alles klein, oder was?
Erstellt von DL-Redaktion am Samstag 16. September 2017
utopie – umfug – irrsinn – oder: genial
man/frau mag‘ mich belächeln, aber die großschreibung macht dem schreiberling oft große probleme. im englischen wird in bezug auf substantive und die anrede auf die großschreibung verzichtet. ich will noch einen schritt weitergehen. vor jeder gesellschaftlichen veränderung stand die utopie eines einzelnen, die kopfschüttelnd abgetan und später beifallklatschend als errungenschaft der menschheit gefeiert wurde. na denn …
schon auf der alten schreibmaschine war es schwierig, mit dem finger der linken hand, die umstelltaste für die großschreibung richtig und vor allem zum richtigen zeitpunkt zu treffen – am anfang des satzes, bei substantiven und eigennamen und der höflichen anrede. durch die tastatur des pc, der ab ende der 1980er jahre mehr und mehr einzug in die firmen und die haushalte hielt, wird es noch schwieriger. im gegensatz zu 1980 schreiben wir doch heute kaum noch ein brief mit der hand. ich tue das nur zu den geburtstagen meiner vier geschwister und meiner zwei söhne und zu weihnachten. ansonsten haue ich alles durch das keyboard auf den schirm.
wenn wir am pc alles, aber wirklich alles klein schreiben dürften, würde das ungeheuerlich viel zeit und stress sparen. in meinem schreibmaschinenkurs 1969 auf der höheren handelschule sollten wir 10 Minuten lang immer den selben satz schreiben, um dann auszurechnen, wieviele anschläge wir in der minute durschnittlich geschafft haben. schreiben sie mal folgenden satz in herkömmlicher weise und anschließend nur klein.
die geschwindigkeit nicht auf kosten der sicherheit erhöhen. sekunden =
deshalb schlage ich vor, dass computergeschriebene mails, briefe, zeitungsartikel, notizen, bewerbungen usw. in zukunft auch in dem von mir vorgeschlagenen „klein-format“ geschrieben werden dürfen (manche wenige- leute tun das schon lange, es gibt also „nichts neues unter der sonne“ und auch die emailadressen sind klein geschrieben), ohne dass der schreiber dadurch gerügt, diskriminiert oder benachteiligt wird. der schreiber kann es selbt für sich entscheiden, ob er bei der herkömmlichen art bleibt, oder die neue anwendet.
Es dürfte kein Problem sein, durch ein kostenloses downloadprogramm die funktion der umstell- bzw. fesstelltaste auf wunsch auszuschalten. ja, und natürlich muss es noch ein alternatives rechtschreibprogramm geben, dass meine gewählte kleinschreibung respektiert und seine rote farbe spart.
ich glaube, das alles wäre eine große hilfe und erleicherung, oder? ich geb’s zu: für mich schon 🙂
viele grüße von stefan weinert
„die würde des menschen ist unantasrbar.“
Samstag 16. September 2017 um 15:14
Die deutesche Sprache wird doch schon zur Genüge
verhunzt. Das jetzt auch noch? Nur damit einfacher
und praktischer wird? NEIN,DANKE1
Samstag 16. September 2017 um 17:26
„deutsche sprache verhunzt“? Was soll denn das heißen, verehrte Frau Beate? Keinesfalls! Vielmehr unterliegt jede Sprache der sogenannten „linguistischen Evolution“ – eben auch die deutsche. Lesen Sie einmal, was Kollege Professor Dr. Jochen A. Bär zu dem Wort „verhunzen (verdundsen)sehr fachkundig schreibt. Hier ein Auszug, nachzulesen bei
http://www.baer-linguistik.de/beitraege/jdw/verhunzen.htm
„Aufgrund der Schreibung ist schwer zu erkennen, woher das Wort kommt. Schriebe man es statt mit z mit ds (verhundsen), so wäre offensichtlich, dass darin der Hund steckt. Man könnte also fast sagen: Die Orthographie verhunzt hier die etymologische Durchsichtigkeit. (Das tut sie des Öfteren, beispielsweise auch bei belämmert, Tollpatsch, Quäntchen, einbläuen, Zierrat; aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.)
Was aber hat nun verhunzen mit dem Hund zu tun? Ganz einfach: Jemanden (ver)hundsen bedeutete ursprünglich, ihn als Hund oder wie einen Hund zu beschimpfen, ihn schlecht, verächtlich zu behandeln. Heutzutage sind Hunde oftmals geliebte Hausgenossen – leider nicht immer: die Tierheime sind voll von Tieren, die gequält oder auch einfach ausgesetzt worden sind –, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit aber gab es viele herumstreunende Hunde, denen man bestenfalls misstrauisch begegnete (daher bis heute die Redewendung jemanden wie einen Hund davonjagen), und auch die nicht herrenlosen wurden oft geschlagen und schikaniert.“
Wenn man weiß, dass seit eh und je auch viele jiddische Worte (Tacheles, Mischpoke, dufte, flöten gehen, Ganove, Maloche …)von uns benutzt werden, dann ist ihr Kommentar mit dem Wort „verhunzen“ irgendwie daneben – zumindest aber unüberlegt.
Was den Vorschlag von Herrn Weinert anbetrifft, finde ich ihn gar nicht mal so schlecht und zumindest einer ernsthaften Überlegung wert.
Samstag 16. September 2017 um 18:10
mit dem vorschlag weinert könnte ich mich auch anfreunden