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Blues, Brot und Spiele

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 12. Juni 2014

Brasilien vor der WM

von Gerhard Dilger

Brasilien wird einen Kampf mit sich selbst erleben, es wird sich mit anderen Mannschaften auseinandersetzen, aber auch mit seiner eigenen Unfähigkeit, sich zu verändern und das Land zu verwalten.“ So lautet die WM-Prognose von José Miguel Wisnik, dem führenden Fußballtheoretiker Brasiliens, die er vor Kurzem auf einer Diskussionsveranstaltung in São Paulo vorbrachte. „Die Gesellschaft passt auf“, fügte er hinzu, und das sei ein gutes Zeichen.

 Einen Monat vor Beginn der Weltmeisterschaft haben die Brasilianer den Blues. Die Wirtschaft schwächelt, die Energiepolitik steckt in der Krise. Der halbstaatliche Multi Petrobras steht wegen Korruptionsaffären in der Kritik, ebenso zahlreiche Politiker. In den Metropolen bringt die Militärpolizei nahezu täglich Unschuldige um.  Im Touristenviertel Copacabana in Rio fanden im April heftige Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Jugendlichen aus einem nahe gelegenen Armenviertel statt.

 Letzten Umfragen zufolge erwarten 55 Prozent der Einheimischen durch die WM mehr Nach- als Vorteile für ihr Land, nur noch 36 Prozent sehen das umgekehrt. Zusätzliche Brisanz erhält die WM dadurch, dass im Oktober Präsidentschafts-, Gouverneurs- und Parlamentswahlen stattfinden. Ob Präsidentin Dilma Rousseff von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei PT ihrer Favoritenrolle gerecht werden und die Wiederwahl schaffen kann, ist noch nicht ausgemacht.

„Das Duo Lula/Dilma ist verantwortlich für eine WM in Brasilien, die nicht annäherungsweise eine WM für Brasilien sein wird“, bringt der Fußballjournalist Juca Kfouri das Dilemma der Mitte-links-Regierung auf den Punkt. Er beziffert die Kosten des Fifa-Spektakels auf 40 Milliarden Dollar, so viel wie die letzten drei WMs zusammen. Der Fußballweltverband wird hingegen um die 5 Milliarden Dollar verdienen, 36 Prozent mehr als 2010 in Südafrika und mehr als doppelt so viel wie vor acht Jahren in Deutschland.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Urheber Fábio Rodrigues Pozzebom/Agência Brasil

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