Erstellt von Redaktion am Mittwoch 16. Juni 2021
Geburtstagsständchen für Hitler
Vorwürfe gegen eine in Litauen stationierte Bundeswehreinheit sorgen im Verteidigungsressort für helle Aufregung. Die Militärführung erwägt, die betroffene Panzergrenadier-Einheit komplett zurückzuholen.
Als Annegret Kramp-Karrenbauer am Dienstagvormittag in Brüssel vor die Mikrofone trat, wollte die Verteidigungsministerin eigentlich gute Nachrichten verkünden. Zum ersten Mal seit längerer Zeit hatte sich AKK in einem sogenannten Quad-Treffen mit ihren Kollegen aus den USA, Frankreich und Großbritannien zusammengesetzt. Gemeinsam beriet man über große Themen wie das Ende der Afghanistan-Mission oder die Bedrohung durch Russland. Die Stimmung am Tisch, gab Kramp-Karrenbauer zu Protokoll, sei ziemlich gut gewesen.
Schon bei der ersten Nachfrage allerdings wurde AKK von den eher ätzenden Problemen mit der eigenen Truppe eingeholt. Was sie denn zu Vorwürfen gegen in Litauen stationierte deutsche Panzergrenadiere meine, wollte eine Reuters-Journalistin wissen. Kramp-Karrenbauer zögerte kurz. Dann aber wurde sie ziemlich deutlich. »Was immer passiert ist, ist in keinster Weise akzeptabel«, kommentierte die Ministerin die Ermittlungen. Nun müssten die Vorfälle »mit aller Härte verfolgt und auch bestraft werden«.
Die straffe Ansage illustriert, wie angefasst und nervös AKK wegen der Ermittlungen gegen ihre Soldaten ist. Ausgerechnet beim Auslandseinsatz in Litauen, wo deutsche Soldaten im Auftrag der Nato durch Übungen mit der lokalen Armee die Abschreckungsfähigkeit der Allianz gegenüber Russland stärken sollen, sorgt nun der zweite Zug des Panzergrenadierlehrbataillons 92 aus Munster für einen handfesten neuen Skandal. »Wenn sich das bestätigt«, stöhnt ein General in Berlin bereits, »steht nicht weniger als unser guter Ruf auf dem Spiel.«
Durch die Vernehmungen kamen immer neue Vorwürfe zutage
Erste Alarmzeichen gingen bereits Mitte vergangener Woche im Berliner Bendlerblock ein. Per »IsoLa«-Meldung, eine Art Frühwarnsystem der Bundeswehr, wurde über Ermittlungen der Feldjäger berichtet. Schon die Stichworte klangen nicht gut. Bei den Vorwürfen gehe es um teilweise krasses Fehlverhalten eines in Litauen stationierten Zugs von gut 30 Soldaten und Soldatinnen. Darunter auch mögliche Straftaten wie sexuelle Nötigung, Beleidigungen mit rassistischen Sprüchen sowie Hinweise auf Rechtsextremismus in der Einheit. Mehr Skandalpotenzial geht kaum.
Übers Wochenende dann wurde eilig ermittelt. Fast alle 30 Soldaten des zweiten Zugs wurden befragt. Schon die ersten Ergebnisse reichten, um drei Soldaten des Zugs umgehend nach Hause zu fliegen. Insgesamt seien wohl zehn Soldaten an Fehltritten innerhalb der Einheit beteiligt gewesen, hieß es am Montag. Spontan entsandte das Heer den Vizeinspekteur nach Litauen. Generalleutnant Johann Langenegger soll die Aufklärung vor Ort beschleunigen und wohl auch die Gastgeber der Bundeswehr so gut es denn geht beruhigen.
Auslöser der Ermittlung war eine ausgelassene Party in einem Hotel in der Region Rukla am 30. April. Teilweise stark alkoholisiert sollen die Soldaten des Panzergrenadierzugs bei einem sogenannten Erholungswochenende dort so heftig gefeiert haben, dass das Hotelpersonal die deutschen Feldjäger alarmierte. In Bundeswehrkreisen hieß es, die Feldjäger hätten an dem Abend einen betrunkenen Soldaten des Zugs zurück in die Kaserne in Rukla geschafft. Mehr sei aber erst mal nicht passiert.
Quelle : Der Spiegel >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Flaggen vor dem NATO-Hauptquartier in Brüssel und die Skulptur mit dem NATO-Emblem
Erstellt am Mittwoch 16. Juni 2021 um 13:09 und abgelegt unter Europa, International, Kriegspolitik, Wirtschaftpolitik.
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