Greta Thunberg in der USA
Erstellt von Redaktion am Donnerstag 29. August 2019
Mit Liebe in New York begrüßt
Von Dorothea Hahn
Nach zwei Wochen auf dem Atlantik erreicht die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg New York. Am Freitag will sie hier wieder streiken.
„Welcome Gredda“, rufen Hunderte Kinder und Jugendliche vom Battery Park aus. Dazu schwenken sie Transparente, auf denen zu lesen ist, dass die politisch Verantwortlichen versagt haben, dass die Wälder brennen, dass der Meeresspiegel steigt und dass die Ankommende eine Heldin ist, die Geschichte machen wird. Die 16-jährige Greta Thunberg steht wie eine Galionsfigur auf dem Bug der „Malizia II“. Sie trägt den schwarzen Ganzkörperoverall, in dem sie die zurückliegenden 15 Tage verbracht hat, hält sich an einem Gitter fest und winkt zurück.
Auf dem allerletzten Stück ihrer Atlantiküberquerung ohne fossile Brennstoffe verlangsamen Nordwind und Ebbe die Fahrt. Die Jacht muss immer wieder auf dem Hudson River vor dem Wind kreuzen und nähert sich nur ganz allmählich dem Ufer. Dabei umkreist sie eine Flotille von 17 kleineren Booten. Jedes hat Segel in einer anderen Farbe, auf die eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen geschrieben ist – von der Abschaffung der Armut über die Gleichstellung der Geschlechter bis hin zu Aktionen gegen den Klimawandel.
Kurz vor 16 Uhr ist die „Malizia II“ in Rufweite der kleinen Marina am Fuß des World Trade Centers in Manhattan angelangt. Auf den letzten Metern bugsiert ein Motorboot sie zu dem Anlegeplatz. „Danke, dass du gekommen bist“, rufen Jugendliche. Der Kapitän hilft Thunberg von Bord. Sie hat das große weiße Schild mit der schwedischen Aufschrift „Skolstrejk för Klimatet“, mit dem sie berühmt geworden, unter einem Arm.
Als sie ihre ersten Schritt an Land tut, wankt sie ein wenig. Aber sie geht unbeirrt weiter auf die kompakte Menschenmenge zu, die seit Stunden auf sie wartet. Die meisten Wartenden sind Teenager. Auch sie haben noch nie gewählt und fühlen sich bereits verantwortlich für die Zukunft des Planeten. Wie Greta Thunberg, deren Mutter Opernsängerin und deren Vater ein ehemaliger Schauspieler ist, die beide ihr Leben rund um den Aktivismus der Tochter umorganisiert haben, stammen auch die meisten jungen New Yorker Klimaaktivisten aus der gebildeten Mittelschicht.
„Wir alle haben Klima-Probleme“
Wenige Minuten nach ihrer Landung steht die Schwedin in ihrem schwarzen Overall auf einer Bühne unter zwei Bäumen am Rand der North Cove Marina. Vor ihr liegt der Finanzdistrikt von New York, hinter ihr der Hudson River, aus dem sie gerade gekommen ist und von wo aus die Freiheitsstatue alles überragt. Neben ihr stehen zwei Mädchen, die zwar ein wenig größer, aber noch jünger sind als sie. Die beiden begrüßen Thunberg wie langjährige Profis am Mikrofon.
„Greta bringt die Zukunft nach Amerika“, sagt die 14-jährige Alexandria Villaseñor. „Sie hat Hunderttausende von Jugendlichen ermutigt.“ Die New Yorkerin folgt seit Ende vergangenen Jahres dem Beispiel der Schwedin. Sie macht jeden Freitag, auch bei Schnee und bei brütender Hochsommerhitze, einen Schulstreik für das Klima auf einer Metallbank vor dem Sitz der Vereinten Nationen. Dabei trägt sie Wanderschuhe, wie auch an diesem Mittwoch an der Marina. Im Laufe der Zeit ist der Zirkel um Alexandria Villaseñor größer geworden. An diesem Tag hat sie sogar einen Pro-bono-Pressesprecher, der ihre Interviews organisiert. Aber von den Massen, die Greta Thunberg in Europa folgen, ist sie noch weit entfernt.
Als Zweite spricht die 17-jährige Xiye Bastida, die in Mexiko geboren ist und deren Familie nach einer extremen Trockenheit gefolgt von einer Überflutung in ihrer Region nach New York gezogen ist, wo kurz zuvor Hurrikan „Sandy“ gewütet hatte. „Wir alle haben Klima-Probleme – Schweden, Mexiko und New York“, sagt Xiye Bastida.
Dann stellt sie eine der vielen existenziellen Fragen, mit denen sich die Teenager um sie herum befassen: „Nächste Woche beginnt bei uns das neue Schuljahr. Aber wie sollen wir lernen, wenn die Gletscher schmelzen?“ Im Publikum erzählt ihre stolze Mutter, die Ethnologin Geraldine Patrick, wie ihre Tochter den Umweltclub an ihrer New Yorker Schule aufgemöbelt hat. „Diese Generation versteht, dass es darum geht, das Narrativ zu verändern und die Kommerzialisierung der Natur zu beenden“, sagt die Mutter.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Freitag 30. August 2019 um 8:15
Die Freude über Greta hielt sich in Grenzen.