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RENTENANGST

Bitte keine Experimente

Erstellt von Redaktion am Freitag 15. September 2017

Wahlkampf der Linken

File:Die Linke Weltpremiere Der junge Karl Marx Berlinale 2017.jpg

Beim lesen dieses Artikel könnte durchaus die Vermutung aufkommen der Schreiber wäre einst selber Mitglied der Partei gewesen. Ja, auch der Titel „Bitte Keine Experimente“ trifft den Nagel auf den Kopf. „Hauptsache wir behalten unsere Pöstchen, brauchen selber nicht zu arbeiten, was wir auch nicht können.“  Genau so wird die Spitze der Partei in Berlin aus der Gesellschaft gesehen und beurteilt. Unfähig und Unwillig ihrer Arbeit für die Gesellschaft.

Gleiches haben wir in jeder anderen Partei auch, und dafür machte sich im Jahre 2004 nicht eine ASG Gruppierung auf den Weg,die politische Landschaft zu verändern. Von dieser ASG ging es in die WASG (der Name ASG musste auf Widerspruch einer Firma gleichen Namens geändert werden).  – worauf es später zu dem Zusammenschluss mit der PDS kam.

Mit Wahlergebnissen  von um die 10 %  nach der Vereinigung, in den letzten 10 Jahre, hätten wir uns nicht zufrieden  zurückgelehnt.  Wir wollten diese Gesellschaft nachhaltig verändern

Kennen gelernt habe ich die heutigen „Macher“Innen fast alle. Unter anderen auf den Landes- oder Bundesparteitagen, z.B. auch in Kassel. Da saß Oskar Lafontaine noch draußen unter einen Baum – für viele ansprechbar.  DL / IE

 

Von Markus Wehner , Berlin

Im Kampf um den Bundestag schlägt die Linke biedere Töne an und setzt auf Bewährtes. Das Rezept scheint aufzugehen. Wäre da nicht ein Risikogebiet in der ehemaligen Hochburg der Partei.

Die Zahl der alten Leute, die Flaschen aus den Mülltonnen sammeln, scheint in Deutschland schlagartig zugenommen zu haben. Zumindest tauchen sie in diesen Tagen in jeder Rede von Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch auf, den Frontleuten und Spitzenkandidaten der Linkspartei. Und auch im Wahlwerbespot wird im Mülleimer gewühlt. Dass die Flaschensammler in den großen deutschen Städten eher Obdachlose sind als arme Rentner – geschenkt. Schließlich geht es um eingängige Bilder und einfache Botschaften. Höhere Renten statt Flaschensammeln, Kita-Plätze statt teurer Waffen, Millionäre kräftig besteuern statt kleine Leute schröpfen. Und ein höherer Mindestlohn von zwölf Euro. Das ist alles nichts besonders Neues. Aber Originalität ist keine entscheidende Kategorie für Wahlkämpfe. Da geht es darum, ob ein Angebot auf Bedarf im Wahlvolk trifft. Die Linkspartei verhält sich in diesem Sinne marktkonform wie die beste konservative Wirtschaftspartei. In den Umfragen steht sie zwei Wochen vor der Wahl zwischen acht und zehn Prozent. Das ist immerhin so viel oder gar etwas mehr als vor vier Jahren, als sie 8,6 Prozent der Zweitstimmen bekam.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wahlkampf waren eigentlich schlecht. Die Deutschen sind in ihrer übergroßen Mehrheit mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden, jedenfalls deutlich zufriedener als vor Jahren. Wenn die Massen nicht verelenden, hat es eine sozialistische Partei schwer, die auf Umverteilung setzt. Zumal die Partei den Reiz des Neuen längst verloren hat. Ihre alten Top-Wahlkämpfer Oskar Lafontaine und Gregor Gysi haben sich zurückgezogen. Und auch die Themen, die bei der Bundestagswahl 2009 zum bisher größten Erfolg mit 11,9 Prozent der Stimmen geführt hatten, sind längst keine Renner mehr. Der Streit um Hartz IV und die Agenda 2010 ist in der Versenkung verschwunden. Warum aber steht die Partei dennoch gut da?

Die Gysi-Lücke ist erfolgreich gefüllt worden

Dietmar Bartsch & Sahra Wagenknecht.png

Ein Grund sind die Spitzenkandidaten: Sie haben die Gysi-Lücke erfolgreich gefüllt. Sahra Wagenknecht kommt dabei der wichtigere Teil zu. Sie füllt, wie Gysi, Theatersäle in Ost und West. Die Leute wollen sie hören, selbst wenn sie keine Linken-Fans sind. Sie ist eine versierte Rednerin, kann unterhalten und versteht etwas von Zuspitzung und rhetorischer Attacke. Das hat sie auch im Bundestag gezeigt. Und sie ist telegen, seit Jahren Lieblingsgast in den politischen Talkshows. Ihrem kühlen Intellekt, der manche abstößt, will sie eine warme Note hinzufügen. Sie zeigt sich als begeisterte Radfahrerin und Naturfreundin. Und sie spricht in Interviews von Liebe, Glück und der Zweisamkeit mit ihrem Ehemann Oskar Lafontaine, von einem Zuhause, das wichtiger sei als jeder politische Erfolg. Sahra, der Büchermensch, die unnahbare Fachfrau für Wirtschafts- und Finanzfragen, kann plötzlich über Gefühle reden. Dafür hat sie einen weiten Weg zurückgelegt. Von der Stalinistin, die zur Kommunistischen Plattform der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) gehörte und die nach der Wende sogar die Mauer rechtfertigte, ist wenig übrig geblieben. Ein bisschen linke Folklore muss freilich sein, wenn sie weiter Amerika zum Hort des Bösen macht, für russische Aggressionen jedoch sehr viel Verständnis aufbringt.

Wagenknecht allein ist allerdings für alle Wähler der Linken kein ausreichendes Angebot. Bartsch muss den Rest der Gysi-Lücke füllen. Er kann im Osten die alten PDS-Wähler ansprechen, die schon immer, anders als Wagenknecht, fürs Regieren und für eine pragmatische Politik waren. Bartsch ist auch bei Wählern, die der SPD nahestehen, wohlgelitten – anders als Wagenknecht, für die viele Jahre lang die Sozialdemokratie der Hauptfeind war.

Einst waren die beiden Spitzenkandidaten der Linken verfeindet, denn er steht für die Reformer, sie war die Ikone der Fundis und Radikalen in der Partei. Doch seit sich beide in einer Art Beutegemeinschaft das Erbe von Gregor Gysi an der Spitze der Fraktion teilen, lassen sie ihre Differenzen nicht mehr nach außen dringen. Dieser Disziplin haben sich auch die Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping unterworfen – Letztere und Wagenknecht sind sich in gegenseitiger Abneigung zugetan. Die Parteichefs hatten eigentlich ein Spitzenviererteam bilden wollen, doch Wagenknecht und Bartsch verhinderten das. Dass die Linke, Spitzenleute wie auch deren Gefolgschaft, ein erstaunlich hohes Maß an Geschlossenheit zeigt, ist ein weiterer Grund für die bisher erfolgreich verlaufende Wahlkampagne. Die Linke hat offenbar verstanden, dass Zerrissenheit in Wahlkämpfen nicht gut ankommt. Selbst Wagenknecht, die sich nicht allzu sehr darum schert, was die Parteilinie ist, hat ihre Äußerungen vom Vorjahr, in denen sie vom „Gastrecht“ der Flüchtlinge sprach, das diese verwirken könnten, nicht wiederholt. Schon damals hatte sie für die meisten in der Partei eine rote Linie überschritten.

Quelle  :   FAZ >>>>> weiterlesen

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Unten  — Dietmar Bartsch & Sahra Wagenknecht

Blömke/Kosinsky/Tschöpe

 

  • CC BY-SA 3.0
  • File:Dietmar Bartsch & Sahra Wagenknecht.png
  • Erstellt: 31. März 2017

 

 

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