Annas Träume
Erstellt von DL-Redaktion am Donnerstag 1. September 2011
Alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin
Zwei eiskalte, noch nie arbeitende Engel weisen Anna den Weg
Sie gibt es also doch noch in diesem Land, Menschen mit Träume. Heute möchte wir auf den Artikel über eine alleinerziehende Mutter welche unter Hartz 4 leidet aufmerksam machen. Er beschreibt sehr wirklichkeitsnah die Schwierigkeiten des täglichen Lebens unter dieses vollkommene Versagen deutscher Politik.
Ein jeder, welcher als Bürger in den letzten Jahren eine ARGE in diesem Land betreten musste wird diese Story nachvollziehen können. Das Leben in der Angst sich am 15. des Monats schon sorgen zu müssen ein Kind am 30. noch satt zu bekommen ist dabei noch nicht einmal das schlimmste. Viel schlimmer ist die verlorene Würde welche einem beim Eintritt dieses Verwaltungsgebäudes entgegenschlägt. In wohl kaum einer deutschen Behörde ist die menschliche Erniedrigung, das Gefühl unliebsamer Ballast zu sein, so stark wie gerade in den ARGEN.
Deutschland ist ein kaltes Land geworden und der Behörden-Büttel, gesteuert von politisch (Un)Verantwortlichen nimmt Ausmaße an welche den Bürgern nach dem Krieg unbekannt waren. So fällt es schon ins Auge das diese Auswüchse gerade unter einer ersten deutschen Kanzlerin und ihrer Ministerin Ursula von der Leyen, welche sich mehr und mehr zu eiskalten Engeln entwickeln, so stark sichtbar werden.
Annas Träume
Autorin Susanne Messmer
Sie will bald Arbeit finden, denn sie hat Angst davor, verwaltet zu werden. Aber was die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin Anna vor allem vermisst, ist Würde.
Anna schiebt mit großen Schritten den alten, mit bunten Decken ausstaffierten Kinderwagen vor sich her. Ihre Turnschuhe sind ausgetreten, das T-Shirt mit Rolling-Stones-Zunge schlabbert. Eine lässig schöne Frau. Annas Rücken ist ganz gerade. Sie parkt den Kinderwagen am Rand des Spielplatzes, holt ihre Tochter aus den Gurten. „Back mir mal einen Sandkuchen, Mathilda“, sagt sie. „Wir haben was zu feiern.“
Nach vielen Telefonaten hat sie nun endlich die Zusage schriftlich. Mathilda wird in drei Wochen in die Kita gehen. Nicht sieben bis neun Stunden wie die Kinder von Eltern, die arbeiten. Aber immerhin fünf. „Ein neuer Lebensabschnitt“, sagt Anna. Sie will endlich wieder arbeiten.
Kaum Geld für Essen und Schuhe
Es ist ein schöner Spätsommertag im September 2010. Anna denkt zurück. Zwei Jahre lang hat Anna ihre Tochter Mathilda allein erzogen. Jede Nacht hat sie ihren Schlaf bewacht. Immer, wenn Mathilda etwas fehlte, hat sie allein entschieden, ob sie krank genug ist für den Arzt. Sie hat jeden Tag versucht, trotz Hartz IV anständig einzukaufen: wenigstens gutes Essen, wenigstens gute Schuhe.
Ein paarmal dachte Anna wirklich, dass sie nicht mehr kann. Einmal wollten sie ihr das Gas abdrehen. Sie musste zum Sozialgericht. Ein andermal kam ein Brief vom Jugendamt. Mathildas Vater muss weniger Unterhalt zahlen. Er hat ein niedriges Gehalt, stottert aber eine Wohnung in Hamburg ab. Sie wollen ihn nicht zum Verkauf zwingen. „Geht bei Ihnen Eigentum vor Kindeswohl?“, schrieb Anna trotzig zurück.
Anna ist eine stolze Frau. Sie will Arbeit finden, und zwar bald. Denn sie hat Angst davor, verwaltet zu werden. In einem Jahr wird Mathilda drei. Das Amt wird wieder das Recht haben, Anna zu Maßnahmen zu schicken, und sei es nur für die Statistik. Es könnte auch sein, dass Anna eine Art Vollversorgungspaket angeboten bekommt. Das zumindest hat sich Ursula von der Leyen vor einem halben Jahr ausgedacht. „Die Stählerne“, sagt Anna. Immer, wenn sich die Ministerin zu den Arbeitslosen äußert, heißt es, die Alleinerziehenden seien ihre Lieblinge. Sie seien die Hätschelkinder des Wohlfahrtsstaates.
Anna weiß, was sie kann
Aber Anna will sich nicht verhätscheln lassen. Sie hat studiert, ein bisschen Bafög bekommen, viel selbst finanziert. Sie weiß, was sie kann. Ihre Stimme wird jetzt lauter. „Was soll ich arbeiten? Wie kann ich etwas finden, das wenigstens ein bisschen zu mir und meinem Leben mit Mathilda passt?“
Anna soll noch mal ganz weit vorn anfangen, mit 35 Jahren. Plötzlich läuft Anna mit großen Schritten los. „Mathilda, Mathilda, Mathilda“, ruft sie in einem Atemzug, denn das Kind ist überall gleichzeitig, sie ist mal wieder Richtung Straße gerannt.
Mathilda ist ein lebendiges Mädchen. Sie hat Annas funkelnde Augen. Und ihren Eigensinn. Wie Mathilda hatte auch Anna, als sie klein war, nur ihre Mutter. Aber das war für Anna kein Problem. Schon als sie ganz klein war, reisten sie zusammen von Jugendherberge zu Jugendherberge. Später kam Anna in den Kinderladen, einen der ersten in Berlin. „Wir waren eine große Familie“, begeistert sich Anna. Sie fühlte sich aufgehoben.
Familien um sie herum wollen für sich bleiben
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Donnerstag 1. September 2011 um 12:18
Es gibt noch etwas das man mit Geld nicht kaufen kann. Die sozialen Kontakte. Ich hatte das Glück keine Unterhaltpflichten mehr zu haben. Aber ich weiß, fast alle Eltern wollen es ihren Kindern nicht spüren lassen. Also schränken sie sich selbst ein. Das bedeutet zwangsläufig auch den schleichenden Abbruch von privaten Kontakten. Es ist kein Geld für Besuche, gemeinsame Unternehmungen etc.. Diese soziale Kälte ist um ein vielfaches schlimmer. Man sieht sie nicht und deswegen wird sie nicht wahrgenommen. Damit beginnt auch der Weg der Abstumpfung.
Es ist eine Schande für ein Land wie unseres.
Über den Rest ist hier ja schon viel, aber eigentlich immer wieder zu wenig geschrieben worden.
Ich möchte an dieser Stelle an alle Leser appellieren: Wenn ihr jemanden in euerem Bekannten-, Verwandten-, Freundeskreis habt lasst ihn nicht hängen.
Donnerstag 1. September 2011 um 19:16
An den zwischenmenschlichen Prozedere krankt es in unserer Gesellschaft gewaltig. Alte Menschen vereinsamen zunehmend. Junge Menschen haben keine Perspektive. Kinder wollen sie nicht, weil sie sich diese nicht leisten können. Arme Menschen können kaum soziale Kontakte pflegen, weil sie kein Geld dazu haben. Kino, Gaststätten, Vereine etc. sind tabu.
Man schaut weg, wenn es dem Nachbarn schlecht geht. Aber eines ist Fakt, wenn Menschen sich arrangieren wollen in einer Partei, ehrenamtlich oder im Verein, dann ist der Kampf um die gesellschaftliche Stellung massiv. Es darf keiner besser sein. Kreativität wird nur dann zugelassen, wenn sie nicht den geistigen Rahmen der Führenden sprengt.
Ein Hartz 4 Emfäger wird an der Knute gehalten, dass die Schwarte kracht, ohne Ansehen der Persönlichkeit. Wie erniedrigend es ist, erfährt man erst, wenn man es erlebt. Nicht alle Arbeitslosen sind zu faul. Studierte Akademiker müssen Däumchen drehen, da sie mit Mitte 40 keinen Job mehr bekommen. Facharbeiter würden sicher gerne umschulen, um in einer neuen Arbeit Erfolg zu haben. Junge Mütter können teilweise die Kita nicht bezahlen, obwohl sie gerne arbeiten würden.
Somit erkaltet das Wichtigste in unserem Leben, der Gemeinschaftssinn, das Einsetzen für den Anderen. Es verarmt die Fröhlichkeit miteinander für Dinge, die das Leben erst ausmachen. Es ist nur ein Kampf um das tägliche Brot. Alles konzentriert sich nur darauf. Klar, man sagt uns immer, in Deutschland geht es uns gut. Stimmt ja auch, aber wie lange noch? Wenn wir eines verlieren, das Miteinander, dann gibt es keine Rettung mehr. Die Kinder sind unsere Zukunft. Ihnen müssen wir Werte vermitteln, die sie bestärken, vieles besser zu machen. Die Alten müssen wir unterstützen, dass sie nicht alleine sind. Der Hartz 4 Empfäner muß merken, dass er dazu gehört, dass wir ihn in unserer Mitte aufnehmen, ihm zuhören, einfach nur zuhören, auch wenn man keine Lösung für sein Problem in der Hosentasche hat.
Es ist schwer in der heutigen Zeit, den Weg zu finden. Aber wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet, dann kann viel passieren.
Ich apelliere auch: Leute, kümmert Euch um einander!