damit die proletarischen Massenorganisationen, welche zur Vorfeldorganisationen der „nationalen Sicherheit“ bzw. Arbeitsfronten mutiert sind. Hiermit versucht der bürgerliche Staat diese proletarischen Massenorganisationen repressiv zu stabilisieren und ideologisch zu legitimieren. Nur diese Organisationen werden vom bürgerlichen Staat und den Kapitalverbänden als Verhandlungspartner anerkannt. Es wird ihnen ein Vertretungsmonopol der Arbeiterklasse zugesprochen, unabhängig davon, ob die Arbeiterklasse diese Organisationen noch als die ihren anerkennt. Als erste Maßnahme gilt es von Seiten des bürgerlichen Staates, die Meinungsfreiheit drastisch zu begrenzen bzw. auszuschalten. Der multipolare Weltmarkt- multipolare Weltordnung kennt in jedem imperialistischen Block nur eine uniformierte Meinung, bzw. uniformierte öffentliche Meinung, welche der bürgerliche Staat vorgibt und somit Staatsmeinung ist, wenn sie die „nationale Sicherheit“ betrifft. In der gegenwärtigen Krise des nunmehrigen multipolaren Weltmarktes wird der Begriff der „nationalen Sicherheit“ weit ausgelegt und greift damit tief in die proletarische Meinungsbildung ein. Themen, welche nicht die „nationale Sicherheit“ bedrohen, können debattiert werden, nicht aber die zentralen Themen. Es bestimmt allein die Bourgeoisie, welches Thema zentral, bzw. zentral für die „nationale Sicherheit“ ist, dies ist die „neue Normalität“ seit dem „Corona-Notstand“ und gilt auch in dem tendenziellen Energienotstand. Seit dem „Corona-Notstand“ ist deutlich, daß jedes Gesetz unter Notstandsvorbehalt steht. Jederzeit kann ein offener oder verdeckter Notstand verhängt werden und so steht auch die öffentliche Meinungsbildung unter dem Notstandsvorbehalt bzw. unter dem Vorbehalt der „nationalen Sicherheit“. Auch eine Meinung kann die „nationale Sicherheit“ bedrohen. Und schon dies auszusprechen ist eine zumindest potentielle Gefährdung der „nationalen Sicherheit“ und kann damit als „Förderung des Extremismus und Terrorismus“ ausgelegt werden. Der Deutsche Herbst als vergangener „übergesetzlicher“ Notstand ist nicht tot, ist nicht abgelegte, staubige Geschichte, sondern lebt in Notstandszeiten wieder auf, ist eine äußerst lebendige und exemplarische Geschichte und Stammheim ist als Warnung der Bourgeoisie an die Arbeiterklasse wieder aktuell und mit Stammheim auch die Morde von Stammheim. Anhand dem Stammheim-Komplex ist zu ermessen, wie weit die deutsche und transatlantische Bourgeoisie bereit ist zu gehen, wenn sie die „nationale Sicherheit“ bedroht sieht und die „nationale Sicherheit“ der BRD umfaßt auch die transnationale Sicherheit der EU und des NATO-Paktes. Die „nationale Sicherheit“ der BRD ist gleich der transnationalen Sicherheit der NATO-EU. In der Tradition des Deutschen Herbstes gibt es „Meinungsverbrechen“ und „Kontaktschuld“, um repressiv gegen oppositionelle proletarische Subjekte als Träger einer oppositionellen Meinung, einer Anti-Staatssicherheitsmeinung, vorzugehen, um durch die ideologische und unter Umständen physische Trennung dieser oppositionellen proletarischen Subjekte von den Massen zu realisieren, damit sichergestellt ist, daß die Staatsmeinung auch die Meinung der Massen ist, bzw. an der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, daß sich die Staatsmeinung mit der Volksmeinung vollständig deckt. Nur dann, wenn offen oder verdeckt, die proletarischen Massenorganisationen als der Kern der Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus, zerschlagen sind, ist die Arbeiterklasse atomisiert und erst jetzt kann die Arbeiterklasse vom gesellschaftlichen und individuellen Kapitalkommando im Sinne der Neuzusammensetzung des Kapitals in der Volksgemeinschaft-formierten Gesellschaft neu zusammengesetzt werden, als Objekt und nicht als Subjekt im offensiven Klassenkampf der Arbeiterklasse. Die Uniformierung der Meinungsbildung wird durch die vielfältigen Formen der Zensur reguliert und ist die materielle Grundlage für die Uniformierung und innere Militarisierung der bürgerlichen Gesellschaft in der Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft mit dem Ziel der Selbstzensur, der Schere im Kopf bezüglich Bewußtsein und Verhalten. Das Ziel ist die soziale Figur des Untertan. Befehl und Gehorsam ersetzten die Vernunft, statt Rationalität regiert die Irrationalität. Über Befehle kann man nicht diskutieren, sie müssen exekutiert werden. Verweigert man die Exekution der Befehle, macht man sich des Ungehorsams, der Meuterei, schuldig und wird von den Institutionen der militarisierten bürgerlichen Gesellschaft in Form der Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft einer harten Strafe zugeführt, in letzter Konsequenz der physischen Vernichtung. Aber das Hauptproblem ist nicht Befehl und Gehorsam, sondern der vorauseilende Gehorsam. Das System von Befehl und Gehorsam erschafft den Komplex des vorauseilenden Gehorsams, der Selbstgleichschaltung in die Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft, was für Organisationen, wie für Klassenindividuen gilt. Ein Befehl beruht auf Zwang, der mit einer scharfen Sanktion umgesetzt wird. Der Befehlsausführende exekutiert einen fremden Willen, auch notfalls gegen seinen eigenen Willen, er identifiziert sich nicht unbedingt mit dem Befehl und hat bei der Befehlsexekution deshalb Spielräume, weil ein Befehl nicht die gesamte konkrete Situation abdecken kann. Das mangelnde Eigeninteresse an der Befehlsexekution eröffnet Handlungsspielräume. Anders hingegen der vorauseilende Gehorsam; er ist der Gehorsam mit Eigeninteresse und schließt dadurch Handlungsspielräume aus, da nicht die Form des Befehls zählt, wie bei einer reinen Befehlsexekution, sondern aufgrund des Eigeninteresses auf den Inhalt des Befehls, der Intension des Befehls, abgestellt wird und dieser somit der konkreten Gesamtlage angepaßt wird. Der Wunsch wird zum Befehl, der Befehl zum Wunsch. Im vorauseilenden Gehorsam ist die Befehlsexekution nicht fremd zum formalen Befehl, sondern stimmt mit der Intension des Befehls überein, der eigene Wille trifft sich mit dem Willen des Befehlshabers in der Exekution des Befehls. Hinter dem vorauseilenden Gehorsam steht nicht die scharfe Sanktion, sondern das Eigeninteresse des Befehlsausführenden. Im Gehorsam des reinen Befehls kann sich der Befehlsausführende auf eine Notsituation berufen, wenn er nicht gehorcht, droht eine scharfe Sanktion. Jedoch liegt eine Notsituation im vorauseilenden Gehorsam nicht vor, denn dieser ist ein vom Eigeninteresse interpretierter Befehl und diese Befehlsexekution ist die allgemeine Befehlsexekution. Nur der interpretierte Befehl des vorauseilenden Gehorsams ist der Befehl an und für sich, denn nur er sichert eine sachgemäße Befehlsexekution, schließt also das individuelle Eigeninteresse des Befehlsausführenden mit ein. Der äußere bürokratische Zwang der scharfen Sanktion ist zwar die materielle Grundlage des Befehls, reicht aber nicht aus, es Bedarf des gesellschaftlichen Zwanges, des sozialen Zwanges, des Gruppenzwanges, damit der Befehl seiner Intension nach exekutiert wird. Der „freiwillige Zwang“ erst macht den Befehl scharf. Es sind die von der herrschenden Klasse vorgegebenen Normen, welche den Inhalt des Befehls ausmachen, welche die Intension des Befehls ausformulieren. Wird ein Befehl nicht „ordnungsgemäß“ ausgeführt, geschieht nichts wesentliches. Es droht höchstens eine soziale Abschätzigkeit und es müssen „Karierenachteile“ in Kauf genommen werden. Jedoch dies akzeptiert nur eine Minderheit aus dem Kleinbürgertum. Die Mehrheit des Kleinbürgertums orientiert sich an den allgemeinen kapitalistischen Normen, wie an die jeweiligen konkreten historischen Normen einer kapitalistischen Epoche und interpretiert die Befehle in dieser Art. Das Kleinbürgertum steht der Bourgeoisie objektiv strukturell näher als der Arbeiterklasse und nur in der Offensive kann die Arbeiterklasse das Kleinbürgertum an sich binden und führen, ansonsten fällt das Kleinbürgertum an die Bourgeoisie. Immer marschiert das Kleinbürgertum an der Seite der stärksten Klasse. In der gegenwärtigen Defensive der Arbeiterklasse orientiert sich das Kleinbürgertum an die Bourgeoisie, wird auch in diesem Sinne die Befehle der herrschenden Klasse mit Leben erfüllen, mit dem kleinbürgerlichen Selbstinteresse nach sozialem Aufstieg und Anerkennung durch die Bourgeoisie. Es ist die kleinbürgerliche Ideologie des individuellen Aufstiegs etc. die ihre materielle Basis in der objektiven Klassenlage des Kleinbürgertums findet, welche die Befehle des Kapitals konkret mit Repression auflädt. Offener Widerstand gegen die um sich greifende Tendenz zum Befehl und zur Selbstgleichschaltung findet sich selten. Die Angst vor sozialer Ausgrenzung ist groß und ein Produkt der Isolierung und Atomisierung durch den Notstand. Es radikalisiert sich die Bourgeoisie und reißt das Kleinbürgertum mit sich. Die gegenwärtigen Normen einer zunehmend multipolaren nationalistischen kapitalistischen Gesellschaft gelten als das „Gute“, welche gegen das „Böse“ steht, d.h. gegen alle, welche die konkreten nationalen Normen verletzten bzw. ihnen andere Normen entgegensetzen. Die eigenen gesellschaftlichen Normen bzw. „Werte“ werden nicht hinterfragt. Im Gegenteil, sie gelten als Gut“ und ihnen wird und soll „Freundschaft“ entgegengebracht werden. Hingegen führt jede Kritik der heiligen Normen bzw. Werte in das „Reich des Bösen“ und dies bedeutet „Feindschaft“. Der „Gutmensch“ ist mit den herrschenden Normen der herrschenden Klassen im Übereinstimmung und er geht über jede gesetzliche Erfüllung hinaus. Es reicht nicht die bürgerlichen Gesetze zu befolgen, sie sollen über die konkreten Werte und Normen verinnerlicht und weiterentwickelt werden. Die konkrete Moral ist eine Zusammenfassung für die Politik der Werte und Normen. Es kommt zu einer Politik der Moral, zu einer moralischen Politik, welche nur die materiellen Interessen der bürgerlichen Politik verschleiert. Das Proletariat soll sich nicht so sehr nach den geschriebenen bürgerlichen Gesetzen richten, sondern nach der ungeschriebenen konkreten bürgerlichen Moral. Stehen Gesetz und Moral im Widerspruch, soll die Moral über das bürgerliche Gesetz obsiegen. Es ist gerade die historische Mission des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) sich von dem bürgerlichen Gesetz als Ausdruck parlamentarisch-demokratischer Klassenjustiz relativ abzukoppeln, und auf eine Sondergesetzgebung des Ausnahmezustandes zurückzugreifen, die jedoch eine Negation des Gesetzes selbst ist, denn der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ist nur an seine Macht und seinen historischen Klassenauftrag gebunden und frei von jedem Gesetz. Dem bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) gewährt nicht das Gesetz seine Legitimation, sondern der amorphe „Volkswille“, welcher durch die Normen und Werte, durch die gesellschaftliche Moral, bestimmt ist, durch die Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft. Die gegenwärtige Betonung der „Werte“ ist damit auch gleichzeitig eine Abwertung des bürgerlichen Gesetzes und seines sogenannten „Rechtsstaates“. Was zählt ist nicht die Befolgung der Gesetze, sondern die Befolgung der konkreten Moral, der konkreten gesellschaftlichen Werte und Normen. Man kann unschuldig vor dem Gesetz sein, aber schuldig durch den Gerichtshof der konkreten gesellschaftlichen Werte und Normen und die historische Funktion des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ist es, diese amorphe Moral, diese amorphen Werte und Normen, statt dem Gesetzesbruch zu sanktionieren, die individuelle und kollektive Gesinnung zu sanktionieren. Die „nationale Sicherheit“ geht über das Gesetz, auch Sicherheitsgesetz, hinaus, es umfaßt ebenfalls die (politische) Gesinnung, die „politische Zuverlässigkeit“ in ihren Abstufungen. Der Begriff „Sicherheitsrisiko“ umfaßt nicht nur die aktuelle Datenlage, sondern versucht aus der aktuellen Datenlage ein zukünftiges Risiko heraus zu interpretieren, welches dann die zentrale Maßgabe ist für „nationale Sicherheit“. Wer nicht die gesellschaftlichen Normen und Werte lebt, ist ein potentielles „Sicherheitsrisiko“ und wird einer repressiven Sonderbehandlung unterworfen. Immer mehr wird deshalb versucht die „Sicherheitsüberprüfung“ zu verbreitern. Aufgrund von Geheimdienstinformationen, die nicht hinterfragt werden, wird permanent bestimmt, wer als „Sicherheitsrisiko“ gilt und wer nicht. Eine Sicherheitsüberprüfung wird nicht nur am Beginn eines Arbeitsverhältnisses durchgeführt, sondern permanent. Bei Einstufung als „Sicherheitsrisiko“ droht Entlassung oder Versetzung. Auf jeden Fall Aufnahme in die Schwarzen Listen des Kapitals und unter Umständen gar ein offizielles Berufsverbot. Schon heute existiert neben der offiziellen „Sicherheitsüberprüfung“ eine inoffizielle „Sicherheitsüberprüfung“ bzw. „wilde Sicherheitsüberprüfung“, die von bestimmten Kapitalien durchgeführt wird und sich zentral auf die Durchsuchung des Internets über eine bestimmte Person und weitere Informationen außerhalb des Internets bezieht. Derzeit versucht man zwei Sicherheitskreise aufzubauen. Ein Sicherheitskreis umfaßt bereits den militärisch-industriellen Komplex mit den höchsten „Sicherheitsanforderungen“ und der zweite Kreis mit niedrigeren „Sicherheitsanforderungen“ wird mit Konstruktion der „Kritischen Infrastruktur“ konstituiert, wobei durch Erlaß die ganze Volkswirtschaft als „Kritische Infrastruktur“ eingestuft werden kann. Über diese Maßnahmen der inneren Militarisierung wird die relative Tarifautonomie weiter untergraben und die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaften erheblich beschränkt. Der Sicherheitskreis „Kritische Infrastrukturen“ erfaßt immer den größeren Teil der Arbeiterklasse als der erste Sicherheitskreis, welcher sich nur auf den militärisch-industriellen Komplex bezieht und notfalls erfaßt der zweite Sicherheitskreis die gesamte Lohnarbeiterklasse. Vor allem über den zweiten Sicherheitskreis kann das Kapital die Arbeiterklasse sozial neu zusammensetzen. Das Kapital setzt zu einer Säuberung der Betriebe von widerständigen Kernen der Arbeiterklasse an und versucht diese in die industrielle Reservearmee zu verbannen. Mit der Erhöhung des politischen Drucks erhöht sich auch langsam der soziale Druck in der Lohnarbeiterklasse, erhöht sich der soziale Druck durch die gesellschaftlichen bürgerlichen Normen und Werte. Die Abweichung von den bürgerlichen gesellschaftlichen Werten und Normen im multipolaren Akkumulationsmodell ist bereits ein „Sicherheitsrisiko“, eine potentielle Gefahr für die „nationale Sicherheit“, eben dies wird vor allem in der „Sicherheitsüberprüfung“ geprüft. Es wird in der „Sicherheitsüberprüfung“ zentral die „politische Gesinnung“ überprüft und nicht so sehr vergangene kriminelle Handlungen, denn dafür gibt es das „Polizeiliche Führungszeugnis“. Die „Sicherheitsüberprüfung“ ist eine Rasterfahndung, welche sich auf die Betriebe bezieht. Der „Feind“ ist nicht nur der, wer die bürgerlichen Gesetze bricht, sondern auch der, wer von der „rechten“ Gesinnung abweicht, wer gegen das „gesunden Volksempfinden“, wer gegen die gesellschaftlichen Normen und Werte, verstößt. Vor allem zielt die Repression auf Positionen unterhalb der Schwelle des Strafrechts bzw. des bürgerlichen Klassenrechts überhaupt. Das Feindrecht geht über das Strafrecht hinaus, geht auch über das bürgerliche Klassenrecht selbst hinaus. Die „Freund/Feindkennung liegt in der politischen bzw. allgemeinen Gesinnung, in der Akzeptanz der multipolaren gesellschaftlichen Normen und Werte. Um die „richtige“ Gesinnung zu beweisen, ist es notwendig, regelmäßig „Loyalitätsbekundungen“ abzugeben, d.h. sich von bestimmten Meinungen, Handlungen und Personen zu distanzieren, notfalls von seiner Vergangenheit. Die Repression heute äußert sich in einem Rechtfertigungszwang. Der bürgerliche Staat und das individuelle Kapitalkommando stellen der Arbeiterklasse und ihren individuellen Gliedern permanent Fragen, auch sinnlose, und die Arbeiterklasse und ihre individuellen Glieder haben diese zu beantworten und sollen somit ihre Loyalität bekunden, nicht nur auf den Inhalt bezogen, sondern auch auf die Form, d.h. auf die reine Frage selbst, denn nur die bürgerliche Klassenmacht hat das Fragerecht und die Arbeiterklasse hat nur die Pflicht zu antworten und damit sich zu rechtfertigen. Wer fragt herrscht-wer antwortet unterwirft sich. Die Betonung der Werte und Normen durch die Bourgeoisie steht für eine Abwertung des bürgerlichen Gesetzes, für eine Abwertung der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates und für den Aufbau eines bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus), denn diese negieren das bürgerliche Gesetz zugunsten einer exekutiven Notversordnung und dies bezieht dann notwendig die Gesinnung mit ein. Sonderjustiz ist Gesinnungsjustiz. Nicht die Tat steht im Vordergrund, sondern die Gesinnung, die Gesinnung selbst ist eine Straftat. Während das codifizierte Gesetz hinter den Normen und Werten zutritt, tritt auch das Völkerrecht hinter die „regelbasierte Ordnung“ zurück. Im Ausnahmezustand herrscht nicht das codifizierte bürgerliche Gesetz, sondern das Universum der amorphen Werte und Normen und der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) interpretiert dieses Universum an amorphen Werten und Normen, läßt sich durch diese irrationalen Strömungen legitimieren. Notstand und Irrationalismus gehen Hand in Hand. Werte und Normen entstehen naturwüchsig, wertgesetzrational, sind keine Produkte bewußter Handlungen und in diesem Sinne irrational, während das bürgerliche Gesetz eine bewußte Handlung ist und Ausdruck der Politik im Klassenkampf. Die bürgerlichen Werte und Normen werden heute als vorverlegter Staatsschutz formiert und zwar im Sinne von „Pre-Crime“. Eine Ablehnung der herrschenden Werte und Normen, die zu „abweichenden Verhalten“ führt, nicht aber zu Straftaten, werden zu tendenziellen und potentiellen Straftaten uminterpretiert. Um potentielle Straftaten zu verhindern, muß präventiv dieses „abweichende Verhalten“ sanktioniert werden. Dafür steht die KI (Künstliche Intelligenz) bereit, die massenhafte digitale Erfassung und automatische Interpretation des Verhaltens in Form einer sozialen Rasterfahndung, schlägt sich in der „Sicherheitsüberprüfung“ nieder, denn dort zählt das „Sicherheitsrisiko“ und dies geht über die Ermittlung von vergangenen oder aktuellen Straftaten hinaus, es zählt hingegen die Internalisierung der ungeschriebenen herrschenden sozialen und gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen, der präventive Gehorsam, bzw. das alltägliche soziale Verhalten im Klassenalltag. Für die Bourgeoisie sind die herrschenden gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen derzeit zentral, so daß sie „alternativlos“ sind. Alternativen sind tabu. Alternative Positionen sind ein Angriff auf die „nationale Sicherheit“.

In der Volksgemeinschaft-formierten Gesellschaft gibt es keine relativ unabhängigen, relativ autonomen proletarischen Massenorganisationen, gibt es keine Opposition und erst Recht keine proletarische Opposition. Es gibt nur den Feind. Entweder man stimmt zu hundert Prozent mit der Staatsmeinung überein, dann ist man ein „Freund“ der Gesellschaft, ein „Freiheitsfreund“ oder man stimmt nicht zu hundert Prozent mit der Staatsmeinung überein, dann ist man ein „Feind“. Schwarz oder weiß. Ein grau dazwischen gibt es nicht. Opposition gibt es nicht. Entweder „Freund“ oder „Feind“. Und „Feind“ heißt dann konkret „Extremist“ oder „Terrorist,“ bezieht sich auf den „inneren Feind“, welcher mit dem „äußeren Feind“, konkurrierende imperialistische Blöcke in der multipolaren Weltmarktkonkurrenz, in Verbindung steht. Eine solche Verschwörungstheorie versucht die Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft ideologisch abzusichern. Da sich die Arbeiterklasse der qualitativen Absenkung ihres gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsniveaus widersetzt, ist sie objektiv der notwendige „innere Feind“ des Kapitals und ihre Organisationen sind „Feindorganisationen“ müssen offen oder verdeckt zerstört werden und neue proletarische Massenorganisationen dürfen sich nicht bilden, denn diese würden angeblich die innere Einheit der „Nation“ zerreißen und gefährden dadurch die „nationale Sicherheit“. Jede Abweichung von der Generallinie, die die Bourgeoisie durch den bürgerlichen Staat vorgibt, ist eine Feindhandlung, da sie die „nationale Sicherheit“ gefährdet. Für jedes Verhalten, für jede Handlung im Klassenalltag, muß sich gerechtfertigt werden, Zugangskontrollen werden ausgeweitet, Rasterfahndung wird exekutiert. Auf diese Weise soll der verdeckte „innere Feind“ aufgespürt werden.
Über den „Corona-Notstand“ wurde diese Repression schon exekutiert und massenhaft eingeübt. Rationierung ist immer Repression und immer mit Kontrolle verbunden. Die Impfausweise galten als Zutrittsberechtigung, wie zuvor die „Corona-Warn-App“ und wurden kontrolliert, bei den Mundschutzmasken wurde kontrolliert, ob sie auch richtig aufgesetzt wurden etc. Das Mobilephone wurde zu einem Kontrollgerät, wo die Zugangsberechtigungen gespeichert wurden und erfaßt jede Bewegung und jede Kommunikation. Sogar wer auf der Straße zu dritt unterwegs war und nicht aus einer „Haushaltsgemeinschaft“ stammt, wurde gestraft, ebenso, wenn eine „Haushaltsgemeinschaft“ innerhalb der Wohnung gegen die „Corona-Regularien verstieß und mehr Personen von außerhalb der Hausgemeinschaft zuließ. Wer gegen die Regeln des „Corona-Notstandes“ verstieß verfiel der Repression, wurde in letzter Konsequenz zwangsweise und gewaltsam isoliert, bzw. in spezifische Zentren für eine Zeit lang weggesperrt. Dies ist die „neue Normalität“ des Corona-Notstandes, welche nicht so einfach mit dem „Corona-Notstand“ vergeht, sondern sich als Erbe in den „Energienotstand“ trägt. Im „Corona-Notstand“ wurde strikt und präzis nach „Freund“ und Feind“ unterschieden und im Energienotstand ebenfalls, „Feind“ ist, wer das Ende des antirussischen Wirtschaftskrieges und Verhandlungen mit Rußland fordert, „Freund“ ist, wer den antirussischen Wirtschaftskrieg fortsetzten will und ebenfalls Waffenlieferungen an die NATO-Ukraine organisiert. Den Kritikern des NATO-Kriegskurses des deutschen Imperialismus wird die Legitimität ihrer Kritik und gar, durch die Änderung der Gesetze sogar bezüglich eines unbewiesenen russischen „Völkermordes“ in der Ukraine, die Legalität der Kritik in Frage gestellt. Es drohen gar strafrechtrechtliche Ermittlungen, wenn unbewiesene Behauptungen in Frage gestellt werden. Tatvorwurf ist „Volksverhetzung“. Es findet eine Kriminalisierung der öffentlichen Meinungsbildung statt. Kritik kann schnell als „Volksverhetzung“ geahndet werden und gerade auch Kritik an den staatlichen und damit auch medialen Verschwörungstheorien der Bourgeoisie. Es geht nicht mehr um Wahrheit und damit um Rationalität, sondern um den Triumph des Willens über die Wahrheit, darum, die Irrationalität zum Maßstab zu machen. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Wer die Wahrheit verkündet, d.h. eine wahre Aussage über die Klassenrealität tätigt, ist schuldig und nicht die Klassenrealität. Über diesen Mechanismus werden dann politische Tabu-Themen konstruiert und wer diese Tabu-Themen auch nur tendenziell erwähnt, ist dann ein „Extremist“ oder gar „Terrorist“ ist der „innere“ Feind. Kritik ist nur noch erlaubt, wenn sie den multipolaren Kapitalismus rationalisiert.
Das multipolare Akkumulationsmodell orientiert sich an dem bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus). Nur auf diese Weise kann das Kapital den erneuten Krisenschub der Großen Krise ab Herbst 2019 überstehen. Die Entwertung des Kapitals in der durchschnittlichen Bewegung desselben im Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate zwingt das Kapital zu einer Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse und damit zum Bruch mit dem neoliberalen Akkumulationsmodell und naturwüchsig in den multipolaren Weltmarkt, denn der naturwüchsige Bruch mit dem neoliberalen Weltmarkt ist das Resultat des Zusammenbruchs der Hegemonie des US-Imperialismus innerhalb der imperialistischen Kette unter dem Druck der Entwertungstendenzen der Großen Krise und die allseitige Verschärfung der nun multipolaren Weltmarktkonkurrenz führt zum Rückgriff auf autoritäre Formen bürgerlicher Klassenherrschaft, um so auf die sich entfaltenden Widersprüche der Akkumulationsbewegung des Kapitals zu reagieren. Diese parlamentarisch-demokratische Form des bürgerlichen Staates des neoliberalen Akkumulationsmodells weicht tendenziell dem bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus), welcher immer deutlicher die parlamentarisch-demokratischen Formen bürgerlicher Klassenherrschaft unterhöhlt und immer offener auf den Notstand-Ausnahmezustand zurückgreift. Statt dem Bürger als Citoyen steht nun der Untertan in der Bourgeoisie hoch im Kurs, welcher sich in der „Freund-Feind“-Kennung verwirklicht. Der Bürger als Citoyen ist nur dann ein Bürger in der multipolaren Form der Akkumulation, wenn er Untertan ist, denn nur dann ist er „Freund“ im Sinne der Bourgeoisie, wird jedoch der Status Untertan verweigert, kommt der Status „Feind“. Ein Untertan übt keine grundsätzliche Kritik, sondern nur immanente Kritik zur Optimierung der bürgerlichen Klassenherrschaft. Hingegen stellt eine proletarische Grundsatzkritik die bürgerlichen Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse in den Mittelpunkt der praktischen Kritik und wird deshalb von der Bourgeoisie als „Feind“ klassifiziert und repressiv verfolgt. Die „neue Normalität“ des Ausnahmezustandes, des Notstandes, ist die neue Normalität der Repression gegen die Arbeiterklasse. Statt „Demokratie wagen“ heißt es nun „Mehr Diktatur wagen“, statt „Wohlstand für Alle“ heißt es nun „Wohlstand für Wenige-Armut für die Mehrheit“ bzw. „Verzicht für die Mehrheit“. Oder besser: „Hartz IV für alle“.
Das Hartz IV-System ist der Keim der autoritären Entwicklung schon im neoliberalen Akkumulationsmodell und kommt im multipolaren Kapitalismus, in der multipolaren Weltmarktkonkurrenz, zur vollen Blüte, wird zum Modell für die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse durch das Kapital. Schon immer, d.h. in der neoliberalen Form des Kapitalismus, war das Hartz IV-System ein Notstand, ein Ausnahmezustand für bestimmte Segmente der industriellen Reservearmee, war immer ein Labor des Ausnahmezustandes, ein Labor des Notstandes. Im Hartz IV-System wurde die Entrechtung der Arbeiterklasse bereits tendenziell im Jahr 2004/2005 realisiert und bezog sich auf bestimmte Schichten der industriellen Reservearmee. Ein Sonderrecht wurde implantiert, welches von der parlamentarisch-demokratischen Klassenjustiz tendenziell abgekoppelt wurde. Die Oberaufsicht durch die Judikative war nur schwach ausgeprägt. Es gab zu keinem Zeitpunkt ein Interesse, das Hartz IV-System zu überwachen, im Gegenteil, das Hartz IV-System sollte sich ohne juristische Kontrolle entwickeln. Das Zentrum von Hartz IV ist die systematische Willkür, dessen Ziel es ist, einen Hartz IV-Untertan zu produzieren; den Willen der Hartz IV-Bezieher zu brechen. Der bürokratische Zwang des Hartz IV-Systems setzt auf Gehirnwäsche mit dem Ziel Befehl und Gehorsam als zentrale Verhaltensdispositive in den Hartz IV-Empfängern zu internalisieren; sie werden keinesfalls als Bürger im Sinne des Citoyens gleichberechtigt anerkannt, sondern als minderwertig, asozial, kategorisiert. Es gibt keine Rechte, sondern nur die Tyrannei der Gnade des Hartz IV-Systems, wenn man sich aktiv diesem System unterwirft. Einfordern kann man nichts, nur Flehen. Jedoch kann das Hartz IV-System sehr viel vom Hartz IV-Empfänger einfordern. Große Beharrlichkeit ist notwendig, wenn man im Hartz IV-System seine geringen Rechte durchsetzen will. Eine Beharrlichkeit, die nur eine Minderheit aufbringt. Die Repression des Hartz IV-Systems hält den Widerspruch klein.
Das Hartz IV-System kennt als zentrales Diktum die Arbeitspflicht. Jede angebotene Arbeit ist anzunehmen, es sei denn, sie verstößt gegen die „guten Sitten“. Es gibt keinen Qualifikationsschutz und keinen Tarifschutz. Um diese Arbeitspflicht zu realisieren, wurde die Beweislast umgekehrt. Nun muß der Hartz IV-Empfänger nachweisen, daß die ihm angebotene Arbeit unzumutbar ist. Zuvor mußte das Arbeitsamt nachweisen, daß die Arbeit für den Erwerbslosen zumutbar war. Mit der Umkehrung der Beweislast jedoch obliegt nun die Beweisführung in Hinblick auf die Zumutbarkeit von Arbeit jetzt dem Hartz IV-Empfänger gegenüber dem bürgerlichen Staat, ein Beweis den dieser alleine gegen die konzentrierte Macht des bürgerlichen Staates jedoch nicht praktisch erbringen kann. Bei Verweigerung der angebotenen Arbeit drohen Sanktionen. Sanktionen gibt es eben nicht nur auf der Ebene des Weltmarktes im Wirtschaftskrieg, sondern werden auch unmittelbar gegen Erwerbslose verhängt, wenn sie nicht die Befehle des Hartz IV-Systems exekutieren. Das Bundesverfassungsgericht brauchte ganze 16 Jahre, um ein Urteil in der Frage der Sanktionierungspraxis zu fällen. Solange wurden die diversen Urteile zwischen den verschiedenen Instanzen hin und her geschoben. Die Judikative wollte keine Verantwortung übernehmen und ließ das Hartz IV-System an ihrer langen Leine seinen Lauf. Doch auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hebt den Widerspruch Sanktionierung auf null versus Recht auf Leben in Menschenwürde nicht auf. Die beiden Seiten bleiben weiterhin abstrakt unvermittelt. Auf der einen Seite wird die Sanktionshöhe eingeschränkt und doch letztlich kann noch tiefer im Einzelfall sanktioniert werden. Über die Akkumulation einzelner Sanktionen sagt das Urteil auch nichts aus. Letztlich bleibt es, wie es immer war. Bei Verweigerung angebotener Arbeit kann bis in die Obdachlosigkeit sanktioniert werden. Damit wird dann die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften zerschlagen, denn es setzt zwangsweise ein Unterbietungswettbewerb in der Lohnarbeiterklasse ein.
Doch vorher muß erst die Hürde der „Bedürftigkeitsprüfung“ überwunden werden, um in das dunkle Hartz IV-Reich hinabzusteigen. Nicht jeder Erwerbslose erhält Arbeitslosengeld II, nachdem das Arbeitslosengeld II ausgelaufen ist. In der „Bedürftigkeitsprüfung“ wird das Vermögen und das Einkommen des Antragstellers, wie das Einkommen und das Vermögen der „Bedarfsgemeinschaft,“ geprüft. Zentral ist das Einkommen und Vermögen der „Bedarfsgemeinschaft“. Ist dies zu hoch, wird kein Arbeitslosengeld II gewährt. Zuvorderst ist das eigene Vermögen aufzubrauchen und erst, wenn das Einkommen der „Bedarfsgemeinschaft“ zu gering ist, wird das Arbeitslosengeld II genehmigt. Wird das Arbeitslosengeld II wegen der „Bedürftigkeitsprüfung“ nicht gezahlt, zahlt praktisch die „Bedarfsgemeinschaft“ ihr eigenes Arbeitslosengeld II, solange, bis es eine bestimmte Schwelle unterschreitet und der bürgerliche Staat mit seinem Hartz IV-System den Fall übernimmt. Der Sinn der „Bedürftigkeitsprüfung“ liegt darin, den Erwerbslosen und seine „Bedarfsgemeinschaft“ vollständig kapitalistisch zu enteignen, bevor er soziale Transferleistung beziehen darf. Der Kapitalismus enteignet das Proletariat, sein Privateigentum, zusätzlich, nachdem das Proletariat von seinen Produktionsbedingungen, von seinem Eigentum an Produktionsmitteln, enteignet wurde. Das Hartz IV-System organisiert über die „Bedürftigkeitsprüfung“ die Enteignung der Erwerbslosen, denn nur dann können sie sich der Repression durch das Hartz IV-System nicht mehr entziehen, erst dann sind sie relativ wehrlos der Gewalt des bürgerlichen Staates in Form des Hartz IV-Systems ausgesetzt.
Um den Druck auf den Erwerbslosen zu erhöhen, wird zentral der Druck auf die „Bedarfsgemeinschaft“ gelegt. Hartz IV ist „soziale Sippenhaft“. Auch die „Bedarfsgemeinschaft“ muß sich dem Diktat des Hartz IV-Systems beugen. Wird Hartz IV genehmigt, ist die „Bedarfsgemeinschaft“ gezwungen den Hilfebezug zu reduzieren oder gar aufzuheben, indem alle Glieder der „Bedarfsgemeinschaft“ genötigt sind, eine Lohnarbeit aufzunehmen, denn dann könnte die „Bedarfsgemeinschaft“ den Erwerbslosen aus den Mitteln der „Bedarfsgemeinschaft“ erhalten und der bürgerliche Staat könnte seine Transferleistung Arbeitslosengeld II einstellen. Aber der Druck auf die „Bedarfsgemeinschaft“ wird noch durch das engmaschige Netz der Kontrolle durch das Arbeitsamt weiter gesteigert. Es wird ein eigener Ermittlungsdienst gegründet, welcher die „Bedarfsgemeinschaften“ kontrollieren soll, auch mit Hilfe von Denunziation. So kommt es zu Hausdurchsuchungen und Razzien gegen „Bedarfsgemeinschaften“, wo das Eigentum der „Bedarfsgemeinschaft“ penibel kontrolliert wird, über Kontoeinsicht sind die Zahlungsströme ebenso transparent und werden der Kontrolle unterzogen. Unterstützt werden diese Kontrollmaßnahmen durch Verhöre auf dem Arbeitsamt, wie den „Schulungen“, welche der Gehirnwäsche dienen, um den Lohnarbeiter für den zweiten Arbeitsmarkt (der Verschränkung von Niedriglohn und ergänzender sozialer Transferleistung) abzurichten. Das Hartz IV-System ist lediglich der Notstand vor dem Notstand und bietet das Muster für einen allgemeinen Notstand-Ausnahmezustand, welcher in Tendenz den multipolaren Weltmarkt konkret spezifisch widerspiegelt.
Mit Hilfe des Hartz IV-Systems wurde der zweite Arbeitsmarkt geschaffen. Durch den sozialen Druck wurde die industrielle Reservearmee in die arbeitende Armut transformiert- in den Niedriglohnsektor, welcher durch Niedriglohn und ergänzenden Arbeitslosengeld II konstituiert wird. Faktisch ein gewerkschaftsfreier und tarifvertragsfreier Raum, auch wenn die DGB-Bürokratie versucht hat, untertarifierte Tarifverträge, wie z.B. in der Leiharbeit, abzuschließen. Unter dem Druck des bürgerlichen Staates kapitulierte in den Jahren der Implantation des Hartz IV-Systems die DGB-Bürokratie und akzeptierte indirekt das Hartz IV-System und direkt die geforderten Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen, wozu auch die untertarifierten Tarife in den Niedriglohnbranchen gehören. Der Druck des bürgerlichen Staates auf die Gewerkschaften in den Fragen Hartz IV und Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen, waren ein Angriff auf die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften. Statt zum Massenstreik bzw. Generalstreik zur Verteidigung dieses Grundrechts und damit zur Verteidigung der gesamten Verfassung aufzurufen, zog es die Gewerkschaftsbürokratie vor, zu kapitulieren. Der soziale und politische Widerstand ohne die Mobilisierung der Gewerkschaften war zu schwach, um Hartz IV und Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen zu verhindern. Dies war der erste Schritt zum Einbau der Gewerkschaftsbürokratie in den bürgerlichen Staat. Ohne die Zerstörung von Hartz IV kann die relative Tarifautonomie nicht wiederhergestellt werden und ohne die Wiederherstellung der vollen relativen Tarifautonomie der Gewerkschaften wird der Reallohnverlust in Grundsatz nicht kompensiert werden können. Mit Hartz IV in den „Corona-Notstand und in den Energienotstand. Hartz IV öffnete für das Kapital das Tor zum Ausnahmezustand-Notstand. Über die Implantation des Hartz IV-Systems setzte das Kapital die Arbeiterklasse passiv neu zusammen. Mit der „Corona-Krise“ erfolgt eine neue Offensive zur Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse mit dem Ziel, die Verwertungsposition im multipolaren Weltmarkt auszubauen. Das deutsche Kapital versucht mit einer Radikalisierung der Deflationspolitik die Kosten zu senken, um die Auswirkungen der protektionistischen Tendenzen und der Wirtschaftskriege zu Lasten der Arbeiterklasse zu kompensieren. Die Radikalisierung der Deflationspolitik kann nur unter dem Schutz des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) erfolgen, wenn sie realisiert werden soll. Ein parlamentarisch-demokratischer bürgerlicher Staat ist ein Hindernis für eine radikale Deflationspolitik und muß notwendig beseitigt werden, wenn die Arbeiterklasse atomisiert und desorganisiert werden soll.
Im bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) versucht die Bourgeoisie durch Desorganisation der proletarischen Massenorganisationen dem Proletariat eine bürgerliche Identität aufzuzwingen. Als Mittel dazu dient die „Identitätspolitik“. Identität gibt es nur in der Nicht-Identität. Doch die immer mehr irrational um sich schlagende Bourgeoisie will die Nicht-Identität nicht akzeptieren. Für sie gibt es nur noch die bürgerliche Identität, welche sich konzentriert in der „Nation“ ausdrückt. In der „Nation“ ist die Bourgeoisie mit sich selbst identisch. Über den Ausnahmezustand, offen oder verdeckt, auch als Drohung mit ihm, soll die Arbeiterklasse sich mit ihrer eigenen Bourgeoisie, mit ihrem eigenen Kapital, mit ihrer Ausbeutung, identifizieren, d.h. mit der bürgerlichen „Nation“. Identifizieren heißt hier akzeptieren, aussöhnen. Für das Kapital ist die „Identität“ alternativlos. Die Ware Arbeitskraft soll sich als Ware Arbeitskraft identifizieren, als abstrakte Arbeit, welche ihre Identität als Ware Arbeitskraft immer erhält, aber als konkrete Arbeit verschiedene Identitäten annimmt, sich dann mit der konkreten Form der Arbeit identifiziert. In der bürgerlichen Abstraktion realer Ausbeutungsverhältnisse bzw. Selbstausbeutungsverhältnisse der „Ich-AG“ oder des „Arbeitskraftunternehmers“ wird die bürgerliche Identitätspolitik konkret. Die Ware Arbeitskraft steht dem Kapital atomisiert gegenüber und kann sich nur als Ware Arbeitskraft realisieren, wenn sie sich den Verwertungsanforderungen des Kapitals vollständig unterwirft, sich mit dem Verwertungsprozeß identifiziert. Verweigert sich die Ware Arbeitskraft der Identifikation mit den kapitalistischen Anforderungen, wird sie in die industrielle Reservearmee absteigen.

Das Proletariat
Identität steht im Kapitalismus für Unterwerfung unter die Ausbeutung. Nicht-Identität ist die Antwort des Proletariats auf die kapitalistische Ausbeutung, d.h. Nicht-Identität ist Klassenkampf. Die kapitalistische Identität findet im bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ihren Begriff, d.h. konkret in der „Nation“ bzw. Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft, indem sie versucht totalitär die Negation der Identität, die Nicht-Identität, den proletarischen Klassenkampf, welcher sich in den Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus materialisiert und damit auch in der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates, welche nicht von der Bourgeoisie, sondern vom Proletariat erkämpft wurde, zu zerstören. Der Zwang zur Identität soll die Nicht-Identität vernichten. Die Nicht-Identität ist die Negation des kapitalistischen Verwertungsprozeßes, die Nicht-Identität ist der „Feind“ und nur Identität mit dem Kapitalismus ist „Freund“. Nicht-Identität-Feind ist die Ware Arbeitskraft, welche versucht, die kapitalistische Vernutzung der Ware Arbeitskraft einzuschränken oder gar abzuschaffen, ist der „politische Feind“, den es zu vernichten gilt. Hingegen ist der „soziale Feind“ diejenige Ware Arbeitskraft, welche objektiv nicht als Ware Arbeitskraft fungieren kann und damit auch keine Ausbeutungsmasse für das Kapital ist. Diese relative Übervölkerung ist vom Standpunkt des Kapitals nutzlos und stellt nur Kosten dar, denn sie kann noch nicht einmal als industrielle Reservearmee fungieren, schmälert so die Profitrate und behindert das Kapital im Kampf um höhere Weltmarktanteile im multipolaren Weltmarkt. Die Ware Arbeitskraft, die objektiv nicht als Ware Arbeitskraft fungieren kann, ist keine Ware Arbeitskraft mehr, sondern nur Kosten bzw. „tote Ware Arbeitskraft“ (z.B. Dauererkrankte oder Behinderte) und damit Nicht-Ware-Arbeitskraft als Negation der Ware Arbeitskraft, welche potentielle Ausbeutungsmasse für das Kapital ist. Der „soziale Feind“ ist Nicht-Ware Arbeitskraft, diese Nicht-Ware Arbeitskraft ist nicht identisch mit der Ware Arbeitskraft und hat damit keine Existenzberechtigung und dies gilt dann auch für den Träger der Nicht-Ware Arbeitskraft. Hingegen der „politische Feind“, welcher objektiv Ware Arbeitskraft ist, da er potentiell als Ware Arbeitskraft ausgebeutet werden kann. Dieser ist „politischer Feind“, weil er subjektiv sich der Ausbeutung durch das Kapital verweigert bzw. diese nur eingrenzen will und nur subjektiv ist der „politische Feind“ die Nicht-Identität der Ware Arbeitskraft, negiert die Funktion als Ware Arbeitskraft politisch. Der „soziale Feind“ gehört nicht zur Volksgemeinschaft-formierten Gesellschaft, wird tendenziell entrechtet und erhält nur „Gnadenrecht“, was dann zum „Gnadentod“, der Euthanasie, führen kann. Letztlich führt der Status als „tote Ware Arbeitskraft“ auch zum physischen Tod des sozialen Trägers dieser Nicht-Ware- Arbeitskraft. Die Funktion des Ausnahmezustandes-Notstands ist es, entweder den „politischen Feind“ sofort physisch zu vernichten oder ihn auf die Form des „sozialen Feindes“ zu reduzieren, was nur zeitversetzt auf das gleiche hinausläuft. Um den „sozialen Feind“ zu vernichten, muß der zuerst der „politische Feind“ vernichtet werden, entweder politisch-sozial oder physisch, denn der „politische Feind“ schützt den „sozialen Feind“. Die bewußte subjektive politische Verweigerung der kapitalistischen Identität als massenhaft organisierte Nicht-Identität bzw. Negation der kapitalistischen Identität im Klassenkampf steht höher als die bloß bewußtlose objektive Nicht-Identität zur kapitalistischen Identität.
Die kapitalistische Identitätspolitik wird auch in der Form der inneren Schiene der Repression organisiert, in der Arbeiterklasse und im Kleinbürgertum selbst. Es werden von der Bourgeoisie derzeit viele Identitäten konstruiert, indem real existierende Spaltungslinien innerhalb der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums verabsolutiert werden; die Totalität auseinandergerissen wird und die einzelnen Momente gegeneinander, statt gemeinsam gegen das Kapital, ausgerichtet werden. Jeder steht nur für sich gegen jeden anderen und Gruppe steht gegen Gruppe. Im Namen der Identität, wird die Totalität angegriffen, indem sie schlechthin geleugnet wird. Das Diktum des Neoliberalismus geht in der Identitätspolitik auf. Es gibt keine Gesellschaft mehr, sondern nur noch Individuen und Gruppen, die gegeneinander konkurrieren um den Platz an der Sonne und nur die stärksten Individuen und Gruppen setzten sich durch, auch indem sie sich verbünden, aber vor allem, in dem sie das Bündnis mit dem Kapital suchen, denn nur die Unterstützung des Kapitals kann einer Identitätsgruppe zum Sieg über die anderen verhelfen. Alle tanzen um das Kapital als das goldene Kalb. Identität ist immer gleichzeitig Nicht-Identität, beinhaltet immer eine Abgrenzung und Ausgrenzung, daß „Wir“ gegen die „Anderen“, der „Freund“ gegen den „Feind“ und letztlich ist das „Wir“ die Nation. Die Identität ist ein Produkt der Abgrenzung und Ausgrenzung. In der Identitätspolitik geht es um mannigfaltige Abgrenzung und Ausgrenzung bzw. um Spaltung in immer kleinere Teile, um Desorganisation der Arbeiterklasse. Die Identitätspolitik ist eine Anrufung an den „starken“ bürgerlichen Staat als Schiedsrichter in dem Streit der Identitäten, wer in dem Streit der Sieger und wer Verlierer ist. Das Ziel ist es, die Gunst des bürgerlichen Staates zu erheischen. Statt Proletarier alle Länder vereinigt euch, Proletarier aller Länder spaltet euch in kleinste Atome. Identitätspolitik führt zu Einpunkt-Bewegungen, welche die bürgerliche Gesellschaft ausblenden. Es geht nicht darum die bürgerliche Gesellschaft zu überzeugen, sondern es geht nur darum, den bürgerlichen Staat von seiner Agenda zu überzeugen, ihn auf seine Seite zu ziehen. Eine Bewegung von unten, eine breite Basisbewegung, ist nicht gewünscht. Im Gegenteil, man sieht sich als Elite und zielt auf die herrschende Klasse. Es geht um Lobbyarbeit, um Pressure Groups für bestimmte Fraktionen des Kapitals. Mit Hilfe der bürgerlichen Medien wird eine elitäre Massenbewegung von oben konstruiert, welche versucht, eine real nicht vorhandene Massenbewegung zu imitieren.
Diese „Zivilgesellschaft“ ist zentral professionell, d.h. hauptamtlich organisiert und nicht nebenberuflich aus freien Stücken, wie es bei Basisbewegungen und damit bei Massenbewegungen üblich ist. Basisbewegungen/Massenbewegungen sind naturwüchsig demokratisch organisiert, während die neoliberale/multipolare „Zivilgesellschaft“ hierarchisch gegliedert ist. Basisbewegungen/Massenbewegungen finanzieren sich durch private Spenden aus der Arbeiterklasse und dem Kleinbürgertum, während die neoliberale/multipolare „Zivilgesellschaft“ aus dem Profit des Kapitals oder den Steuern des bürgerlichen Staates finanziert wird. Die NGO´s (Nichtregierungsorganisationen) sind nur formal Nichtregierungsorganisationen, real werden sie entweder durch den bürgerlichen Staat oder durch die Stiftungen des Kapitals finanziert, bzw. gemeinsam, d.h. die verschiedenen Stiftungen verflechten sich miteinander über Tochterstiftungen, fusionieren etc. und gleichzeitig sind diese mit den verschiedenen Staatsapparaten vermittelt. Auf diese Weise werden die „NGO´s“ über die Finanzen zentral gesteuert. Finanzierung schließt auch Finanzierung über das Ausland nicht aus, sondern die Finanzierung durch ausländische Mächte ist durchaus normal, dann steht immer ein ausländischer kapitalistischer/imperialistischer Staat dahinter. Über die Finanzierung wird die „Zivilgesellschaft“ gesteuert. Jede Organisation der „Zivilgesellschaft“ kann finanzielle Mittel beantragen und erhalten, wenn nicht die „nationale Sicherheit“ dagegensteht. Im Gegenteil, umso mehr die „nationale Sicherheit“ im Mittelpunkt steht, desto leichter wird die Organisation der „Zivilgesellschaft“ finanziert. Ist die „nationale Sicherheit“ deutlich bedroht, kann im Vereinsrecht die Gemeinnützigkeit entzogen oder der Verein verboten, wie strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden. Notfalls können auch bei Nichtvorhandensein eines Vereins einfach Personen beschuldigt werden, einen Verein zu betreiben, um strafrechtlich belangt werden. Finanzierung und Repression zeigen der neoliberalen-multipolaren „Zivilgesellschaft“ den Weg. Aus bürokratischem Eigeninteresse der „NGO´s“ wird man auf eine Konfrontation mit der Bourgeoisie verzichten und sogar mit dieser eng zusammenarbeiten- gegen die Arbeiterklasse. Die neoliberalen-multipolaren Organisationen der „Zivilgesellschaft“ sind undemokratisch. Die nebenberuflichen Mitglieder dieser neoliberalen-multipolaren „NGO´s“ haben keinen Einfluß auf die Politik dieser Organisation. Die Agenda wird von der Organisationsleitung in zentralen Punkten vorgegeben und kann nur noch modifiziert werden. Es bleibt dann den nebenberuflichen Mitgliedern überlassen, ob sie die Politik der „NGO-Führung“ unterstützen oder sich passiv zurückziehen. Eine breite Massenbewegung als Basisbewegung der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums kann nicht mit der neoliberalen/multipolaren „Zivilgesellschaft“ geschehen, sondern nur gegen sie. Die derzeitige neoliberale-multipolare „Zivilgesellschaft“ ist das Trojanische Pferd des Kapitals und dient der präventiven Zerstörung einer möglichen proletarischen und kleinbürgerlichen egalitären Massenbewegung. Das Ziel der „Zivilgesellschaft“ ist es, den sozialen und politischen Druck aus der Arbeiterklasse und dem Kleinbürgertum in bürgerlich gesicherte Bahnen zu kanalisieren. So ist die „Zivilgesellschaft“ auch ein Frühwarnsystem für das Kapital, welches gesellschaftliche Unruhe registriert, gleichzeitig präventiv in die bürgerliche Bahn lenkt und dadurch die Spitze nimmt. Zur Kanalisation in bürgerliche Bahnen ist es notwendig, die Totalität des potentiellen Protestes aufzuspalten und die verschiedenen Momente gegeneinander zu isolieren, denn nur dann kann der potentielle Massenprotest in bürgerlich-egalitäre Bahnen gelenkt werden, wird vorm egalitären Massenprotest in einen Elitenprotest transformiert. Das egalitäre Band einer proletarischen und kleinbürgerlichen Massenbewegung wird durch die bürgerliche Identitätspolitik zerrissen und es droht dann eine kleinbürgerlich elitäre Massenbewegung, welche eine bedeutende soziale und politische Massenbasis für den bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) darstellen kann. Die neoliberale/multipolare „Zivilgesellschaft“ stellt somit im Innenverhältnis die innere Schiene der Repression dar. Im Außenverhältnis ist die neoliberale/multipolare „Zivilgesellschaft“ eine Waffe im imperialistischen Kampf um die Neuaufteilung des Weltmarktes, gegen konkurrierende Metropolen oder gegen die Peripherie. Jeder bürgerliche Staat geht repressiv gegen ausländisch finanzierte „NGO´s“ vor, zeitgleich fördert er im Innenland seine eigenen ihm verpflichteten „NGO´s“ und gleichzeitig finanziert jeder bürgerliche Staat, vor allem ein imperialistischer bürgerlicher Staat, im Ausland ebenfalls seine „NGO´s“. Von „Zivilgesellschaft“ ist in der gegenwärtigen neoliberalen/multipolaren „Zivilgesellschaft“ nicht viel vorhanden bzw. sie ist nichts anderes als eine Vorfeldorganisation des bürgerlichen Staates, besonders des imperialistischen bürgerlichen Staates, eher eine Waffe zur verdeckten inneren Militarisierung und damit besonders eine Tarnorganisation der Geheimdienste im Inland, wie im Ausland. Die „Zivilgesellschaft“ ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.
Die „Zivilgesellschaft“, die staatlich-private Partnerschaft der sogenannten „NGO`s“, spielt eine wesentliche Rolle in der Stabilisierung und Destabilisierung des eigenen, wie fremden bürgerlichen Nationalstaates, unter besonderer Berücksichtigung der Politik der Metropolen. Der „graue“ Sektor der „NGO´s“ kann nur durch die Metropolen strukturiert werden, denn dafür bedarf es erheblicher finanzieller Mittel, welche nur in den Metropolen vorhanden sind und nicht in der Peripherie. Somit sind die staatlich-privaten „NGO´s“ eine Waffe im Kampf um Weltmarktanteile im multipolaren Weltmarkt und sind Momente der multipolaren Weltordnung. Die multipolare Weltordnung reproduziert den multipolaren Weltmarkt in der politischen Sphäre und der multipolare Krieg (auch der multipolare Wirtschaftskrieg) ordnet die multipolare Weltordnung und über diese auch bedeutend den multipolaren Weltmarkt.
In letzter Instanz sind die staatlich-privaten „NGO´s“ vormilitärische Organisationen/para-geheimdienstliche Strukturen in einer Strategie der Spannung. Ihre Aufgabe ist es, entweder im eigenen Land die Arbeiterklasse und das Kleinbürgertum immer weiter aufzuspalten und unter Aufsicht der „NGO“ als Vorfeldorganisation des bürgerlichen Klassenstaates politisch neu zusammenzusetzen, um die soziale Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse auf diesem Weg zu forcieren, oder im Ausland diesen Prozeß gegen eine andere Metropole und/oder gegen eine koloniale oder halbkoloniale Bourgeoisie in der Peripherie im Sinne imperialistischer Aggression/ Expansion zu realisieren. Hier sind auch die „Farbenrevolutionen“ oder „bunten Revolutionen“ als verdeckte Kriegsführung/hybrider Krieg zu verorten. In dieser imperialistischen Aggression der verdeckten Kriegsführung/hybrider Kriegsführung spielen die „NGO´s eine zentrale Rolle. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wird der internationale Konkurrenzkampf des Kapitals indirekt über die verdeckte Kriegsführung/hybride Kriegsführung ausgetragen. Ein Staatsstreich erfolgt in diesem Konzept nicht mehr durch das Militär oder wird durch andere politische Minderheiten realisiert, sondern durch einen Massenputsch. Immer noch putscht sich eine Minderheit an die Macht, jedoch getragen durch eine Massenbewegung, welche zwar machtlos ist, aber die putschenden Kräfte mit Massenlegitimation versorgt. Diese Massenbewegung ist nur amorphe Masse und zentral formal durch die „NGO´s geleitet bzw. durch Parteien und andere Organisationen, die mit den „NGO´s“ organisch verbunden sind, real jedoch werden sie durch „eigene“ oder „fremde“ Geheimdienste geführt. Es gibt eine straffe und hierarchische interne Organisationsstruktur, welche eine demokratische Diskussion unterdrücken, was dazu führt, daß egalitäre Forderungen und soziale Forderungen nur eine unwesentliche Rolle spielen, während politische und elitäre Forderungen in den Vordergrund treten und damit die Arbeiterklasse aus der Massenbewegung herausgedrängt wird, während das Kleinbürgertum und über dieses die Bourgeoisie diese Massenbewegung hegemonieren und steuern-gegen die Arbeiterklasse. Der Massenputsch ist keine Revolution, denn die Revolution lebt von der Selbsttätigkeit der Massen, die sich selbst organisieren. Im Massenputsch bzw. zivilen Massenputsch wird lediglich eine Revolution imitiert und die Selbsttätigkeit der Massen ausgelöscht. Es wird Revolution, Volksaufstand, gespielt, aber exekutiert wird ein Staatsstreich in demokratischer Verkleidung. Die Revolution als Farce. Statt Revolution eine „demokratische“ Konterrevolution. Die Massenbewegung tarnt den Staatsstreich. Der Putsch erscheint als Revolution. Eine Fraktion des Kapitals, alleine oder mit ausländischer imperialistischer Hilfe, stürzt eine andere Fraktion des Kapitals und versucht das jeweilige kapitalistische Land in das Einflußgebiet einer anderen imperialistischen Macht zu transformieren. Die „Zivilgesellschaft“ als Agentur des Staatsstreichs, entweder gegen die Regierung oder für die Regierung, Sturz einer Regierung über einen Staatsstreich, oder Vernichtung der Opposition durch einen Staatsstreich der Regierung. Diese (neoliberale/multipolare) „Zivilgesellschaft“ ist so zivil wie ein Panzer und walzt den authentischen und originären Widerstand von unten, aus der Arbeiterklasse, nieder und präsentiert sich als den gut ausgerüsteten „Widerstand“ von oben.
Im Massenputsch kommt der „Zivilgesellschaft“ nur die Aufgabe zu, den eigentlichen Staatsstreich abzusichern, indem dieser „demokratisch“ maskiert wird. Der reale Putsch wird von anderen militärischen und paramilitärischen Kräften ausgeführt, welche unter dem Schutz des „demokratischen“ Schildes teils offen, teils verdeckt, operieren. Die faschistischen und islamistischen Stoßtruppen sind die zentralen Akteure, verbunden mit dem nationalen und/oder internationalen militärisch-industriellen Komplex, welche den Staatstreich exekutieren und werden durch den „demokratischen Kranz“ der „Zivilgesellschaft“ politisch geschützt, erscheinen so als „Freiheitskämpfer, als „Revolutionäre“. In der ersten Phase des „demokratischen Massenputsches“ dominiert die „Zivilgesellschaft“, welche die sozialen Probleme aus der materiellen Krise eines kapitalistischen Landes in politische Probleme konzentriert und transformiert, hin zu einem Staatsstreich, bereitet politisch das Feld für einen Staatsstreich vor. In der entscheidenden Phase kommt der Angriff durch die faschistischen und/oder islamistischen Stoßtruppen, welche vorher als „aufrechte Demokraten“ geadelt wurden und stürzen die Regierung bzw. vernichten die Opposition, ohne daß sich die Regierung des bürgerlichen Staates die Hände schmutzig macht. Der „gerechte Volkszorn“ entlädt sich und ist angeblich immer demokratisch. Ab diesem Angriffszeitpunkt hat die „Zivilgesellschaft“ ihre Schuldigkeit getan und wird an die Peripherie geschoben. Diese konkrete historische Funktion der „Zivilgesellschaft“ liegt in der „Strategie der Spannung“, den politischen Spannungsaufbau bei gleichzeitiger Negation der sozialen Spannungen. Erst wenn die politischen Spannungen ein hohes Niveau erreicht haben, kann ein Staatsstreich exekutiert werden. Nach dem Staatstreich entscheiden andere Kräfte, auf die die „Zivilgesellschaft“ keinen Einfluß hat und diese muß sich unterwerfen. Mit dieser groben Skizze kann die gegenwärtige Form des „Regime-Change“ betrachtet werden, ob in der Ukraine, in Syrien, in Weißrussland, etc. Statt sozialer Umwälzungen wurden immer nur politische Umwälzungen exekutiert und die sozioökonomische Lage blieb vor und nach dem „Machtwechsel“ gleich bzw. verschlechterte sich, da eine massive Deregulierugs- und Schockpolitik eingeleitet wurde. Es geht nur um eine innerkapitalistische Machtübertragung von der einen Fraktion der herrschenden Klasse auf die andere Fraktion der herrschenden Klasse, deswegen, weil es keine proletarische politische Offensive gibt, welche die herrschende Klasse enger zusammenschweißt. Als eigenständige Kraft wurde die Arbeiterbewegung seit dem Zusammenbruch der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten 1989 weitgehend ausgeschaltet. Nur dann ist es für die Bourgeoisie möglich Revolution zu spielen. Doch die derzeitigen Brüche machen das Revolutionsspiel der Bourgeoisie gefährlicher, denn langsam ist die Arbeiterklasse gezwungen, Widerstand zu leisten, will sie sich noch langfristig ihre gesellschaftlich notwendige Reproduktion sichern.
Regime-Change-Maßnahmen, „Farbrevolutionen,“ finden vor allen an den Bruchkanten und Knotenpunkten der Weltmarktkonkurrenz statt und betreffen nicht nur das konkrete Land, sondern eine bestimmte Region, bzw. die Welt insgesamt und sind deshalb verdichtete und konzentrierte innerimperialistische Konflikte, die quer zu den originären Konflikten und auch determinierend zu diesen, ausgetragen werden. Exemplarisch sieht man dies an der Syrien und Ukraine-Frage. Es geht nicht so sehr um Syrien oder um die Ukraine, sondern es ist ein Machtkampf zwischen dem transatlantischen Imperialismus auf der einen Seite und dem russischen Imperialismus und China auf der anderen Seite. Darum können Syrien-Krieg und vor allem der Ukraine-schnell in den Dritten Weltkrieg eskalieren. Der Syrien-Krieg, wie der Ukraine-Krieg, sind imperialistische Stellvertreter-Kriege, die schnell in einen direkten Krieg der imperialistischen Mächte eskalieren können und damit in einen Dritten Weltkrieg. Die gegenwärtige Weltkrise, welche sich in dem Ukraine-Krieg konzentriert, ist selbst das Produkt eines „Regime-Changes“ in Form eines Massenputsches/“Farbrevolution. Der Weg vom Stellvertreterkrieg zum direkten dritten imperialistischen Weltkrieg ist kurz. Die „Zivilgesellschaft“ wurde zum Zulieferer einer inneren Militarisierung der bürgerlichen Gesellschaft.
Ein „Regime-Change“ durch einen von der „Zivilgesellschaft“ organisierten Massenputsch bereitet potentiell Krieg und Bürgerkrieg vor. Der Maidan-Putsch im Jahr 2014 in der Ukraine führte direkt in den Bürgerkrieg und dann zum NATO-Rußland Krieg in und um die Ukraine und kann jederzeit in den Dritten Weltkrieg eskalieren. Der NATO-Maidan-Putsch im Jahr 2014 schlug fehl und der russische Imperialismus organisierte einen Gegenputsch, der zur Abspaltung der Krim führte, der strategisch wichtigsten Region der Ukraine und unterstützte den Aufstand in der Südostukraine auch im Bürgerkrieg. Die innere Einheit der Ukraine war zerschlagen und die Ukraine zwischen den imperialistischen NATO-Mächten auf der eine Seite und dem russischen Imperialismus auf der anderen Seite aufgeteilt. Es bahnte sich seit dem Jahr 2014 eine imperialistische Konfrontation in und über die Ukraine an. Die „Zivilgesellschaft“ ist immer die fünfte Kolonne des Imperialismus, auch in der Ukraine, sie bereitet politisch das kommende Schlachtfeld vor. Die Maidan-Proteste, welche im Maidan-Putsch im Februar 2022 endeten waren von Beginn an elitäre Massenproteste des Kleinbürgertums, welche politisch und paramilitärisch vom ukrainischen Faschismus unterstützt worden sind und beide waren zu jedem Zeitpunkt unter der Kontrolle des transatlantischen Imperialismus und US-Imperialismus, welcher durch die ukrainische Compradorenbourgeoisie agiert. Der soziale und politische Klassencharakter der Maidan-Proteste war immer antiproletarisch. Die Kritik des Maidan an der damaligen Regierung unter Präsident Janukowitsch war, daß seine Politik zu egalitär war und zu weit Rußland entgegenkommt. Jeder Versuch mit proletarischen Forderungen an den Maidan-Protesten teilzunehmen wurde von den faschistischen Kräften unterbunden. In der ersten Phase vor dem Putsch von November 2013 bis Februar 2014 dominierte die „Zivilgesellschaft“; mit dem Putsch vom Februar 2014 dominierte der faschistische Sektor und ordnet sich die „Zivilgesellschaft“ unter, die nun die Aufgabe zufällt, die Diktatur und den Bürgerkrieg zu legitimieren. Der Bürgerkrieg endete mit einer schweren Niederlage im Donbass. Der Donbass wurde zum Massengrad des Maidan. Nach acht Jahren Bürgerkrieg in Form eines Stellungskrieges drohte die NATO-Ukraine mit einem Angriff auf den Donbass und Rußland, Zielrichtung vor allem gegen die Krim. Rußland nahm die Herausforderung an und griff dann im Februar 2022 selbst an, nachdem die USA im August 2021 ihre katastrophale Niederlage in Afghanistan einstecken mußte. Diese Schwäche galt es auszunutzen. Die NATO-Ukraine hat sich auf den Krieg vorbereitet, Rußland ebenso. Doch der russische Imperialismus hat sich besser vorbereitet. Die zentrale Front ist nicht so sehr die militärische Front in der Ukraine, sondern die Wirtschaftsfront im Wirtschaftskrieg. Der Wirtschaftskrieg schadet mehrheitlich die transatlantischen Metropolen und dem deutschen Imperialismus, indem er vor allem eine Energiekrise produziert. Während sich Rußland und China ökonomisch und politisch annähern, wachsen die Spannungen zwischen den transatlantischen Metropolen und China. Die sozialen Erschütterungen des Wirtschaftskrieges fallen in Rußland kleiner aus, als in den transatlantischen Metropolen. Damit gibt es keine materielle Basis Rußland über eine „Zivilgesellschaft“ zu destabilisieren, während in den transatlantischen Metropolen die Angst vor einer Destabilisierung durch Rußland umgeht. Ein Notstandsstaat formiert sich dort immer deutlicher.
An der militärischen Front verweigert Rußland einen Blitzkrieg und geht langsam vor. Erst der Donbass, dann der Rest der Restukraine. Vor allem stellt der russische Imperialismus auf die Zerstörung der morschen ukrainischen Gesellschaft ab und entzieht so einem neuerlichen Maidan den Boden. Die ukrainische Gesellschaft zersetzt sich und wird dann durch Rußland im Sinne des Konzepts von der „Russischen Welt“ wieder neu zusammengesetzt. Langsam, aber unerbittlich geht der russische Vormarsch weiter. Ohne Zeitdruck. Der Donbass wird zum zweiten Mal das Massengrab des Maidan, aber immer mehr zum Massengrab der Ukraine, bzw. NATO-Ukraine. Langsamer Vormarsch unter dem Schutz der Luftwaffe und der Raketen, wie Artillerie Abwehrsysteme, massive Artillerie Konzentration auf den ukrainischen Festungsgürtel im Donbass führen zum Erfolg. Der Imperialismus teilt sich den Weltmarkt neu auf und die Ukraine ist ein Land, welches neu aufgeteilt wird. Eine multipolare Welt verlangt nach dem multipolaren Krieg, wenn es der Arbeiterklasse nicht gelingt, den Kapitalismus zu stürzen.
Die Große Krise in Form des transatlantisch antirussischen Wirtschaftskrieges hinterläßt eine Spur der sozialen Verwüstung und damit auch der Massenunzufriedenheit. Auch die EU-Staaten werden von einer Welle des proletarischen Klassenkampfes überrollt. Massenstreiks im britischen Imperialismus, Massenstreiks und offene proletarische Revolten in Frankreich etc. Und auch in Deutschland nimmt die Streikbereitschaft zu. Noch ist die Arbeiterklasse unter Kontrolle der Gewerkschaftsbürokratie, welche eine Politik des Reallohnverlusts betreibt, denn es wird explizit ein Inflationsausgleich ausgeschlossen. Jedoch ist die Streikbereitschaft hoch und in dieser hohen Streikbereitschaft unter Kontrolle der Gewerkschaftsbürokratie manifestiert sich die hohe Massenunzufriedenheit der Arbeiterklasse in Deutschland. Es geht um mehr als um die gewerkschaftlichen Forderungen. Es geht um Inflationsausgleich, Ende des antirussischen Wirtschaftskrieges und Ende der deutschen Unterstützung für die NATO-Ukraine, denn Schritt für Schritt treibt die Welt einem Dritten Weltkrieg entgegen. Diese objektiven Forderungen liegen der proletarischen Massenunzufriedenheit zu Grunde und finden ihren materiellen Ausdruck in der hohen Streikbereitschaft, weisen wie die Massenstreiks in Frankreich und in Britannien auf einen potentiellen proletarisch-revolutionären Bruch hin.
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Der proletarische Weg
-Generalstreik gegen Krieg und Krise. Der Feind steht im eigenen Land! Der Feind ist die eigene Bourgeoisie, der Feind ist der eigene bürgerliche Staat!
-Radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich, ansetzend an der alltäglichen Sabotage der Ausbeutung, vor allem auch im Sektor der „Kritischen Infrastruktur“ und im militärisch-industriellen Komplex und international organisiert
-Arbeiterkontrolle über die Produktion als ersten Schritt zur proletarischen Doppelmacht
-Aufbau proletarischer Hundertschaften gegen die Repression des bürgerlichen Staates und seiner neofaschistischen Organisationen
Iwan Nikolajew Hamburg im April 2023 Maulwurf/RS
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Oben — Einzug in Münster zu den Friedensverhandlungen 1643, Stadtmuseum Münster.
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- Created: 14 May 1955
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Unten — Heimkehrende Schnitter von Jakob Becker: Blick eines romantischen Malers auf das Landproletariat im 19. Jahrhundert
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Grafikquellen :
Oben — Manifestation contre la réforme des retraites, Paris, le 28 mars 2023 – Jules* (talk | contribs)