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Bernard-Henri Lévy

Erstellt von Redaktion am Dienstag 19. August 2014

Der Untertan in der Ukraine

Datei:Independence square during clashes in Kyiv, Ukraine. Events of February 19, 2014.jpg

Autor: U. Gellermann

Rationalgalerie

Datum: 18. August 2014

Wenn sich der französische Gelegenheits-Philosoph Bernard-Henri Lévy irgendwo aufhält, dann ist der Saal groß und holzvertäfelt, die Vergoldung glänzt und der Gastgeber ist leutselig. So ist es zu lesen. Diesmal dient sich der gelernte Untertan – er war schon bei den Herren François Mitterrand, Édouard Balladur, Nicolas Sarkozy und dem sonderbaren Micheil Saakaschwili in Stellung – dem Herrn Petro Poroshenko an. Der sei ein „Kriegschef wider Willen“ schreibt er in der FAZ über den aktuellen ukrainischen Präsidenten und man muss die Zeitung schön gerade halten, damit der Schleim nicht auf den Boden tropft.

Lévy hielt dem Poroshenko schon die feuchte Hand „in den Stunden der Revolution“ auf dem Maidan, der habe ihm daraufhin bei seiner Wahlkampftour „das Privileg eingeräumt, einleitend auf Französisch einen Gruß aus Europa auszusprechen.“ Der Herr Mitterrand hat den Untertan Lévy für seinen Schleim-Einsatz damals mit dem Vorsitz der staatlichen Filmkommission belohnt. Der Premierminister Balladur vergalt Lévys Wahlkampfeinsatz mit dem Aufsichtsratsvorsitz des TV-Senders ARTE Was mag ihm Poroshenko versprochen haben? Sklavenarbeiter aus der Ost-Ukraine? Denn jene Arbeiter, die Lévy aus afrikanischen Ländern für sein ererbtes Unternehmen „Becob“ in Kanada einsetzte, stehen wohl nicht mehr zur Verfügung: Die kanadische Regierung bezeichnete deren Arbeitsbedingungen als „sklavenähnlich“.

Den Poroshenko trifft Lévy auf dem Weg nach Odessa, wo „im prachtvollen Rahmen der Staatsoper“ der Text seines Theaterstücks verlesen wird. Und weil ihm zu Odessa zwar der „Panzerkreuzer Potemkin“ einfällt aber nicht die verkohlten Leichen im Gewerkschaftshaus, darf er „schnell zum Wesentlichen“ kommen „dem Krieg“. Er, Bernard-Henri Lévy, will irgendwie eigenhändig dafür sorgen, dass die Mistral-Hubschrauber-Träger, die ursprünglich von Frankreich nach Russland verkauft werden sollten, nun der Ukraine geliefert werden. Welche Provision Lévy dafür kassieren will – Poroshenko besitzt ja einen TV-Sender, da wird doch sicher ein Aufsichtsrat gebraucht – ist noch nicht bekannt. Dass die vier Hubschrauberträger, voller Raketen, Maschinenkanonen und Panzer, der von Kiew angekündigten Rückeroberung der Krim dienlich wären, ist sicher. Poroshenko findet die Idee Lévys „symbolträchtig“ hätte aber gern noch ein paar „hochentwickelte“ Waffen mehr.

Damals, als Lévis alter Kumpel Sarkozy in dieser Wahlkampf-Klemme war, hat der gute Freund Bernard-Henri ihm die Idee mit dem Libyen-Krieg eingeblasen. Sarkozy hatte ihn zuvor aus einer Anklage wegen Steuerhinterziehung rausgehauen, da musste der Philosoph zum Dank in den Wahlkampf eingreifen und dem französischen Präsidenten einen scheinbar populären Krieg verschaffen. Heute, 50.000 Tote und einen kaputten Staat weiter, kümmert sich Lévy rührend um den Ukraine-Kriegs-Herrn: „Mit seinen massiven Schulterpolstern, seinem gotischen Gesicht und der Aura eines lauernden Raubtiers sieht er (Poroshenko) aus wie der junge Tito, als er die jugoslawischen Kommunisten für die Internationalen Brigaden in Spanien rekrutierte“. Die Kämpfer gegen den Franco-Faschismus sind tot, sie können sich gegen den Vergleich nicht mehr wehren. Die Faschisten in der Kiewer Regierung leben noch. Doch die letzteren erwähnt Lévy nicht. Um der Toten im spanischen Bürgerkrieg willen, die er mit dem Nazi-Helfer Poroshenko gleichsetzt, sollte man Lévy wegen Leichenschändung verurteilen. An der eigenen Kotze, mit der er das Andenken der Spanien-Kämpfer besudelt hat, soll er ersticken.

Bald wird es sicher ein neues Buch von Lévy geben. Vielleicht so originell wie jenes, mit dem er versuchte den Philosophen Immanuel Kant niederzumachen und ihn als „wütenden Irren des Denkens“ beschimpfte. In diesem Buch bezog sich der Großdenker Lévy auf den Philosophen Jean-Baptiste Botu, der nichts anderes war als eine Erfindung des französischen Satiremagazins „Le Canard enchaîné“. Wahrscheinlich wird sich der Ersatz-Philosoph diesmal dem Kultur-Kampf des gotischen Spitzbogens gegen die russisch-orthodoxe Kuppel widmen. Die FAZ wird das Werk begeistert rezensieren, Poroshenko wird all sein Geld in ein Facelifting investieren, um so gotisch wie möglich auszusehen und Lévy kann mit dem Zählen der toten Ostukrainer beginnen, um festzustellen, ob er denn seinen Libyen-Rekord hat überbieten können. Und später, wenn die Trümmer ostukrainischer Städte nicht mehr rauchen und Bernard-Henri Lévy sein Mausoleum bezogen hat, wird man auf der Grabplatte lesen können: Hier liegt ein Untertan. Er war stets zu Diensten. Für ein geringes Geld. Unten rechts, in Bronze gegossen, ist dann die Fußnote zu entdecken: Gestiftet von der dankbaren internationalen Rüstungsindustrie.


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