Bank verliert im Casino
Erstellt von Redaktion am Mittwoch 23. März 2011
Das Urteil des BGH gegen die Deutsche Bank
ist schon eine derbe Ohrfeige. Die Bank ist zu einer Strafzahlung in Höhe von 541.074 Euro Schadensersatz, plus Zinsen verurteilt worden da sie Kunden in Sachen Zinswetten falsch beraten hatte. Da auf einen Musterprozess weitere folgen werden werden, muss die Bank mit weiteren Klagen rechnen.
Als Kläger trat der mittelständische Unternehmer Willi Blatz in Karlsruhe vor Gericht. Mit seiner Firma Ille GmbH bekam er 2005 von der Deutschen Bank das verlockende Angebot ohne den Einsatz auch nur eines Euros mit Zinswetten ( Spread Ladder Swaps) auf den Abstand zwischen kruz- und langfristigen Zinssätzen zu spekulieren. Nach dem Vorlegen von guten Prognosen unterschrieb die Tochter, eine Volkswirtin (wer nicht wird, wird Wirt), eine Vertrag. Entgegen den Prognosen machte der Mittelständler einen Verlust von einer runden halben Millionen Euro und fühlte sich über den Tisch gezogen.
Dieses Paket wurde von der Deutschen Bank rund 700-mal überwiegend an Mittelständler und Kommunen verkauft wobei der Gesamtschaden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt wird. So verzockte alleine die Stadt Hagen mehr als 50 Millionen Euro. Die vielen Klagen der empörten Anleger wurden bislang von den unteren Instanzen überwiegend zugunsten der Deutschen Bank abgewiesen.
Das BHG diktierte nun den Banken strenge Regeln an die Beratung und machte zur Auflage das auch bei einer Diplom-Volkswirtin zunächst die Risikobereitschaft erfragt werden müsse.
Dieses Beispiel aus der Bankenwirtschaft zeigt aber vor allen Dingen auf, mit welch windigen Geschäften es einem Ackermann ermöglicht wird 25 % Gewinn für seine Bank zu Erwirtschaften. Vergessen sollten wir bei alle dem nicht dass es zu den Aufgaben der Politik gehört, solcherart „Geschäfte“ zu unterbinden.
Hier noch ein Kommentar aus der Frankfurter Rundschau:
Warnschuss an die Banken
Die Deutsche Bank steht am Pranger und muss Schadensersatz zahlen. Das Urteil des Bundesgerichtshofs ist ein wichtiges Signal, dass die Bank nicht aus der Verantwortung für schlechte Beratung entlassen wird. Für viele kommt das Urteil allerdings zu spät.
Nüchtern und fundiert hat der Bankensenat des Bundesgerichtshofs die Vertriebspraxis der Deutschen Bank durchleuchtet und die bankenfreundlichen Urteile der Vorinstanzen kassiert.
Für Ille, ein 350-Mann-Unternehmen aus der hessischen Provinz ist das ein Grund zur Freude. Ebenso für die Unternehmen und Kommunen, die es auf sich genommen haben auf die teilweise horrenden Verluste aus den Wettgeschäften noch ein Prozesskostenrisiko draufzusetzen.
Quelle: Frankfurter Rundschau >>>>> weiterlesen
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